Wer momentan ein Päckchen bei der Post abgeben oder abholen möchte, sollte Wartezeit einplanen. Rund 30 Minuten hat Christian Siebold von der Singener Siedlergemeinschaft neulich gewartet, bis er endlich ein Paket abholen konnte. Drei von fünf Schaltern waren geschlossen, wie er berichtet. Rund 25 Menschen hat er am Ende in der Schlange hinter sich gezählt. Und das ist kein Einzelfall, wie die Post einräumt. Grund seien aber nicht nur interne Personalprobleme, sondern auch das veränderte Konsumverhalten von Singenern: „Bei unserer Filiale in Singen gehen wöchentlich mehrere hundert Pakete ein, die nicht direkt an den Empfänger zugestellt werden können und in unserer Filiale hinterlegt werden. Wir beobachten, dass Zahl dieser Sendungen zunimmt“, erklärt Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier auf Nachfrage. Dabei mache sich auch die geschlossene Post-Filiale in der Südstadt sich bemerkbar.
„Die Personalsituation in der Filiale in Singen ist derzeit angespannt. Der Grund dafür sind Personalausfälle, die wir bisher nicht ausgleichen können“, erklärt ein Postbank-Sprecher auf Nachfrage. Dabei würden Krankheitsfälle und Urlaubszeit zusammen kommen. Vertreter würden versuchen, besonders am späten Vormittag, zur Monatsmitte und zum Monatswechsel für eine gute Besetzung zu sorgen.
Warum Corona zu Warteschlangen führt
Lange Schlangen wären allerdings auch Corona-bedingt: Weil sich maximal fünf Kunden gleichzeitig in der Filiale aufhalten dürfen, müssen weitere Kunden draußen warten. Das führt zu weithin sichtbaren Schlangen, wie sie auch Christian Siebold beobachtet hat: „Man sieht fortlaufend, dass die Leute auf der Straße stehen.“ Deshalb habe er sich bei der Bundesnetzagentur beschwert mit der Frage: Was ist für eine Stadt mit bald 50.000 Einwohnern zumutbar? Mit Blick auf das Weihnachtsgeschäft, das traditionell noch mehr Pakete bedeute, gehe der Ärger ja erst richtig los.
Rittmaier erklärt auch, dass einige Mitarbeiter abseits von Schaltern beschäftigt seien, etwa um benachrichtigte Pakete zu erfassen und einzusortieren. Dadurch könne der Eindruck entstehen, es wären zu wenige Mitarbeiter in der Filiale.
Ende der Urlaubszeit macht Hoffnung
Der Postbank-Sprecher hat Hoffnung, dass sich die Situation bald bessert: „Wir gehen davon aus, dass ich die Personalsituation mit dem Ende der Urlaubszeit und der Rückkehr von genesenen Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen etwas entspannt.“ Außerdem sei man in Gesprächen mit der Deutschen Post, um mehr Sendungen auf umliegenden Packstationen und Partnerfilialen der Deutschen Post zu verlagern. Denn in der Erzbergerstraße landen nun auch die Pakete, die sonst in der Industriestraße angekommen wären.
„Kurze Wartezeiten in unserer Filiale in Singen können wir leider nicht garantieren. Schneller und guter Service liegen uns jedoch am Herzen und wir arbeiten intensiv an einer Verbesserung“, versichert der Postbank-Sprecher Oliver Rittmaier.
Immer noch kein Nachfolger in der Südstadt
Für die geschlossene Südstadt-Filiale ist die Deutsche Post verantwortlich. Sie hat auch ein Jahr nach der Schließung keinen Ersatz, wie Sprecher Dieter Nawrath erklärt: „Wir haben seither intensiv nach einem Partner für den Betrieb einer neuen Filiale gesucht. Leider sind unsere Bemühungen bisher ohne Erfolg geblieben.“ Interessenten könnten sich gerne melden, so Nawrath weiter.
Wer einen Paket-Shop betreiben wolle, müsse folgendes mitbringen: einen Geschäftsraum mit Platz für Sendungsannahme und Lagerung, kundenfreundliche einzelhandelsübliche Öffnungszeiten und einen Standort, wo Menschen Dinge des täglichen Bedarfs erledigen.