Gottmadingen macht es sich nicht gerade leicht mit der Suche nach geeigneten Standorten für Flächensolaranlagen auf der Gemarkung. Die Gemeinde wählt dabei das erprobte Verfahren, das sie immer dann anwendet, wenn es sich um umstrittene Themen handelt: Sie wählt nicht einfach aus, sondern hört auf die Bedenken der Bürger.

Ebringer protestieren gegen Anlagen

Die meisten Bedenken kamen aus Ebringen, wo man sich zunächst vorstellen konnte, mit Hilfe von Photovoltaik-Anlagen (PV) entlang der Autobahn Sonnenenergie zu gewinnen. Doch dort regte sich sofort Protest. Die Bürger wollen das nicht. Deshalb wurden die Randstreifen vor dem Tunnel wieder aus dem Programm gestrichen, wie in der jüngsten Gemeinderatssitzung deutlich wurde. „Die Entwicklung hin zu regenerativer Energie aus PV geht nur mit den Bürgern“, sagte Bürgermeister Michael Klinger. Doch den Rückhalt hat die Gemeinde in diesem Fall offenkundig nicht.

Von den ehemals 19 möglichen Gebieten – eines davon in Gailingen – wurden weitere aus technischen Gründen verworfen. Zum Beispiel weil die Flächen zu weit von Leitungsnetzen der Energieversorger entfernt liegen und somit der produzierte Strom gar nicht abtransportiert werden könnte. Stadtplanerin Olga Gozdzik fasste die Fakten aus dem knapp ein Kilogramm schweren Flächennutzungsplan zu den Sonderbauflächen für Solaranlagen für das Ratsgremium zusammen.

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Wie alle Kommunen im Landkreis hat sich die Gemeinde vorgenommen, nicht nur die Dächer der öffentlichen Gebäude mit Sonnenkollektoren auszustatten, sondern mit Hilfe von Flächen-Solarparks einen substanziellen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgase zu leisten. Das heißt jedoch nicht, dass alle bis jetzt untersuchten Gebiete auch in Solarparks umgewandelt werden sollen. Es geht um zwei Prozent der Offenlandfläche der Gemeinde.

Um die Bürger frühzeitig einzubinden und deren Meinung zu erkunden, hat die Gemeinde die große Anzahl an Flächen zur Diskussion gestellt und weiter untersucht. Dabei stechen zwei große Flächen mit 102.000 Quadratmetern (Vorräzen bei Ebringen) und 101.200 Quadratmeter im Katzental heraus. Während die Landwirte in den ersten Besprechungen Sorge um ihr wertvolles Ackerland hatten, bot ein anderer Landewirt aus dem Katzental eigene Flächen an.

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Ertragsarme Flächen sollen bevorzugt werden

Der Gemeinde ist es nach eigenem Bekunden wichtig, landwirtschaftlich ertragsstarke Flächen zu schonen und sich eher auf solche Flächen zu konzentrieren, die geringere Erträge abwerfen. Das ist offenbar im Katzental der Fall, ebenso am Riedbuck und Ober Grabi in Randegg. Olga Gozdzik betonte, dass alle Gottmadinger Standorte mit gleichen Maßstäben betrachtet würden.

Im Katzental gerne: Hier hat ein Landwirt sogar von sich aus Flächen für einen Freilandsolarpark angeboten. Insgesamt stehen hier rund ...
Im Katzental gerne: Hier hat ein Landwirt sogar von sich aus Flächen für einen Freilandsolarpark angeboten. Insgesamt stehen hier rund 100.000 Quadratmeter zur Verfügung. Entschieden ist aber noch nichts. | Bild: Trautmann, Gudrun

Einige in Frage kommende Flächen liegen in Landschaftsschutzgebieten, andere in Wasserschutzgebieten. Es habe bereits eine Vielzahl an Gesprächen – unter anderem mit dem Landratsamt – gegeben, das eine Befreiung von möglichen Auflagen in Aussicht gestellt habe, sagte die Stadtplanerin. Auch das Gewann Schüppel Richtung Rielasingen ist mit einer Fläche von 85.414 Quadratmetern interessant.

Unter allen aufgelisteten Standortorten gibt es vier, bei denen archäologische Vorkommen vermutet werden. Zum Beispiel erwähnte Olga Gozdzik im Katzental eine Richtstätte mit Galgen. Solche Vorkommnisse sollen in jedem Fall berücksichtigt werden.

Anlagen kommen nicht vor 2024

Bernd Schöffling (CDU) lobte im Gemeinderat das systematische Vorgehen der Verwaltung. Es sei beachtlich, wie groß die Flächenauswahl für Solarparks in der Gemeinde sei. Bürgermeister Michael Klinger verwies aber auch auf den hohen Aufwand für diesen Flächennutzungsplan, der mit den zahlreichen Gesprächen verbunden sei.

Den Aufwand betreibe man, um die Belange der Bevölkerung und des Naturschutzes zu berücksichtigen. Diese Haltung honorierten die Gemeinderät mit einem einstimmigen Beschluss. Damit hat der Entwurf des Flächennutzungsplans die erste Hürde benommen und kann im nächsten Schritt in die förmliche Beteiligung der Öffentlichkeit gehen.

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Es wird also noch dauern, bis Gottmadingen Sonnenstrom vom Feld ernten kann. In einer früheren Sitzung hatte der Bürgermeister davon gesprochen, dass man vielleicht 2024 die Bebauungspläne verabschieden könne.