Er ist kein gebürtiger Ur-Gailinger, doch er wird im Ort respektvoll Museumsdirektor genannt. Eigentlich gibt es diesen Titel gar nicht. Doch Joachim Klose hätte ihn verdient, denn seit dem Jahr 2007 engagiert er sich für das Jüdische Museum in Gailingen. Nun soll er am Sonntag, 26. November, mit einer silbernen Ehrennadel geehrt werden.
Dabei war es fast schon Zufall, dass Klose überhaupt langjähriger Leiter des Museums geworden ist: Heinz Brennenstuhl, Gailingens früherer Bürgermeister, war nach einem Vortrag des Gailinger Historikers Detlev Girres im April 2007 auf ihn aufmerksam geworden. Als Zuhörer des Vortrags interessierte sich Joachim Klose damals für den Förderverein Bürgerhaus und signalisierte schließlich sofort seine Mitarbeit. Denn im Bürgerhaus sollte ein Museum eingerichtet werden, das an die jüdischen Mitbürger Gailingens erinnert.
Interesse für jüdische Mitbürger entsteht früh
Klose lebte damals als Pensionär mit seiner Frau in Büsingen. 1948 geboren, ist Joachim Klose mit einem Bruder in Hamburg aufgewachsen. Sein Vater führte dort eine Arztpraxis. Zu seinen Patienten zählten damals viele jüdische Hamburgerinnen und Hamburger, erinnert sich Joachim Klose. Das sei in den Nachkriegsjahren nicht selbstverständlich gewesen. Die bekannteste und prominenteste Patientin, erzählt auch Heinz Brennenstuhl, war Ida Ehre, Schauspielerin, Regisseurin und Theaterleiterin.
Nach dem Abitur begann Klose eine Lehre als Bankkaufmann bei der MM Warburg-Brinkmann, Wirz und Co. Bank in Hamburg. Eric Warburg, Nachfahre der jüdischen Gründerfamilie Warburg, legte damals Wert darauf, dass seine Auszubildenden nicht nur das Bankgeschäft erlernen, sondern auch kundig sein sollten über das Judentum und die jüdische Geschichte. So kam Klose schon früh mit der jüdischen Geschichte in Berührung.
Von Hamburg ging er nach München zur Bayrischen Landesbank und arbeitete für sie auch in New York. Dort wohnte seine Familie in einem Haus mit jüdischen Familien, die der aus Deutschland kommenden Familie Klose gegenüber keinerlei Antipathie zeigten, sondern sehr hilfsbereit waren, erinnert sich Joachim Klose. Er habe bis heute Kontakt zu den New Yorker Familien.
Mit seiner Familie kehrte er schließlich nach Deutschland zurück, in die Bankniederlassung in Berlin. Dort blieb er bis zu seinem Ruhestand. Die Söhne waren da längst selbstständig, der eine lebt bei Düsseldorf, der andere in Kempten. „Meine Frau und ich, wir wollten als Pensionierte irgendwo in die Bodenseeregion“, sagt er. Zuerst wurden sie in Büsingen fündig. Später, als er ehrenamtlich für das Jüdische Museum in Gailingen arbeitete, zogen sie nach Gailingen.
2019 bekommt Joachim Klose die Verdienstmedaille verliehen
Joachim Klose war Feuer und Flamme für den Aufbau des Jüdischen Museums in dem Gebäude gegenüber der Synagoge, in dem einst der Rabbiner mit seiner Familie lebte. Die Gemeinde renovierte das Haus und machte daraus ein Bürgerhaus – auch mit der Absicht, das vom Verein jüdischer Geschichte getragene Museumsprojekt dort unterzubringen, erzählt Klose.
Zusammen mit Detlev Girres als Vereinsvorsitzendem kümmerte sich Klose ehrenamtlich um das Tagesgeschäft des Vereins. „Diese Arbeit ist wahrscheinlich das Sinnvollste, was ich bisher in meinem Leben gemacht habe“, sagt er. Klose, der sich nun aus gesundheitlichen Gründen zurückgezogen hat, erhielt 2019 die Verdienstmedaille der Gemeinde Gailingen.
Am Sonntag, 26. November, wird er auf Initiative des amtierenden Bürgermeisters Thomas Auer mit der Ehrennadel des Landes Baden-Württemberg ausgezeichnet. Die Auszeichnung findet um 14.30 Uhr im Bürgerhaus statt. Die silberne Ehrennadel wird vom Ministerpräsidenten Baden-Württembergs, Winfried Kretschmann, verliehen. Überreicht wird sie bei dem Festakt von Thomas Auer.