Interessiert der geplante Kiesabbau im Gebiet Dellenhau auf Hilzinger Gemarkung die jungen Leute nicht? Diese Meinung lässt sich folgern, wenn das Durchschnittsalter des Publikums zu Rate gezogen wird, das sich zu einer Informationsveranstaltung des Kiesunternehmens Birkenbühl in der Hilzinger Hegauhalle traf. Knapp einhundert Bürger, darunter auch Bürgermeister und Gemeinderäte, ließen sich aus erster Hand informieren. Ein großer Teil davon will sich aber gar nicht erst vorstellen, dass im Dellenhau an der Gemarkungsgrenze zu Singen, Rielasingen-Worblingen und Gottmadingen auf gut 15 Fußballfeldern Kies abgebaut wird. Das machten Fragensteller genauso deutlich, wie das eine Bürgerinitiative um den Gottmadinger Peter Waldschütz mit dem Rückhalt von etwa 4000 Unterschriften seit einigen Jahren in der Öffentlichkeit mit großen Nachdruck kundtut. Die Gegner akzeptieren auch nicht, dass Birkenbühl-Geschäftsführer Andreas Drewing versichert, dass nach einem auf etwa 15 Jahren terminierten Kiesabau im Dellenhau eine forstliche Naturlandschaft aufblühe und den jetzigen Zustand wesentlich verbessere. Dies könne er aber belegen, weil seine Firma andernorts mit großem Erfolg rekultiviert habe, so Drewing.

"Die Rohstoff-Vorsorge hat im Landesentwicklungsplan eine große Bedeutung", betonte Johannes Dreier vom Amt für Raumplanung des Regierungspräsidiums Freiburg. Er erläuterte, dass erst ein übergeordnetes Raumplanungsverfahren eingeleitet werde, bevor das Landratsamt Konstanz endgültig über den Antrag des Kiesunternehmers entscheiden werde. "Es gibt eine umfangreiche Beteiligung von verschiedenen Behörden, Interessengruppen und Gemeinden sowie von der Maßnahme betroffenen Bürgern", erklärte Dreier. "Es herrschen strenge Bestimmungen, wie für die Rekultivierung sowie den Schutz von Lärm- und Staubbelastung. Die müssen eingehalten werden, notfalls auch über spezielle Auflagen", betonte Dreier.

"Wir nehmen Bedenken gegen den geplanten Kiesabbau sehr ernst und wollen einen offenen und fairen Dialog", strich Birkenbühl-Geschäftsführer Anderas Drewing heraus. Nach der bevorstehenden Aufgabe des Kiesabbau-Gebiets bei Überlingen am Ried, weil die Stadt Singen keine Erweiterungsfläche zur Verfügung stelle, benötige das Unternehmen ein neues Vorkommen an mineralischen Rohstoffen. "Wir beliefern unsere etwa 250 Kunden der heimischen Bauwirtschaft in einem Umkreis von etwa 30 Kilometern. Dazu gehört durch die besondere Grenzlage auch ein Teil der Schweiz", betonte Drewing.

Dass etwa 40 Prozent in das Nachbarland gehen, wo Birkenbühl in Frauenfeld ein Betonwerk hat, geriet zum großen Reizthema. "Wo steht, was an den Kies-Lieferungen in die Schweiz verdient wird?", polterte ein Mann in der Fragerunde. "Warum müssen wichtige Ressourcen, die für spätere Generationen wichtig sind, an die Schweiz verschwendet werden?", lautete eine andere Frage, die eine ziemlich aufgebrachten Singenerin stellte. Erschwerend kam dazu, dass sie wie ihr Vorredner in der Nähe des geplanten Kiesabbaugebietes wohnt. "Die deutsche Wirtschaft profitiert in der Region von den vielen Schweizer Kunden. Die guten Handelsbeziehungen sollten auch umgekehrt gelten", argumentierte Andreas Drewing.

Gerade die kritischen Ausführungen zum Schweiz-Aspekt sorgten für einen lautstarken Beifall im Publikum. Das machte auch auf Johannes Dreier Eindruck, zumal er sich noch dem Vorwurf stellen musste, das Land Baden-Württemberg kassiere bei den Kies-Lieferungen kräftig mit. "Das Schweiz-Thema werden wir noch intern diskutieren müssen", erklärte er. Fast wie ein Plädoyer gegen den Kiesabbau wirkten die Ausführungen von Thilo Bamberg, der als Tiefbauingenieur bei der Gemeinde Gottmadingen fungiert. Mit sehr detaillierten und fundierten Erläuterungen meldete er starke Zweifel an, ob die Firma Birkenbühl verkehrstechnische Voraussetzungen für den Kiesabbau schaffen kann. Er malte auch das düstere Bild von großen Lärm- und Staubbelastungen, die drohten. Der fernseherprobte Moderator Rudolf Rauschenberger wollte Bambergs ausgiebigen Vortrag etwas barsch jäh unterbrechen, da es sich bei diesem nicht um eine Frage handle. Nach dem lautstarken Protest aus dem Publikum ließ er aber Bamberg weiter gewähren.

Die Bürgerinitiative wollte sich an diesem Abend zurückhalten und nur wie die anderen Besucher von den Fachleuten und an den Schautafeln Informationen einholen. Dann verschaffte sich Peter Waldschütz doch noch am Mikrofon Luft: "In den nächsten einhundert Jahren kein Kiesabbau im Dellenhau. Wieso muss jetzt ein Sicherungsgebiet ausgebeutet werden, nur weil es für den Kies-Unternehmer wichtig ist?", so Waldschütz.

Das Rielasinger Problem

Ralf Baumert, Bürgermeister von Rielasingen-Worblingen, nutzte genauso wie Herbert Schätzle als Vertreter einer Bürger-Initiative die Gelegenheit der Informationsveranstaltung, auf große verkehrstechnische Probleme in ihrer Gemeinde aufmerksam zu machen. Der starke Schwerlastverkehr sorge für unzumutbare Belastungen in der Ortsdurchfahrt. Sie zeigten gegenüber Johannes Dreier vom Regierungspräsidium großes Unverständnis darüber, dass eine gewünschte Umfahrung aus einem Landesprogramm gestrichen wurde.