Vor wenigen Tagen lud der Förderverein des Hegau-Jugendwerkes, der seit drei Jahren unter dem Namen Hegau-Helden firmiert, zu einer Comedy-Veranstaltung in die Hochrheinhalle in Gailingen ein. Nun laufen bereits die Vorbereitungen für eine Benefizveranstaltung in der neurologischen Rehaeinrichtung, die seit 53 Jahren in der Hochrheingemeinde beheimatet ist. Darüber hinaus präsentieren sich die Förderer bei einer Reihe weiterer Aktionen. Denn sie werben um Unterstützung und Unterstützer für ihr derzeit zentrales Projekt: Das Hegau-Jugendwerk baut gerade ein neues Eltern-Kind-Haus.
Die Hegau-Helden wollen dort Räume ausstatten, in denen sich die jungen Patienten und ihre Familien wohl fühlen können, sich zurückziehen, wenn sie es brauchen, und Austausch und Begegnung finden, wenn es ihnen danach steht.
100.000 Euro konnten sie schon spenden
Der Gesundheitsverbund des Landkreises Konstanz (GLKN), zu dem das neurologische Fachkrankenhaus und Rehabilitationszentrum für Kinder und Jugendliche mit Hirnschädigungen gehört, investiert 8,3 Millionen Euro in den Bau des neuen Eltern-Kind-Hauses. Die Freude war bei allen Beteiligten groß, als der Hegau-Helden-Vorsitzende Heinz Brennenstuhl der Klinikleitung beim Spatenstich im vergangenen Herbst einen Scheck über 100.000 Euro für die attraktive Ausstattung der Aufenthalts- und Rückzugsräume übergeben konnte.
Zur Einweihung möchte der Fördervereinsvorsitzende und ehemalige Bürgermeister Gailingens dann mit einem weiteren Scheck in der Tasche kommen. Mit diesem Geld hoffen die Hegau-Helden die neuen Räumlichkeiten noch stärker zu einem Zuhause auf Zeit für ihre jungen Patienten und ihre Eltern werden lassen zu können, und wieder ein Lächeln in deren Leben zu bringen.
Eltern sind wichtiger Teil der Thearpie
An erster Stelle steht die nahtlose und umfassende Rehabilitationsbehandlung mit ihrem großen diagnostischen und therapeutischen Angebot. Es reicht von der Übernahme der jungen Patienten mit Hirnschädigungen aus der Akutklinik bis hin zur schulischen, sozialen und beruflichen Wiedereingliederung. Darüber hinaus ist aber insbesondere für die jüngeren Patienten die Begleitung durch die Eltern und auch Geschwister, sowie das Zusammenwohnen mit ihnen für den Heilungsprozess ganz wesentlich.
Die Geborgenheit und Wärme baue Ängste ab, fördere die Motivation und beschleunige die Genesung. „Kinder und Jugendliche brauchen für ihre neurologische Rehabilitation auch ihre Eltern“, zitiert Brennenstuhl aus der Projektbroschüre.

Ihr ganzes Konto können die Hegau-Helden allerdings nicht für den Neubau plündern. Denn die Förderer finanzieren etwa auch eine Elternbegleitung mit, führt Schriftführerin Ute Schröder als ein Beispiel an. „Viele Eltern sind so traumatisiert“, erklärt Ina Rathje, Geschäftsführerin des Fördervereins und Pflegedirektorin des Jugendwerks. „Wir haben uns gesagt, wir müssen für sie ein Angebot schaffen, damit sie wieder in Kontakt mit anderen kommen.“
Der Förderverein trägt ebenfalls die Kosten für den Klinikclown. „Der ist für die Kinder und die Eltern ganz wichtig“, sagt Brennenstuhl. Als tolle Geschichte schildert er die tiergestützte Intervention – eine Tiertherapie unter anderem in Kooperation mit einem Pony-Hof.
Unterstützt wird auch die Anschaffung so mancher medizin-technischen Weiterentwicklung. Zu einer riesigen Verbesserung der Lebensqualität von kognitiv intakten Patienten, die nicht sprechen können, führe zum Beispiel die unterstützte Kommunikation, erklärt Ina Rathje. Die Patienten bedienen hierbei einen Computer mit den Augen. „So können sie ihre Bedürfnisse nach außen mitteilen.“
Digitalisierung bringt Praxis in die Theorie
Die Pflegedirektorin freut sich, dass dank der Hegau-Helden ihre Auszubildenden durch eine Virtual-Reality-Brille nun die Möglichkeit haben, Pflegesequenzen beliebig oft zu üben, ohne dafür am Patienten sein zu müssen. Im Moment hole das Jugendwerk auch viele Kollegen aus dem Kosovo. Dort erfolge die Ausbildung vorwiegend theoretisch. „Für sie ist dies eine gute Gelegenheit, praktische Fähigkeiten zu erwerben.“