Das Deutsche Rote Kreuz (DRK) schlägt Alarm. Denn laut dem Blutgruppenbarometer des Blutspendedienstes für Baden-Württemberg und Hessen seien die Lagerbestände für drei Blutgruppen bereits im bedrohlichen Bereich. Wie akut der Mangel ist und worauf man beim Spenden besonders achten sollte, erklärte die Blutspende-Leitung des Singener DRK-Verbandes, Günter Dreher und Maria Hertrich, bei der Blutspendeaktion in der Münchriedhalle.

Unfallopfer, Frühgeborene, Patienten mit Tumoren, mit Verbrennungen und Bluterkrankungen brauchen häufig Blut, um überleben zu können. Allein deshalb werden laut einer Pressemitteilung des DRK Gottmadingen, die im Zuge einer Blutspenderehrung veröffentlicht wurde, in Deutschland circa 15.000 Blut- und 5000 Plasmaspenden täglich benötigt, um die notwendige Behandlung sicherzustellen. Der Blutspendedienst für Baden-Württemberg und Hessen beliefere rund 800 Krankenhäuser mit etwa zwei Millionen Blutprodukten pro Jahr und decke damit rund 90 Prozent des Bedarfes ab, teilt der Ortsverband weiter mit. Aktuell seien besonders die Blutgruppen A-negativ, 0-positiv und 0-negativ im kritischen Bereich angelangt.

Das könnte Sie auch interessieren

Auch die Zahlen der Spender sind derzeit rückläufig, was teilweise auf die inzwischen aufgehobene Altersgrenze zurückzuführen ist, sagt Günter Dreher im Gespräch. „Bislang hat man nur bis zum 73. Lebensjahr spenden dürfen. Das ist aber vor Kurzem aufgehoben worden“, so der Blutspendenleiter. Ab sofort darf mal also, solange man körperlich geeignet ist, auch im hohen Alter zur Spende gehen. Für ihn und seine Terminleitungskollegin Maria Hertrich sei das eine positive Entwicklung, denn die Bereitschaft sei bei einigen Älteren noch vorhanden, erklären die beiden.

Eine Blutspende umfasst einen halben Liter Blut. Das Gerät misst dabei die Menge und verhindert durch wippende Bewegungen die Gerinnung ...
Eine Blutspende umfasst einen halben Liter Blut. Das Gerät misst dabei die Menge und verhindert durch wippende Bewegungen die Gerinnung des Blutes. | Bild: Maximilian Terwiel

Es braucht vor allem junge Lebensretter

Allerdings solle man sich nicht nur auf die älteren Spender fokussieren, stattdessen müsse man laut Dreher vermehrt junge Menschen auf das Spenden aufmerksam machen, weil sie dann bis ins hohe Alter helfen könnten. Er selbst versuche bereits im Zuge von Erste-Hilfe-Kursen, die er auch selbst leitet, junge Fahranfänger oder Schulklassen für das Thema zu sensibilisieren.

Auch dass die seit der Corona-Pandemie verpflichtende Voranmeldung einige spontane und vor allem junge Spender abschrecken könne, sehe der Blutspende-Leiter ein. Weggeschickt werden jene jedoch auf keinen Fall, verdeutlicht er. Mann müsse sich lediglich auf eine längere Wartezeit einstellen. Das sagt auch Terminleiterin Hertrich: „Termine sind einfach besser für uns, auch wegen der Planbarkeit.“

Leere Liegen – und das im Hochsommer. Bei den Blutspendeaktionen sind in den Sommermonaten leider immer viele Plätze frei. Eine ...
Leere Liegen – und das im Hochsommer. Bei den Blutspendeaktionen sind in den Sommermonaten leider immer viele Plätze frei. Eine Entwicklung die sich ändern soll. | Bild: Maximilian Terwiel

Gratis Blutcheck für die Spender

Was viele nicht wissen würden: „Bei der Blutspende tut man in der Regel zwei Personen etwas Gutes: dem Betroffenen und dem Spender“, erklärt Dreher. Denn noch bevor der Patient mit einer passenden Konserve versorgt werde, habe der Spender zum einen das gespendete Blut nachproduziert, was positive Auswirkungen auf die körperliche Gesundheit hat, und zum anderen eine gratis Untersuchung auf Krankheitserreger bekommen, fügt er hinzu.

Das erkennen allerdings nur sehr wenige Menschen in Deutschland. Denn wie der Vorsitzende des DRK-Gottmadingen Peter Löchle vermeldet, würden lediglich zwei Prozent der Bevölkerung regelmäßig der Blutspende nachkommen.

Antonia Goll (links) spendet jährlich zweimal Blut. Die 50-Jährige ist dabei auch besonders gefragt, denn sie besitzt die Blutgruppe ...
Antonia Goll (links) spendet jährlich zweimal Blut. Die 50-Jährige ist dabei auch besonders gefragt, denn sie besitzt die Blutgruppe 0-negativ. Terminleiterin Maria Hertrich (rechts) begleitet und beobachtet die Spenderin während ihrer Entnahme. | Bild: Maximilian Terwiel

Zu den zwei Prozent gehört auch Antonia Goll. Die 50-Jährige spendet seit 1995 mit vereinzelten Ausnahmen zweimal im Jahr Blut, sagt sie. Spender wie sie sind besonders gern gesehen, denn sie gehört zu den sechs Prozent der Menschen in Deutschland, welche die seltene und gleichzeitig mangelnde Blutgruppe 0-negativ hat. „Diese Blutgruppe ist am meisten gefragt, weil sie mit allen Gruppen kompatibel ist“, erklärt Hertrich.

Für Guido Oelke ist das Blutspenden Ehrensache. Der ehemalige Realschullehrer spendet bereits, seitdem er Schüler ist, so auch an diesem Tag. „Das gehört für mich einfach zum Mensch sein dazu“, verdeutlicht er.

Die nächste Blutspendeaktion findet am Dienstag, 20. August, in der Hegauhalle in Hilzingen statt. Eine verpflichtende Terminreservierungen ist unter www.blutspende.de möglich.