„Wir warten auf die Post, aber sie kummt net, kummt net“. Mit diesem etwas abgewandelten Musiktitel der Ulk-Band DÖF aus den 80er-Jahren lässt sich ein Dilemma umschreiben, das Gottmadinger gar nicht lustig, sondern höchst ärgerlich finden. Sie monieren, dass erwartete Postsendungen teils wochenlang nicht zugestellt werden. Betroffen seien einige Bezirke des Ortes, das Problem betreffe aber auch andere Teile von Gottmadingen. Die Deutsche Post begründet dies auf Anfrage mit Krankheitsfällen. Sie beklagt auch permanenten Personalmangel. Es gebe derzeit eine groß angelegte Kampagne, um neue Beschäftigte zu gewinnen.
„In einigen Bezirken von Gottmadingen wird schon seit Wochen keine Post oder nur schleppend zugestellt“, klagt Ulrich Leber. Dies betreffe auf seine Nachfragen hin bei Bekannten und Nachbarn unter anderem den Bezirk Schrotzburg-/Siebler- und Edelweißstraße. „Ich erwarte bisher vergeblich unter anderem zwei dringende Schreiben, die vor einigen Wochen vom Absender abgeschickt worden sind. Ebenso auf die abonnierten wöchentlichen Zeitschriften“, erklärt Leber frustriert.
Briefkästen bleiben sieben Tage lang leer
Nachfragen bei der Deutschen Post AG seien mangels Erreichbarkeit ins Leere gelaufen. Bei anderen Zusteller-Firmen, wie der zum SÜDKURIER-Medienhaus gehörende Anbieter Arriva, klappe die Zustellungen reibungslos. „Hat die Deutsche Post AG nicht den Auftrag, die Sendungen in spätestens zwei Tagen zuzustellen? Die vergangenen sieben Tage sind unsere Briefkästen leer geblieben. An der Pandemie oder an Putins Krieg kann das wohl nicht liegen“, so der verhinderte Adressat.
Auch über Facebook gibt es massive Klagen
„Seit Wochen wird im gesamten Ort die Post und Pakete schleppend oder gar nicht mehr zugestellt“, klagt ein weiterer Gottmadinger, Oliver Müller. Er selbst erhalte die Post, wie das an zwei Wochentagen erscheinende Abo eines Sportmagazins, nicht mehr. Auf online bestellte Ware warte er seit Wochen. In sozialen Netzwerken wie Facebook berichten viele Nutzer, dass keine Post mehr in Gottmadingen zugestellt werde. Das ziehe sich durch den gesamten Ort.
Eine Mitbürgerin sei Samstag gar zum Verteilerzentrum nach Rielasingen gefahren, um dort ihre private Post abzuholen, die sich dort inzwischen staple, sagt Müller. „Ich habe bereits die Bundesnetzagentur angeschrieben, jedoch keine Antwort erhalten. Versuche, bei der Post anzurufen, waren bisher vergebens“, betont er. „Wichtige Dokumente werden nicht zugestellt. Mitmenschen warten auf ihre Rentenbescheide“, sagt er.
Pandemie macht auch der Post zu schaffen
Und was sagt die Deutsche Post zu den massiven Vorwürfen? „Die Sommer-Infektionswelle, die derzeit zunehmend ganz Deutschland erfasst, geht auch an uns nicht spurlos vorbei. Bisher sehen wir aber keine auffälligen Häufungen an einzelnen Standorten“, erklärt Marc Mombauer, Pressesprecher der Deutschen Post AG mit Sitz in Stuttgart. Aufgrund der dynamischen Entwicklung sei jedoch nicht auszuschließen, dass es in vereinzelten Regionen vorübergehend auch einmal zu Verzögerungen in den Betriebsabläufen komme.
„Dank unserer vorausschauenden Notfall- und Pandemie-Planung sind die Auswirkungen für unsere Kunden jedoch eher gering. Hierbei kommen uns auch die Erfahrungen aus den beiden vorangegangenen Jahren zugute, wo die Deutsche Post bereits auf pandemiebedingte Einschränkungen reagieren mussten und größere Ausfälle in unseren Betriebsstätten und in der Zustellung von Briefen und Paketen erfolgreich verhindern konnten“, sagt der Pressesprecher.
Deutsche Post bittet um Entschuldigung
Darüber hinaus habe auch die Post allgemein mit Personalknappheit zu kämpfen. Die Gewinnung von neuen Beschäftigten sei aktuell auch für viele andere Branchen schwer. „Sollte die Zustellung in Gottmadingen derzeit punktuell nicht in der Qualität erfolgen, wie es unsere Kunden gewohnt sind, bitten wir dies zu entschuldigen“, betont Mombauer. „Wir nehmen jede einzelne Beschwerde unserer Kunden ernst und sind immer bereit, den konkreten Fällen nachzugehen“, so der Pressesprecher.