Nach den schweren Unwettern und massiven Überschwemmungen im Hegau Ende Juni gibt es noch immer massive Auswirkungen für die Singener Kultur- und Gastronomiestätten. Die besonders betroffenen Innenräume des Theaters „Die Färbe“ sowie des Gasthauses Kreuz sind bis auf Weiteres nur eingeschränkt nutzbar, sagen die Inhaber. Im Gespräch mit dem SÜDKURIER geben die Betroffenen einen Einblick und wagen einen Ausblick in die ungewisse Zukunft.
Teure Lebensmittel mussten in die Tonne
Knapp 45 Zentimeter tief stand das Wasser im Keller des Gasthauses Kreuz, was erhebliche Folgen für den Gastronomiebetrieb mit sich brachte, erklärt der Geschäftsführer und Koch des Gasthauses, Sebastian Kopitzki. So seien neben den Tiefkühlanlagen auch Toiletten, Schutztüren und weitere technische Geräte beschädigt worden, schildert er.
Laut dem Gastronomen habe es zwar in der Vergangenheit bereits Probleme mit Feuchtigkeit im Keller gegeben, die Folgeschäden der Überschwemmung seien allerdings deutlich schwerwiegender. So habe er beispielsweise durch die defekten Tiefkühler Lebensmittel im Wert von 15.000 Euro entsorgen müssen, sagt er.

Glücklicherweise habe die Stadtverwaltung, die Eigentümer des Hauses ist, schnell reagiert und bereits Gutachter sowie die Freigaben der Versicherung organisiert, so Kopitzki, sodass die Schäden repariert werden können. Die Stadt Singen bestätigt auf Nachfrage des SÜDKURIER, dass kurzfristig mit den Trocknungs- und Sanierungsarbeiten begonnen werden könne. Auch eine Schadenssumme sei mittlerweile bekannt. „Der Versicherungsschaden für das Gebäude beläuft sich auf einen hohen fünfstelligen Betrag“, erklärt die Pressestelle weiter.
Wie lange die Arbeiten andauern, vermeldet die Stadt indes nicht. „Ich hoffe jedenfalls, Ende August wieder in den normalen Gastronomiebetrieb übergehen zu können“, sagt Sebastian Kopitzki. Bis dahin bleibt das Gasthaus Kreuz geschlossen.

Monatelange Renovierung in „Die Färbe“
Ein ähnliches Bild zeigt sich im Singener Theater „Die Färbe“. Die Räume des angemieteten Theaters trafen die Wassermengen ähnlich schwer. Wie die Leiterin Cornelia Hentschel erklärt, seien zwar einige Bühnenelemente, veranstaltungstechnische Geräte und Möbel unbeschadet geblieben, jedoch seien Schäden in den Wänden, Böden und im Gastronomiebereich sehr wahrscheinlich.

Gesichert könne man das noch nicht sagen, denn die Ergebnisse des Gutachtens stehen weiter aus, schildert sie. Hausbesitzer Walther Demuth bestätigt dies auf SÜDKURIER-Nachfrage. Seinen Aussagen zufolge seien die Schäden allerdings massiv. Gerüchte über eine Schadenssumme von 400.000 bis 500.000 Euro, die im Umfeld der Färbe kursieren, kann Hentschel nicht bestätigen. Die Leiterin ist sich jedoch sicher, dass sich die Renovierungsarbeiten bis in das Frühjahr 2025 erstrecken werden.
Theater muss zu anderen Bühnen umziehen
Solange die Schadensermittlungen anhalten, werden die Bühnenlichter aber keinesfalls aus bleiben, denn der Färbegarten und die zugehörige Technik seien weiterhin intakt. So sollen die geplanten Theaterstücke ab sofort bei gutem Wetter unter freiem Himmel und bei schlechten Witterungen in der städtischen Basilika unweit der Färbe stattfinden, erklärt Hentschel.

Doch nicht nur für das Theaterensemble bleiben die Innenräume bis auf Weiteres geschlossen. Auch der Gastronomie-Pächter in der Färbe, Horst Jones, ist betroffen. Für ihn könne es nicht schnell genug gehen, die Gasträume wiederzueröffnen. „Es geht hier auch um meine wirtschaftliche Existenz“, verdeutlicht er. Weil Jones auf seine gewohnten Gastronomieräume verzichten muss, bis die Schäden beseitigt sind, sei er zur Improvisation gezwungen. „Man hängt aktuell leider in der Luft und weiß nicht, woran man ist“, sagt er.
Nichtsdestotrotz versuche er, lösungsorientiert zu arbeiten. Um die künftigen Veranstaltungen im Färbegarten bewirten zu können, habe sich Jones nun einen Bierwagen inklusive Grill organisiert. Das sei für ihn zwar keine optimale Lösung, aber besser als keine, argumentiert der Pächter.