Einen Hausarzt braucht jeder. Er übernimmt nicht nur die grundlegende medizinische Versorgung, sondern überweist gegebenenfalls auch an den entsprechenden Facharzt. In Engen gibt es aktuell acht Hausärzte in Einzel- und Gemeinschaftspraxen sowie eine Praxis, die Teil eines privaten Medizinischen Versorgungszentrums (MVZ) ist. Noch ist die Versorgung in Engen laut aktueller Erhebung gut, sie könnte sich aber auf absehbare Zeit deutlich verringern. Deshalb macht sich die Stadtverwaltung jetzt auf die Suche nach Konzepten, um einen Hausärztemangel möglichst zu verhindern. Im Raum steht dabei unter anderem die Schaffung eines MVZs, bestätigt Bürgermeister Frank Harsch auf SÜDKURIER-Nachfrage. Ein Gutachten soll jetzt klären, welche Lösung für Engen sinnvoll wäre.

„Wir sind seit Wochen und Monaten an dem Thema dran und machen uns Gedanken, wie das weitergehen kann“, sagt Bürgermeister Frank Harsch. Erste Gespräche zwischen ihm und der niedergelassenen Ärzteschaft ebenso wie die Altersstruktur der Ärzte wiesen darauf hin, dass einige Ärzte kurz- bis mittelfristig ausscheiden würden, so Harsch. Die verbleibenden Praxen, inklusive der im Umland, könnten das nicht auffangen, so die erste Erkenntnis.

Auch von der SPD gibt es einen Antrag

Auch die SPD-Fraktion im Gemeinderat sieht konkreten Handlungsbedarf. Sprecherin Conny Hoffmann stellte im April einen Antrag zur „Sicherung des Gesundheitsstandorts Engen“. Darin fordert die SPD einen Beschluss zur Erarbeitung des aktuellen Stands der Gesundheitsversorgung durch die Stadtverwaltung. Bis zum Sommer solle, so der Antrag, nicht nur eine Bewertung der aktuellen Sachlage vorliegen, sondern auch verschiedene Optionen zur Verhinderung eines Ärztemangels zur Diskussion im Rat vorliegen.

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In ihrem Antrag führt die Engener SPD Lösungsansätze wie beispielsweise die Gründung eines kommunalen oder ein privaten MVZs auf. Die Versorgungszentren sind für viele Ärzte attraktiv, weil der bürokratische Teil der Arbeit wegfällt und so mehr Zeit zum Praktizieren, also Zeit am Patient bleibt. die Mediziner hier angestellt sind und ihnen der verwalterische Part abgenommen wird. Die Stadtverwaltung Engen setzt bei diesem Thema auf professionelle Beratung. Derzeit analysiert das Beratungsbüro Dostal und Partner den Ist-Zustand und ermittelt, welche Maßnahmen für Engen in Frage kommen würden.

Die Lösung muss wirtschaftlich sein

„Die Frage ist, kann die Stadt hier einen Beitrag leisten“, so Harsch zur Verhinderung eines Hausärztemangels. Die aktuelle Untersuchung finde komplett ergebnisoffen statt. Es müsse nicht zwangsläufig ein MVZ sein, das würden auch nicht alle Ärzte wollen, so der Tenor nach den Gesprächen mit den Ärzten. Gegenüber dem SÜDKURIER stellt Harsch fest, dass die Stadtverwaltung eine gute Ärzteversorgung wolle. Gleichzeitig macht er aber auch deutlich, dass die Lösung nicht unbedingt eine mit städtischer Beteiligung sein muss: „Die Kommune ist kein Auffangnetz für alles. Die Stadt kann und will nicht draufzahlen“, sagt Harsch ganz deutlich.

Das Thema Ärzteversorgung betrifft nicht nur Engen, sondern die Kommunen im gesamten Hegau. Gerade wurde am Hegau-Bodensee-Klinikum in Singen ein neues MVZ eröffnet. Ende 2023 wurde eine neue MVZ GmbH im Hegauer Süden gegründet. Seit 1. April 2024 gibt es in den ehemaligen Praxisräumen von Joachim Kaiser in Gottmadingen und Michael Psczolla in Gailingen ein MVZ. Zum Herbst 2025 soll das in die alten Gebäude der Sparkasse umziehen. Die Trägerschaft verteilt sich zu zwei Dritteln auf die Gemeinde Gottmadingen und zu einem Drittel auf Gailingen. Die kaufmännische Verantwortung liegt bei der Gesellschaft Dostal Medical Office.

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Das ist eine hundertprozentige Tochter des Beratungsbüros Dostal und Partner, das auch gerade in Engen tätig ist. Eine ähnliche Zusammenarbeit wie im Bereich Gottmadingen und Gailingen sei grundsätzlich auch für Engen denkbar, sagt Harsch und verweist darauf, dass die praktischen Erfahrungen anderer Kommunen zum Beratungsbüro geführt hätten. Er geht derzeit davon aus, dass eine Konzeption bis Anfang Herbst vorliegen wird.