Immer öfter kommt es in den vergangenen Jahren zu Katastrophen wie vor drei Jahren bei den Überflutungen im Ahrtal. Auch Singen hat kürzlich massive Überschwemmungen durch Starkregen erlebt. Um auch schon jüngere Menschen für einen möglichen Katastrophenfall und die damit verbundenen Maßnahmen zu sensibilisieren, haben das Hegau-Gymnasium und das Friedrich-Wöhler-Gymnasium (FWG) mit ihren sechsten Klassen kurz vor Schuljahresende erstmals einen Aktionstag zum Thema Katastrophenschutz durchgeführt. Mit im Boot waren sechs Hilfsorganisationen, die den Schülern von ihrer Arbeit erzählten und Mitmachstationen auf dem Rathausplatz aufgebaut hatten.

Alle 20 Minuten ertönte auf dem Rathausplatz dabei kurz das Martinshorn des Technischen Hilfswerks (THW), damit die Schulklassen an ihre nächste Station wechseln konnten. Allerdings waren viele Schüler so begeistert und konzentriert bei der Sache, dass sie sich kaum weiterbewegen wollten.

Christian Roth-Schuler von den Maltesern (im Hintergrund) erklärt, was dieser besondere Geländerettungswagen alles kann.
Christian Roth-Schuler von den Maltesern (im Hintergrund) erklärt, was dieser besondere Geländerettungswagen alles kann. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Groß war das Interesse beispielsweise bei den Maltesern, wo die Schüler selbst an Puppen unter Anleitung von Cornelia Neun die Wiederbelebung üben konnten. Daneben stand ein ganz besonderes Fahrzeug. Christian Roth-Schuler erklärte, das sei der einzige Geländerettungswagen im ganzen Land. „Er kommt durch 1,20 Meter hohes Wasser und kann Steigungen von 100 Prozent bewältigen“, so Roth-Schuler. Auch könnten damit zwei Verletzte liegend oder drei sitzend transportiert werden. Mit diesem Fahrzeug komme man also in Gegenden, wo andere Rettungswagen nicht hinkommen.

Im Notfall braucht es Hilfe von außerhalb

Die Sechstklässler erfuhren von Roth-Schuler auch, dass die Hilfsorganisationen im Landkreis Konstanz im Katastrophenfall maximal 50 Verletzte versorgen können und dann gegebenenfalls Organisationen aus anderen Landkreisen zur Unterstützung brauchen.

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Unter Umständen dauere es im Katastrophenfall auch lange, bis Hilfe komme, da man – wie bei der Katastrophe im Ahrtal – möglicherweise keinen Strom oder kein Handynetz hat, um Hilfe zu rufen. Beim Erdbeben in der Türkei im vergangenen Jahr seien manche Dörfer erst nach einer Woche erreicht worden. Deshalb sei es umso wichtiger, dass zuhause eine Notfallversorgung mit Nahrung und Wasser vorgehalten wird, die zwei Wochen reicht.

Praktische Übungen und viele Erklärungen

Tobias Deninger, der erst vor Kurzem das Abitur am Hegau-Gymnasium absolviert hat und bis dahin auch Leiter der dortigen Schulsanitätsgruppe war, half am Aktionstag zusammen mit Zehntklässler Markus Müller, der nun die Schulsanitätsgruppe leitet, tatkräftig mit. Sie erläuterten auch Fragen zur technischen Ausstattung der Rettungswagen.

Besondere Vorführungen hatten die Mitglieder der Rettungshundestaffel Westlicher Bodensee vorbereitet. Das Balancieren der Hunde über eine quer liegende Leiter gehörte ebenso dazu wie das Finden von Menschen in einer kleinen Box oder einem anderen Versteck.

Beim Technischen Hilfswerk erfahren die Sechstklässler von Max und Svenja Deuser (von rechts), worauf es beim Bauen eines Deichs aus ...
Beim Technischen Hilfswerk erfahren die Sechstklässler von Max und Svenja Deuser (von rechts), worauf es beim Bauen eines Deichs aus Sandsäcken ankommt. | Bild: Susanne Gehrmann-Röhm

Beim THW lernten die Schüler, wie man einen Deich aus Sandsäcken baut. Welche Aufgaben in einem Einsatzleitungswagen des Deutschen Roten Kreuzes gemacht werden und wie von dort aus der gesamte Einsatz gesteuert wird, erläuterte Jugendleiter Tobias Kremm. Die Feuerwehr präsentierte zwei ihrer Fahrzeuge und informierte über die Technik und die verschiedenen Aufgabengebiete inklusive Höhenrettungsgruppe.

Aktionstag vielleicht auch an anderen Schulen

Der Katastrophenschutz an Schulen ist seit dem laufenden Schuljahr 2023/24 fest im Unterricht an weiterführenden Schulen verankert. Organisiert worden war der jüngste Aktionstag von Eva König vom Hegau-Gymnasium und Marco van Dijk vom FWG in Kooperation mit den Hilfeorganisationen. „Es ist toll, dass die Hilfsorganisationen so bereitwillig mitmachen, denn viele arbeiten dort ehrenamtlich“, sagte Eva König.

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Auch die Schulleiterin des Hegau-Gymnasiums, Kerstin Schuldt, sowie Oberbürgermeister Bernd Häusler und Bernd Walz, Leiter des Fachbereichs Schule und Sport, schauten vorbei. Ganz nebenbei nutzten die Organisationen die Gelegenheit, für ihre Jugendgruppe Werbung zu machen. Der Aktionstag soll möglicherweise im kommenden Schuljahr auch an Realschulen und Gemeinschaftsschulen angeboten werden.