Seit die Lehrerin Judith Wagner vor einem Jahr die Idee an die Peter Thumb-Schule herantrug, sich für das Netzwerk "Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage"zu qualifizieren, ist das Eintreten gegen Rassismus (wie überhaupt gegen jegliche Art von Ausgrenzung und Diskriminierung) das beherrschende Thema an der Schule. Vor wenigen Tagen ist die Hilzinger Lehreinrichtung nun nach der Mettnau-Schule in Radolfzell als zweite Schule im Landkreis Konstanz und als 22. Schule im Regierungsbezirk Freiburg in das Netzwerk aufgenommen worden.
Das Thema sei bei den Schülern und allen, die an der Schule arbeiten, sofort auf sehr große Resonanz gestoßen, sagt Martin Trinkner. Der Schulleiter verzeichnet in den letzten Monaten bereits auch einen anderen, besseren Umgang der Schüler miteinander: „Das schafft Identität und stärkt die Gemeinschaft“. Statt der vom Netzwerk geforderten 70 Prozent haben, wie er erklärt, knapp 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen an der Peter-Thumb-Schule die Selbstverpflichtung der Schulen mit Courage unterschrieben.
Festakt mit Vertretern der Schülermitverwaltung
„Ich bin stolz auf Euch“, hob Schulleiter Trinkner während des kleinen Festaktes mit den Vertretern der Schülermitverwaltung hervor: „Fremdenfeindlichkeit und Rassismus hatten an unserer Schule auch früher keinen Platz und werden ihn nie haben.“ Bürgermeister Rupert Metzler ermunterte, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen: „Dann gibt es für Euch eine tolle Schulzeit und eine gute Zukunft für uns alle“, betonte er die gesellschaftspolitische Bedeutung dieses Themas.
Die Aufnahme in das Netzwerk – mit 3000 Schulen Deutschlands größtes Schülernetzwerk – besiegelte dessen Landeskoordinator Stephan Reichstein mit der Übergabe einer großen Metalltafel, die künftig am Nordeingang des Schulgebäudes bezeugen wird, in welchem Sinne hier Schule gelebt wird. Reichstein machte klar, dass jetzt aber erst der Anfang getan sei. Nun müsse es weitergehen. Wie sich das gestalten könnte, schlug der Sprecher der Lerngruppe 7b Luca Hölbling vor: „Wir könnten als nächstes Projekt ein Lied gegen Rassismus schreiben.“ Er habe bereits Kontakt zu dem jungen Stockacher Nachwuchskomponisten Mathis Schuller aufgenommen, der es bis in das Finale von "KiKa-Dein Song" geschafft habe.
Rocksänger fungiert als Pate
Gleich zwei Paten gibt es für die neue Schule mit Courage: Samu Haber, den Frontmann der finnischen Rockband Sunrise Avenue – der allerdings nicht bei der Siegel-Übergabe anwesend sein konnte – und den FDP-Landtagsabgeordneten Jürgen Keck. Er hat mit Jogi Löw auch die Patenschaft für die Mettnau-Schule übernommen. Wenn eine Schule ohne Rassismus, aber mit Courage gelebt werde, wenn gegenseitiger Respekt, Wertschätzung und Toleranz zum Schulziel würden, dann zeuge dies von einer zukunftsorientierten Pädagogik, so Keck.
Die Initiative
Aktion Courage wurde 1992 von Bürgerinitiativen, Menschenrechtsgruppen, Vereinen und Einzelpersonen gegründet. Zweck des gemeinnützigen Vereins ist laut Satzung „die Förderung der Zusammenarbeit und Verständigung zwischen Angehörigen verschiedener Nationen in der Bundesrepublik Deutschland und in Europa, die Beseitigung von Fluchtursachen und die Lösung sozialer Konflikte durch friedenspolitische Bildungsarbeit." Schulen mit Courage verpflichten sich, sich dafür einzusetzen, dass es "zu einer zentralen Aufgabe der Schule wird, nachhaltige Projekte, Aktivitäten und Initiativen zu entwickeln, um Diskriminierungen, insbesondere Rassismus, zu überwinden."