Zum Richtfest trafen sich Bauträger, Handwerker, Gemeinderäte und weitere Beteiligte an der Ecke von Hilzinger- und Johann-Georg-Fahrstraße in Gottmadingen. Dort bei der Überführung der Bahnstrecke Singen-Schaffhausen entsteht durch die Bauträger Daniel Binder sowie Larissa und Joel Relling ein fast 25 Meter hohes Wohngebäude mit Sozialwohnungen. Dieses hatte noch im Februar 2024 nach Genehmigung durch den zuständigen Ausschuss des Gemeinderates für sehr viel Unruhe gesorgt. Der Gemeinde wurden von der Initiative „19 statt 25“ 800 Unterschriften übergeben.
Nicht die Architektur bot Anlass zur Kritik, sondern die Höhe des Gebäudes. Es wurde eine Beschattung im Wohngebiet auf der anderen Seite der Bahnlinie im unteren Heilsberg und eine höhere Lärmbelästigung befürchtet. Doch der Gemeinderat von Gottmadingen hielt an seiner Genehmigung des Vorhabens fest.

In seinen Ausführungen erläuterte Daniel Binder den Gästen und Handwerkern, wie es zur Planung des Projektes auf dem, nach seinen Worten schrägen, Grundstück gekommen ist.
„Ich kannte diese grüne Ecke mitten im Dorf, welche an meinem Schulweg lag, bereits und habe sofort eingeschlagen, als die Geschwister Relling mir den Vorschlag machten, an dieser Stelle sozialen Wohnungsbau umzusetzen,“ so Binder. Planer und Bauherren hätten zusammen eine komplexe Aufgabe gelöst, in der alles drin sei, was aktuell ist – vom Bau günstigen Wohnraums über Nachhaltigkeit, Qualität bis zur Erschließung im Innenbereich. Aber: Innenentwicklung bedeute eben auch Konfliktbewältigung.

Warum die umstrittene Höhe so sein soll
Binder begründete die Gebäudehöhe: „Es ist städtebaulich zu rechtfertigen und daher möglich. Und es ist notwendig, nach oben nimmt die Qualität zu.“ Weiters führte er aus, dass das Gebäude städtebaulich herausgehoben, aber nicht bezugslos sei. Man knüpfe mit dem Gebäude an Themen an, aus denen der Ort gemacht ist: So seien etwa Stein, Putz, Naturstein und die Bögen dem Ort entlehnt, wie Sudhaus, Kirchen, Kohlbergweg. Wichtig sei auch die lokale Wertschätzung. „Hier arbeiten Menschen, die hier wohnen, die einen Bezug haben.“

Binders Dank galt seinen Partnern, den Geschwister Relling, den Handwerkern und vor allem der Gemeinde, die die Bauherren unterstützt und ihnen den Rücken gestärkt habe. „Mit Gunst und Verlaub liebe Leut, welch ein grandioser Anblick heut,“ so begann Jean Galacier von der Baufirma Böhler und Brutscher auf halber Höhe des Gebäudes im Lastkran seinen Richtspruch.

Grandios war dann für die Gäste im obersten Geschoss des Gebäudes der Ausblick auf Gottmadingen durch die Torbogen, egal in welche Himmelsrichtung. Überwältigend hat der blaue Himmel die Szenerie überwölbt.
Manche fragen: „Wie konntet ihr dieses Gebäude genehmigen?“
Doch nach wie vor scheinen nicht alle Gottmadinger den Bau dieses Gebäudes gutzuheißen. Während FWG-Gemeinderätin Bianca Fleischmann beim Richtfest auf Nachfrage verriet, nur positive Rückmeldungen zu bekommen, erzählte Parteikollege Norbert Fahr, der im Gremium das Vorhaben nicht befürwortet hatte, immer wieder mit dem Vorwurf konfrontiert zu werden: „Wie konntet ihr dieses Gebäude genehmigen?“ Froh ist Fahr, dass die befürchtete Beschattung des unteren Heilsbergs durch den Neubau nicht eingetreten sei.