Büsingen steckt zwischen Deutschland und der Schweiz ebenso wie zwischen Zukunft und Tradition. Der Ort verändert sich und mag doch seinen Charakter bewahren. Zwei, die die jüngere Geschichte der Exklave am Hochrhein nicht nur beobachten, sondern auch mitgestalten, sind Ursula Barner und Helmut Waldvogel.

Literatur ist ihre Leidenschaft

Ursula Barner ist nicht nur eine engagierte Pädagogin. Sie ist auch im Büsinger Dorfleben aktiv. Ihr Interesse gilt der Kultur im Dorf. In Sachen Musik hat der Gailinger Arzt Michael Psczolla die Kammermusiktage in der Bergkirche initiiert und Büsingen damit zu internationalem Renommee verholfen. Ursula Barners Wirkungsfelder waren und sind die Literatur, die darstellende Kunst und das Theater. 1990 ehrte der damalige Landrat Robert Maus im Landratsamt Konstanz die Büsinger Laienschauspieler und Hannes Barner, den Initiator, Autor und Regisseur des Freilichtspiels Eberhard Imthurn, das anlässlich der 900-Jahr-Feier aufgeführt wurde. Auch Barners damalige Frau Ursula bekam landrätliches Lob.

Ursula Barner im Büsinger Bürgerhaus.
Ursula Barner im Büsinger Bürgerhaus. | Bild: Wolfgang Schreiber

Die Zeit vor und während der Freilichtspiele war für sie eine sehr intensive Zeit, erinnert sie sich noch heute. Sie unterrichtete an der Schule in Büsingen, hatte zwei Kinder und musste sich um den Haushalt kümmern. Nicht nur ihr Mann, sondern die ganze Familie war bei den Freilichtspielen im Einsatz: Ihre Mutter Eva Weiss entwarf und nähte die Kostüme, ihr Bruder Joachim Weiss war für den Kulissenbau am Spielort zuständig.

Seit 2016 ist sie Schriftführerin des Kunstforums, das Kunstausstellungen im neuen Bürgerhaus organisiert. Das macht sie bis heute. Zusammen mit Frauen aus dem Vorstand hilft sie ihrem Bruder Joachim Weiss, der heute das Kunstforum präsidiert, die Vernissagen zu außergewöhnlichen Ereignissen zu machen.

Sie stellt Schriftsteller vor

Seit Schaffhausen und Singen am Hohentwiel die grenzüberschreitende Erzählzeit organisieren, stellt Ursula Barner als Aktuarin des Frauenvereins die Schriftstellerinnen und Schriftsteller vor, die nach Büsingen eingeladen werden. Dafür recherchiert sie intensiv in Bibliotheken, bei Buchverlagen und im Internet über die Vortragenden.

Ab 1994 war Ursula Barner 20 Jahre lang Gemeinderätin für die Liste der Bürger, Gewerbetreibenden und Landwirte und ab 1999 sogar Bürgermeister-Stellvertreterin. Wenn Bundestags- oder Landtags- oder Kommunalwahlen anstanden, war sie sie stets als Wahlhelferin oder im Wahlausschuss dabei. Im Jahr 2020 saß sie im Gemeindewahlausschuss und sorgte für eine reibungslose Wahl des Bürgermeisters beziehungsweise der Bürgermeisterin. Keine leichte Aufgabe in Zeiten der damaligen Pandemie.

Nach 46 Jahren als Lehrerin und auch einem Jahr als Rektorin der Büsinger Schule wurde Ursula Barner 2021 in den Ruhestand verabschiedet. Bürgermeisterin Vera Schraner überreichte ihr die Urkunde des Landes Baden-Württemberg, in der der Fachoberlehrerin für ihre treuen Dienste gedankt wird. Und bis heute wird Ursula Baner gefragt, ob sie einspringen kann, wenn eine Lehrerin krank wird. Ja, sie kann. „Die Schule liegt mir eben sehr am Herzen“, erklärt sie.

Im Bürgerhaus Büsingen arbeitet die Gemeindeverwaltung.
Im Bürgerhaus Büsingen arbeitet die Gemeindeverwaltung. | Bild: Wolfgang Schreiber

Ein Landwirt, der gern anpackt

Als Helmut Waldvogel im Juli dieses Jahres aus dem Gemeinderat ausschied, behielt er eine Aufgabe, die er schon hatte, bevor er vor 20 Jahren in den Rat gewählt wurde. Er war und ist für die Feldstraßen oder Flurwege der Gemeinde zuständig. „Mindestens noch zwei Jahre mache ich das“, schränkt er ein. Ob ihm die Flurwege besonders am Herzen liegen? Eigentlich nicht, aber er weiß, wie wichtig intakte Flurwege für die Landwirte sind.

Sie müssen die Wege uneingeschränkt befahren oder begehen können, um ihre Grundstücke land- und forstwirtschaftlich nutzen zu können. Auch Fußgänger und Radfahrer dürfen Flurwege ohne besondere Erlaubnis benutzen.

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Aufgabe vom Vater übernommen

Schon sein Vater kümmerte sich um die Instandhaltung der vielen Feldwege in der flächenmäßig großen Gemarkung Büsingen. Nachdem sein Vater aufgehört hatte und der Zustand der Wege danach immer schlechter wurde, habe er die Sache selbst in die Hand genommen. Diese zupackende Art zeichnet ihn aus.

Das bestätigte auch Bürgermeisterin Vera Schraner, als sie Helmut Waldvogel nach 20 Jahren für die Liste der Bürger, Gewerbetreibenden und Landwirte im Gemeinderat feierlich verabschiedete. Sie bezeichnete ihn als pragmatisch, zielgerichtet und alles was er anpackte, habe Hand und Fuß. Als Bürgermeisterstellvertreter habe er sich in dem für Büsingen sehr wichtigen Ausschuss für Exklavenfragen mit Elan eingesetzt, so die Bürgermeisterin. Er war in dieser Angelegenheit mit der Bürgermeisterin in Berlin und hat das Büsinger Anliegen sowohl im Bundesministerium für Finanzen wie auch im Auswärtigen Amt vorgetragen.

Helmut Waldvogel war Büsingens Vizebürgermeister.
Helmut Waldvogel war Büsingens Vizebürgermeister. | Bild: Wolfgang Schreiber

Das Engagement des gelernten Landwirts, der mit seiner Familie, also Ehefrau Petra, Tochter Alina und Sohn Marvin, auf einem Aussiedlerhof lebt und arbeitet, fand für die Gemeinde auch außerhalb des Gemeinderates in Vereinen statt, diesen, wie es heißt: Schulen der Demokratie. Der Feuerwehr gehörte er während 25 Jahren an. Im Turnverein war er Haupt- und Jugendleiter. Im Fußballclub setzte er sich als Gemeinderat dafür ein, dass dieser ein Clubhaus und einen Kunstrasenplatz bekam.

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Büsingen in Zahlen, Daten, Fakten

Kreis: Konstanz

Fläche in ha: 762

Einwohner: 1384

Einwohner pro km²: 182

Durchschnittsalter: 51,3

Miete pro m²: 10,39

Wohnung Kaufpreis pro m² in Euro: 3415,41

Haus Kaufpreis pro m² in Euro: 4214,90

Pendler: 72 ein, 305 aus

Bildung: Grundschule mit rund 60 Schülerinnen und Schülern

Bautätigkeiten: Keine Baugebiete, keine freien Bauplätze und aktuell keine Planung

Bild 4: So machen wir Büsingen besser: Zwei sorgen für Kultur und Infrastruktur
Bild: Kerstan

Fernverkehr: nein

Regionalbahn: nein

Nahversorgung: ja

Schwimmbäder: Strandbad Lido am Rhein

Gastro: ja, vier Betriebe

Hausärzte: 0

Pflegeheime/Seniorenzentren: Seniorenwohngemeinschaft mit Pflegestufe

Kitaplätze: Es gibt zehn Plätze für Kinder unter drei Jahren und 60 für Kinder über drei Jahren, 20 davon in einer Waldgruppe. Nach dem Ausbau einer Waldgruppe gibt es keine Warteliste.