Viermal ist er gescheitert, erst beim fünften Versuch konnte er sein Paket versenden – in Rielasingen-Worblingen statt in der Singener Südstadt. Christian Siebold ist frustriert. Denn seine Stammfiliale der Deutschen Post in der Industriestraße in Singen hat vor zwei Wochen geschlossen. Schreibwaren Brütsch hat dort bislang auch Pakete angenommen und versendet, aber nun dauerhaft geschlossen. Und die von der Post genannten Alternativen halfen Christian Siebold nicht. „Den Irrweg möchte ich anderen ersparen“, sagt er dem SÜDKURIER. Deshalb hat er sich an die Deutsche Post und DHL gewandt. „Wichtig ist, dass etwas passiert“, es gehe um die Grundversorgung.

Das sieht auch die Stadtverwaltung so: „Gerade in einem Stadtgebiet mit älteren Leuten sollte die Post dafür Sorge tragen, dass es dort wieder eine Filiale gibt“, erklärt die Pressestelle auf Nachfrage. Die Post versichert, dass über eine Ersatz-Filiale gesprochen wird.

Die Postfiliale in der Singener Südstadt schließt Ende August. Schreibwaren Brütsch ist Vergangenheit.
Die Postfiliale in der Singener Südstadt schließt Ende August. Schreibwaren Brütsch ist Vergangenheit. | Bild: Arndt, Isabelle

Da lief viel schief mit der Grundversorgung

Ein Paket nach Portugal beschäftigte Christian Siebold am Mittwoch für zwei Stunden: Für die Packstation war es zu groß, die Post-Filiale in der Industriestraße war trotz anderer Angaben auf der Internetseite bereits dauerhaft geschlossen, die Postfiliale Cigo-Cigarettes im Real Supermarkt habe das Paket wegen der Größe nicht angenommen und in einem anderen Paketshop konnte der QR-Code nicht gelesen werden. Also doch zwei Kilometer weiter nach Rielasingen. Siebold ist nicht nur Stammkunde der geschlossenen Postfiliale, die laut seinen Angaben immer gut besucht war. Er ist auch Gemeinschaftsleiter des Verbands Wohneigentum Siedlergemeinschaft Singen und weiß: „Hier leben auch viele ältere Menschen, die kein Auto haben.“

Deshalb hat er sich beschwert. Außerdem hat er sich informiert und herausgefunden, dass Bürger Maßnahmen der Bundesnetzagentur anregen können – gerade in Fällen, wo eine Grundversorgung der Post gefährdet ist. „Im Sinne unserer Mitglieder werden wir als Verein eine solche Bürgereingabe machen.“

Stadt appelliert an Post: Es braucht eine Ersatz-Filiale

Auch die Stadt bedauert die Schließung der Postfiliale in der Südstadt, wie sie erklärt. „Wir als Stadt können nur an die Post appellieren, dass sie sich darum kümmert.“ Oberbürgermeister Bernd Häusler habe einen Brief an die Post geschrieben, in dem er auf die Notwendigkeit eines Nachfolgestandortes hinweist. „Die Post wiederum hat dem OB in Aussicht gestellt, dass sich ihr regionaler Politikbeauftragter mit der Stadt in Verbindung setzen wird“, teilt Pressesprecher Achim Eickhoff mit. Ein Termin dafür stehe noch aus.

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Post wurde vor vollendete Tatsachen gestellt – und verspricht Besserung

Die Post hingegen wird überraschend deutlich: „Leider hat uns der Partner vor vollendete Tatsachen gestellt und die Filiale – ohne uns darüber zu informieren – bereits vorher geschlossen.“ Eigentlich war der Vertrag nämlich zum 16. September gekündigt, die Filiale hätte also knapp drei Wochen länger geöffnet bleiben sollen. Daran orientiere sich auch die Angabe auf der Internetseite der Post. Das soll aber umgehend geändert werden, damit Kunden sich nicht umsonst auf den Weg machen. „Wir führen derzeit Gespräche über eine Nachfolge-Partnerfiliale“, erklärt Dieter Nawrath als Sprecher der Post DHL Group.

Außerdem werde man der Schilderung von Christian Siebold nachgehen. Es soll geklärt werden, warum die Filiale im Real sein Paket nicht annahm und der QR-Code bei der Packstation nicht leserlich war.

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