Kann man das überhaupt: Wohnen zwischen Bahngleis und Straße? Architekt Daniel Binder, der die Pläne für das große Mehrfamilienhaus gezeichnet hat, gibt sich gelassen. „Schau‘n wir mal“, antwortet er vage auf die SÜDKURIER-Anfrage. Binder ist bekannt für außergewöhnliche Architektur: So hat er in Singen die Hüllen für die beiden Art & Car Museen (MAC) des Ehepaars Hermann und Gabriela Unbehaun-Maier gezeichnet.
In seiner Heimatgemeinde Gottmadingen hat er nun den Entwurf für 21 Wohnungen in der Johann-Georg-Fahr-Straße 25-27 vorgelegt. Zu den genaueren Details will er sich allerdings erst äußern, wenn auch die Baugenehmigung erteilt ist. Die scheiterte jedoch im Ausschuss für Technik und Umwelt an den offenen Fragen in der Stellplatzfrage.

25 Wohnungen sollen in zwei Baukörpern entstehen
Stadtplanerin Olga Gozdzik erläuterte das Projekt, über das der Rat im Rahmen einer Bauvoranfrage vor längerer Zeit schon einmal diskutiert hatte. „Mittlerweile sind die Grundrisse sehr ausdifferenziert“, erklärte Gozdzik, räumte zugleich aber auch ein, dass es sich um eine herausfordernde Situation direkt am Bahngleis handele.
Das Vorhaben besteht aus zwei Baukörpern: einem Gebäude mit 21 Wohnungen mit einer Größe von 53 bis 110 Quadratmetern und einem kleineren Gebäude mit vier Wohneinheiten. Angesichts der allgemeinen Wohnungsnot wird das Projekt begrüßt. Noch dazu soll ein Grundstück im Ortskern verwertet werden, das bisher für den Wohnbau eher ausgeschlossen wurde. Doch die direkte Anbindung an den Bahnhof sieht der Planer als Vorteil vor allem für Berufspendler.

Neubau wird knapp 25 Meter hoch – einer stört sich daran
Acht Geschosse soll der große Block in die Höhe ragen. Im Bauamt ging man der Frage nach, ob sich der Komplex in die Umgebung einfügen wird. Olga Gozdzik zog die auf der gegenüber liegenden Straßenseite liegenden Wohnblocks als Vergleich heran. Die Höhe des geplanten Komplexes bleibe knapp unter 25 Metern und entspreche nahezu der Höhe der bestehenden Häuser. „Das Haus fügt sich also ein“, folgert sie. Während der größere Teil mit acht Geschossen in die Höhe ragen soll, ist der kleinere Bau dreigeschossig geplant.
Beide Häuser werden mit Flachdächern ausgestattet. Allerdings gibt es noch einen Schönheitsfehler in den Plänen, der dafür verantwortlich ist, dass die Ausschussmitglieder dem Vorhaben die Zustimmung versagten. Es geht um 18 Parkplätze, die auf dem benachbarten Grundstück in Richtung Bahnhofsgebäude untergebracht werden sollen.
Daniel Binder räumt ein: „Wir müssen die Ausrichtung der Stellplätze noch optimieren.“ Hauptsächlich gehe es um den Erhalt der Bäume in der Johann-Georg-Fahr-Straße. Insgesamt sind 19 oberirdische Stellplätze und zwei Garagen geplant. Binder geht davon aus, dass es sich dabei um eine Formsache handle. Das sieht auch Olga Gozdzik im Namen der Verwaltung so.
Norbert Fahr (FWG) stieß sich als einziger an der Höhe des größeren Gebäudes. Nach seinem Empfinden füge sich der Block nicht in die Umgebungsbebauung ein und müsste deshalb mindestens zwei Stockwerke niedriger gebaut werden. Bei der Abstimmung enthielt er sich.
Ansonsten stimmten die Ausschussmitglieder unter der Leitung von Bürgermeisterstellvertreter Martin Sauter dafür, dem Antrag das Einvernehmen aus formalen Gründen zu versagen. Damit wird im Genehmigungsverfahren noch eine Extrarunde durch die Gremien nötig.