Am Tag danach ist Roland Unger noch ganz beseelt. Zuerst wollte er gar nicht zur landesweiten Blutspenderehrung nach Stuttgart fahren. Warum so viel Aufwand für ein paar Stunden, hatte er sich anfangs gefragt. Die Blutspende gehöre für ihn ganz selbstverständlich zum Jahresablauf dazu. Deshalb wollte er der Ehrung anfangs keine so große Bedeutung beimessen. Doch dann fuhr er doch und kam beglückt nach Hause. Er hatte nicht geahnt, wie groß die Wertschätzung für seine Spendenbereitschaft ist.
„Ich trete ja nicht mit dem Gefühl an, dass ich jetzt Leben retten gehe“, sagt er. Und doch hat er das getan mit 150 Spenden. 150 Mal ein halber Liter Blut, 75 Liter in 47 Jahren.
Gesundheitscheck gibt‘s gratis dazu
Zusammen mit einem Freund hatte er sich im Landkreis Konstanz sechsmal pro Jahr zur Blutspende aufgemacht. Der positive Nebeneffekt ist: „Man bekommt jedes Mal einen Gesundheitscheck gratis“, sagt Unger. Denn bevor das gespendete Blut verwendet wird, wird es genauestens untersucht. Im Festakt in Stuttgart habe man die Spende als hochdemokratischen Prozess bezeichnet. „Denn ich gebe mein Blut ja gerne ab, ohne zu wissen, wer es später bekommt“, sagt Unger. „Ich tue etwas für die Gesellschaft. So hatte ich das bisher noch gar nicht betrachtet.“
Angefangen hatte bei ihm alles bei der Bundeswehr. Da gab es für die Blutspende ein gutes Vesper und einen freien Nachmittag. Danach wurde eine gewisse Routine daraus. „Man kennt sich schon, trifft Bekannte und sitzt nachher beim Vesper zu einem Schwätzchen zusammen“, erzählt Unger. Diesen sozialen Aspekt schätzt er. Auch dass er vom Blutspende-Team schon wie ein alter Bekannter begrüßt wird.

In seiner Familie ist er der einzige Blutspender. „Mir geht es danach immer gut“, sagt er. Er kenne aber auch Leute, denen der Aderlass nicht gut bekommt. Solange es geht, werde er auch weiter Blut spenden, erklärt der 68-Jährige. Erst seit einem Jahr sind lebenslange Spenden möglich. Zuvor war bei einem Alter von 72 Jahren Schluss.
Gesundheitsminister betont die Bedeutung
Bei dem festlichen Empfang in der Stuttgarter Phoenixhalle würdigte auch der Minister für Soziales, Gesundheit und Integration, Manfred Lucha (Grüne), die rund 100 besonders verdienten Blutspender. „Es ist heute Ihr Tag! Sie stehen im Mittelpunkt – denn Blutspenden retten Leben! Und das machen Sie, wie Sie heute hier sind, mit größtem Engagement und dafür darf ich, dürfen wir Ihnen auch im Namen der Landesregierung ganz herzlich danken“, bekräftigte Minister Lucha. Die Geehrten würden zeigen, dass Leben eben nicht nur Privatsache sei.
„Gerade jetzt in Zeiten, wo auch Verunsicherungen herrschen, müssen wir uns darauf verständigen, was uns zusammenhält – dass wir Verantwortung füreinander übernehmen, dass wir nicht wegschauen und dass die Aufgabe nicht die Aufgabe des Anderen ist“, so Lucha. Ein Buffet und Tischdekoration in den rot-weißen Farben des DRK luden zum Essen, Verweilen und zu guten Gesprächen ein.
Zusammen 18.000 Mal Blut gespendet
Die Präsidentin des DRK-Landesverbandes und Aufsichtsratsvorsitzende des DRK-Blutspendedienstes Barbara Bosch Baden-Württemberg-Hessen habe erstaunliche Zahlen in ihrem Vortrag genannt. Zusammen hätten die Anwesenden 18.000 Mal Blut gespendet, also 9000 Liter. Damit hätten 54.000 Leben gerettet werden können. Roland Unger freute sich besonders darüber, dass seine persönliche Ehrung von einem Gottmadinger kam: Als Vertreter des Landesverbandes Badisches Rotes Kreuz zeichnete der Gottmadinger DRK-Ortsvereinsvorsitzende Peter Löchle die Spender aus den badischen Landkreisen aus.