Bei diesem Projekt treffen Wunsch und Wirklichkeit hart aufeinander. Die Mirabellenwiese ist verkauft, ein Gewinnerentwurf eines Architektenwettbewerbs gibt es auch. Soweit zu den Tatsachen. Und doch haben die Anwohner und Nachbarn der Wiese den Wunsch, die Grünfläche zu erhalten, nicht aufgegeben. Im Rathaus haben die drei Investoren Dominik Ruch, Daniel Binder und Linus Vögele die Entwürfe ausgestellt und sich selbst den Fragen interessierter Bürger gestellt. 4,15 Millionen Euro haben sie für das Grundstück neben dem ehemaligen Krankenhaus bezahlt. Und hoffen auf einen reibungslosen Planungsprozess.

Ein wichtiges Grundstück in der Stadt

„Es ist ein wichtiges Grundstück in der Stadt“, sagt Linus Vögele am Rande der Entwurf-Präsentation. Die Aufruhr unter den Nachbarn und Anwohnern sei mittlerweile abgeflacht, so seine Beobachtung. Als Grund dafür sieht er auch die Tatsache, dass er und seine Investoren-Kollegen keine Fremden in der Stadt sind. „Wir sind aus Radolfzell und wollen auch hier etwas Gutes für die Mettnau schaffen“, formuliert Dominik Ruch seine Motivation.

Ein Modell des Siegerentwurfs der Bebauung der Mirabellenwiese.
Ein Modell des Siegerentwurfs der Bebauung der Mirabellenwiese. | Bild: Schneider, Anna-Maria

Mit den Plänen von den drei Gebäuden – das südlichste Gebäude hat drei und die anderen beiden haben vier Geschosse plus jeweils ein Dachgeschoss – sind die Investoren sehr zufrieden. Für den Standort sei dieser Entwurf optimal gestaltet, sagt Linus Vögele. Die Gebäude seien von der Höhe her noch immer unterhalb der Höhe des ehemaligen Krankenhausgebäudes und durch die zurückgesetzte Lage würden sie von der Scheffelstraße aus auch nicht so eindrucksvoll zu sehen sein. „Der Gewinnerentwurf ist der angenehmste von allen“, so Vögele.

Nachbarn sehen die Pläne weniger positiv

Dieser Aussage würde Hans-Jochen Baeuerle eher nicht zustimmen. Er ist direkter Anwohner der Mirabellenwiese und hat sich mit einer Bürgerinitative stark gemacht gegen eine geplante Bebauung. Sein Vorschlag war es, die Wiese in Einzelgrundstücke zu teilen und für Einfamilienhäuser zu veräußern. Dieser Idee folgte der Spitalfonds als Besitzer des Grundstücks nicht und veräußerte es als Ganzes. „Ich bin erstaunt, dass es nicht maximal bebaut ist“, so Baeuerle.

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Dennoch fehlten ihm noch wichtige Darstellungen in den Plänen, um sich abschließend eine Meinung bilden zu können. Die Zuwege zu den Gebäuden seien ihm nicht ganz klar und auch im Plan nicht deutlich gekennzeichnet. Auch die Grundstücksgrenzen seien nicht klar dargestellt, kritisiert er. „Auf dem Plan sieht es so aus, als würde mein Garten zur Grünfläche, die erhalten wird, dazugehören“, so Baeuerle.

Sorge um die Bäume und deren Wurzeln

Eine große Sorge bereitet ihm auch der Umgang mit den Bäumen durch die Bauarbeiten. Er befürchtet, dass durch das Ausheben für die geplante Tiefgarage das Wurzelwerk angrenzender Bäume – auch die auf seinem Grundstück – beschädigt werden könnten. Etwas Positives sieht Hans-Jochen Baeuerle aber: „Ich bin froh, dass die Zahlung für den Kauf des Grundstücks geleistet wurde und der Spitalfonds das Pflegeheim zu Ende bauen kann.“

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Eine andere Nachbarin der Mirabellenwiese ist Oktavia Kamra, die wenig diplomatische Worte für den Entwurf findet. „All unsere Befürchtungen sind wahr geworden“, sagt sie. Die Bebauung sei massivst, so ihre Einschätzung. Und dagegen wolle sie sich mit allen Mitteln zur Wehr setzen. „Das hier ist auch nicht im Interesse Radolfzeller Familien“, so Kamra.

Doch es geht ihr auch um den Wert ihres eigenen Grundstücks. Laut Kamra sei mit dem Bau der drei Wohnblocks die erlaubte Versiegelung im Bereich hinterer Mettnau erreicht. Heißt: Niemand mehr in der Gegend dürfte auf seinem Grundstück anbauen, so ihre Befürchtung.

Die Suche nach einem Miteinander

Für die Angst vor Veränderung hat Karin Vögele, Geschäftsführerin von Manz Immobilien, bis zu einem gewissen Grad Verständnis. Sie steht dem Investoren-Trio tatkräftig zur Seite und hat viele Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern zu der geplanten Bebauung geführt. „Wir haben versucht, alle mit ins Boot zu holen und ein Miteinander zu finden“, sagt sie. Dass auf der Wiese gebaut werde, sei nun einmal eine Tatsache, dennoch wolle man niemanden vor den Kopf stoßen, versichert Karin Vögele. Dem Wunsch nach viel Grünflächen und Bäumen habe man mit dieser Planung Rechnung getragen. Auch wenn man nicht alles an Pflanzen und Grün erhalten könne, wolle man versuchen möglichst viel wieder aufzubauen. „Es ist auch die Chance auf etwas Neues“, sagt sie.

Bis gebaut werden kann, müssen noch einige Hürden genommen werden. Unter anderem muss der Gemeinderat der Bebauung noch zustimmen und die Pläne müssen in die Offenlage. Hier haben Anwohner und Nachbarn die Gelegenheit, Einwände zu erheben. Und damit ist angesichts der Vorgeschichte auch zu rechnen.