Joachim Klose ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit. Für die Nachfahren der Gailinger Jüdinnen und Juden in aller Welt ist er ein wichtiger Ansprechpartner. Für sie leistete er wertvolle historische Recherchearbeit zu den Schicksalen ihrer Vorfahren. Damit hat er wesentlich und in besonderem Maße zur positiven Ausstrahlung und Reputation der Gemeinde beigetragen, erklärte Bürgermeister Thomas Auer bei der Verleihung des Landesehrennadel am vergangenen Wochenende.

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Der in Zürich lebende Alain Gut stellte fest: Trotz der Auslöschung der jüdischen Gemeinde in Gailingen ist der Ort bis heute ein Bezugspunkt für die in aller Welt verstreuten Nachfahren ehemaliger Gailinger Jüdinnen und Juden geblieben. Dies sei maßgeblich Joachim Kloses unermüdlichen und ehrenamtlichen Engagement zu verdanken. Gut ist Vorsitzender des Vereins zur Erhaltung des jüdischen Friedhofs in Gailingen und kennt Joachim Klose seit dessen Eintritt in den Förderverein für jüdische Geschichte Gailingen im Jahr 2007. Intensiviert wurde dieses Kennen- und Schätzenlernen, als der Verein das Jüdische Museum Gailingen gründete.

Zum Ehrenmitglied ernannt

„Du warst ein absoluter Glücksfall für Gailingen und hast in Gailingen tiefe Spuren hinterlassen“, sagte Heinz Brennenstuhl, ehemaliger Bürgermeister Gailingens und Vorsitzender des Vereins für jüdische Geschichte Gailingen, als er Klose zum Ehrenmitglied des Vereins ernannte. Brennenstuhl erwähnte, dass das Museum in Fachkreisen hoch gelobt werde.

Der Aufbau des Museums, der Aufbau einer umfangreichen genealogischen Datenbank und eines umfangreichen Netzwerkes in der Gedenkstätten- und Museumswelt Baden-Württembergs, seien und blieben mit Joachim Klose verbunden.

Joachim Klose (Mitte) mit Urkunde Ehrenmitglied des Vereins für jüdische Geschichte Gailingen, flankiert von Bürgermeister Thomas Auer ...
Joachim Klose (Mitte) mit Urkunde Ehrenmitglied des Vereins für jüdische Geschichte Gailingen, flankiert von Bürgermeister Thomas Auer und Philipp Klose (von links) sowie von Michael Psczolla und Heinz Brennenstuhl.

Von Basel über Endingen, Lengnau, Diessenhofen, Frauenfeld, Gailingen, Konstanz bis nach Hohenems kenne man ihn, und weit darüber hinaus. In den 16 Jahren seiner ehrenamtlichen Tätigkeit hat Klose Führungen gemacht, Ausstellungen organisiert, Vorträge gehalten und Fachgruppen, Schüler und Studenten bei Recherchen und Prüfungen begleitet. Unvergessen bleibt auch, so Heinz Brennenstuhl, die Begleitung der Narrentage 2018.

Was noch gemacht werden muss

In seiner Dankesrede freute sich Joachim Klose, der inzwischen in der Nähe von Kempten im Allgäu lebt, über die ihm zuteil gewordene Ehre und besonders über die vielen Menschen, die zu seiner Feier gekommen waren. Er sprach das Ereignis an, das ihn vor einiger Zeit aus der Bahn geworfen hatte: ein Schlaganfall. Deshalb konnte ich nicht zu Ende bringen, was ich noch vorhatte.

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Klose, der in Begleitung seines Sohnes Philipp von Kempten nach Gailingen gekommen war, sagte der Festgemeinde, er sei froh, dass der Verein es zugelassen habe, dass ich er mal anrufen darf. „Ich habe noch einiges vor, das noch gemacht werden muss. Ich will mich von Gailingen nicht so verabschieden, dass ich ganz aus der Welt bin“, sagte Klose abschließend.

Sie kamen, um ihn zu ehren

Kein Wunder, dass zur Ehrung von Joachim Klose viele seiner Wegbegleiterinnen und Wegbegleiter in den Guggenheim-Saal des jüdischen Museums gekommen sind und von Bürgermeister Auer begrüßt wurden: Heike Schmieder-Wasmuth, Ehrenmitglied des Vereins, Jürgen Stille, Vorstandsmitglied des Vereins, Carmen Scheide, Historikerin an der Uni Bern und Mitglied im Vorstand des Vereins, Erik Petry von der Uni Basel und Mitglied des wissenschaftlichen Beirats des Vereins.

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Außerdem kamen: Gert Wolf, jüdischer Bürger von Wangen am Untersee mit seiner Tochter Deborah Wolf, Anne Overlack, Schriftstellerin von Moos-Bankholzen, Clemens Fleischmann in Vertretung seines Vaters Dieter Fleischmann aus Randegg. Aus Diessenhofen Lucia Cavegn, Leiterin des Museums Kunst und Wissen mit Christine Kolitzus. Der evangelische Pfarrer Mathias Stahlmann und der katholische Pfarrer Claudius Stoffel, der Arzt Michael Psczolla mit Frau aus Gailingen, der gesamte Gailinger Gemeinderat, die Gailinger Judith Schneble, Günter Schneble, Herbert Kästle, Manfred Werner, Klaus Tritschler und Berd Schuckert.

Wie selbstverständlich waren auch die wissenschaftliche Mitarbeiterin des Museums Sarah Schwab, die heute das jüdische Museum in Augsburg leitet, Dr. Ina Appel, wissenschaftliche Mitarbeiterin im jüdischen Museum und Nachfolgerin von Joachim Klose, Doreen Heuer, Schriftführerin des Vereins, vor Ort. Nicht zu vergessen Philipp Gärtner mit Frau, der Erste Landesbeamte des Landkreises Konstanz, Stellvertreter von Landrat Zeno Danner.

Die Feier wurde musikalisch stilvoll umrahmt vom Duo Klezmer Wiiber: Jutta Bogen aus Konstanz mit der Geige und Carlotta Wolf aus Ramsen mit dem Akkordeon.