Ein neues Zuhause auf Zeit, das benötigt das Hegau-Jugendwerk in Gailingen dringend, damit das Rehazentrum neue Patienten und deren Familien aufnehmen kann. Doch so ein Mammutprojekt braucht auch viel Vorlauf. Zwei Jahre nach dem Start der Planungen soll im Sommer 2024 der Bau endlich abgeschlossen sein und die ersten Familien einziehen können. Das berichtet Pflegedirektorin Ina Rathje bei einem Rundgang.

Bereits Ende Juni 2022 wurde der Neubau eines Eltern-Kind-Hauses beschlossen. Im Oktober dieses Jahres folgte dann der symbolische Spatenstich, mit dem der Bau des neuen Gebäudes auf dem Gelände des Hegau-Jugendwerks (HJW) eingeleitet wurde. Mit dem Gebäude kommen 26 neue Wohneinheiten hinzu, die Platz für Patienten und deren Familien bieten. Aktuell stellt das Hegau-Jugendwerk 158 Betten zur Verfügung für Kinder, Jugendliche und Erwachsene zwischen zwei und 27 Jahren.

So soll das Eltern-Kind-Haus des Hegau-Jugendwerk Gailingen mal aussehen
So soll das Eltern-Kind-Haus des Hegau-Jugendwerk Gailingen mal aussehen | Bild: Sven Neubauer

Jugendwerk ist eine besondere Einrichtung

Die Menschen kommen aus ganz Deutschland und teilweise aus dem europäischen Ausland. Die Patienten kommen dabei mit ganz unterschiedlichen Diagnosen nach Gailingen, erzählt die Pflegedirektorin Ina Rathje. Die Diagnosen gehen von einem Schädel-Hirn-Trauma über Schlaganfälle bis hin zur Behandlung von Frühchen. Darunter seien Kinder, die frühkindliche Entwicklungsstörungen haben. Aber es gibt auch eine Intensivstation, auf der die Kinder im Notfall sogar beatmet werden könnten.

„Wir sind per Gesetz eine besondere Einrichtung, die in diesem Bereich auch nicht vergleichbar ist“, sagt Barbara Martetschläger, kaufmännische Direktorin des HJW.

Das Hegau-Jugendwerk hat ein umfassendes Angebot an Therapien und Betreuung von jungen Patienten.
Das Hegau-Jugendwerk hat ein umfassendes Angebot an Therapien und Betreuung von jungen Patienten. | Bild: Arndt, Isabelle

Zu den klassischen Behandlungsmethoden wie Ergo-, Logo-, oder Physiotherapie kommen unter anderem noch Musik- oder tiergestützte Therapie hinzu. Außerdem gibt es die unterstützte Kommunikation. Das bedeutet, dass ein Endgerät für die Patienten spricht, weil sie selbst nicht mehr dazu in der Lage sind.

So werden zum Beispiel auf einem Tablet verschiedene Wort- oder Bildvorschläge gemacht und per Augensteuerung können die Patienten eine Antwortmöglichkeit auswählen, erklärt eine Mitarbeiterin. Ein solches Gerät koste bis zu 15.000 Euro, wurde bei dem Rundgang erklärt. Barbara Martetschläger berichtet von insgesamt „unglaublichen Heilungsverläufen“.

Das Eltern-Kind-Haus verkürzt Wartelisten

Um weiterhin für die jungen Patienten da zu sein, sei der Neubau wichtig. Laut Martetschläger könnten so auch die langen Wartelisten verkürzt werden. Dass Familien mitkommen können, habe sich bewährt: „Im Laufe der Jahre sind immer mehr Patienten durch die Eltern begleitet worden und das nimmt weiter zu“, erzählt die kaufmännische Direktorin. Das sei gut, da die Patienten ihre Familien in dem Heilungsprozess auch benötigen, ergänzt Martetschläger.

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Allerdings hat der Neubau seinen Preis: Das Eltern-Kind-Haus wird das Hegau-Jugendwerk 8 Millionen Euro kosten, das wird laut Martetschläger ohne Fördermittel finanziert. Hier kommen die Hegau Helden ins Spiel, der Förderverein des Hegau-Jugendwerks. Alles, was der Verein tut, kommt dem HJW zugute. „Seit Jahren werben wir für das Eltern-Kind-Haus und sind aktiv auf der Suche nach Spendern“, erklärt Heinz Brennenstuhl, Vorsitzender der Hegau Helden. Zu den Spendern gehört auch der Lions Club Radolfzell-Singen.

Freuen sich, dass ein neues Eltern-Kind-Haus gebaut wird (von links): Thomas Kleinstück, Präsident beim Lions Club Radolfzell-Singen, ...
Freuen sich, dass ein neues Eltern-Kind-Haus gebaut wird (von links): Thomas Kleinstück, Präsident beim Lions Club Radolfzell-Singen, Heinz Brennenstuhl, Vorsitzender der Hegau-Helden, Barbara Martetschläger, Kaufmännische Direktorin Hegau-Jugendwerk, Pflegedirektorin Ina Rathje, Michael Kowalski, Öffentlichkeitsarbeit, und Schatzmeister Michael Bingeser. | Bild: Sven Neubauer

Lions Club feiert 60. Geburtstag mit Spende

Der Lions Club Radolfzell-Singen unterstützt mit seinem Engagement soziale Projekte in Radolfzell, Singen und Umgebung. Ein besonderer Förderschwerpunkt liege auf der Unterstützung von sozial oder gesundheitlich benachteiligten Kindern. Kürzlich feierte der Lions Club sein 60-jähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass war der Club auf der Suche nach einem möglichen Spendenziel und sei auf das besondere Projekt der Hegau Helden gestoßen, berichtet der Lions-Club-Präsident Thomas Kleinstück.

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Wie Thomas Kleinstück erzählt, sei ihm das Projekt von seiner Frau ans Herz gelegt worden. Angetan von dem Vorschlag habe er es dem Club schließlich als Spendeziel angetragen, was auch die anderen Mitglieder überzeugt habe. Auf dem Christkindlemarkt in Radolfzell wurden dafür dann Spenden gesammelt. Dabei sei eine Summe von 12.500 Euro für das Eltern-Kind-Haus zusammengekommen.

Als die kaufmännische Direktorin von der Höhe der Spende erfuhr, reagiert sie etwas überrascht: „Das ist ja fantastisch.“ Auch Brennenstuhl ist sehr dankbar für die großzügige Spende. Damit werde unter anderem eine Teeküche und Mobiliar für Aufenthalts- und Rückzugsräume finanziert, heißt es in einer Pressemittelung.