Diesen Schritt ging niemand freiwillig oder gerne: Wenige Monate nach dem Rücktritt des bisherigen Gesamtwehrkommandanten Jean-Pierre Müller verabschiedet sich Hilzingen vom Ehrenamt in der Führung der Freiwilligen Feuerwehr. Der Gemeinderat hat nun grundsätzlich der Schaffung einer zeitlich befristeten Stelle für einen hauptamtlichen Kommandanten zugestimmt. Eine weiterhin ehrenamtliche Besetzung der Kommandantenstelle wäre sowohl der Feuerwehr als auch der Gemeindeverwaltung und dem Gemeinderat allerdings viel lieber gewesen.

Doch es fand sich aus den Reihen der Gesamtwehr, der in Müllers Fußstapfen treten und das arbeitsintensive Ehrenamt übernehmen wollte. Trotz aller Bemühungen und trotz aller Zusicherungen der Gemeindeverwaltung, für eine bestmögliche Entlastung zu sorgen.

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Hilzingen wird damit nach Engen die zweite der kleineren Kreiskommunen sein, deren Feuerwehr von einem Profi geführt wird. Es sei jammerschade, dass es durch eine überbordende Bürokratie und Regulierungswut nicht mehr möglich sei, die Feuerwehr ehrenamtlich zu führen, brachte Martin Schneble (CDU) die allgemeine Meinung im Gemeinderat zum Ausdruck.

Gemeinde rechnet mit 80.000 Euro pro Jahr

Schneble war auch der erste in einer Reihe von Räten, denen die von der Verwaltung vorgeschlagene Entgeltgruppe für den zukünftigen Kommandanten in Zeiten knapper Gemeindefinanzen zu hoch vorkam. Knapp 80.000 Euro Arbeitgeberaufwand sind dafür im Haushalt 2025 eingepreist. Der Betrag orientiere sich an den Stellenausschreibungen vergleichbarer Gemeinden und an den vorliegenden Musterverträgen, begründete Bürgermeister Holger Mayer den Verwaltungsvorschlag. „Das ist hier kein Novum, das wir beschließen. Das kommt reihenweise vor“, so der Gemeindechef.

Andrea Baumann (SPD) erwartete, dass sich die Feuerwehr aus ihrem Budget an der Entlohnung beteilige. Und Sigmar Schnutenhaus (FDP) führte an, dass man als Kompensation wohl auch manche Freiwilligkeitsleistungen streichen müsse. Martin Beschle (FW) regte an, dafür wieder eine allgemeine Feuerwehrabgabe einzuführen.

Übergangsweise leiten die beiden stellvertretenden Kommandanten Heiko Jäckle und Ronny Zerbe seit einigen Monaten die Hilzinger Gesamtwehr.
Übergangsweise leiten die beiden stellvertretenden Kommandanten Heiko Jäckle und Ronny Zerbe seit einigen Monaten die Hilzinger Gesamtwehr. | Bild: Ingeborg Meier

Und Barbara Kissmehl (SPD) forderte, die Möglichkeit von Aufgabenumschichtungen zu überprüfen. Sie wolle auf die vorhandenen 100 Stellenprozent für den hauptamtlichen Gerätewart und die 50 Stellenprozent für die Verwaltungsmitarbeiterin nicht nochmal 100 Prozent draufpacken. Lukas Bucher (CDU) überlegte, ob man sich mit anderen Kommunen einen Kommandanten teilen könnte.

Das sind die nächsten Schritte

Als Nächstes wird nun die Gemeindeverwaltung mit der Feuerwehrspitze die Stellenausschreibung, deren Bewertung und einen Aufgabenkatalog vorbereiten. Thema wird dabei auch das Gehalt sein. Dabei will man weiterhin auf die Expertise von Kreisbrandmeister Andreas Egger und des Vorsitzenden des Kreisfeuerwehrverbands, Stefan Kienzler, setzen. Beide waren im Vorfeld schon einbezogen. Auf ihre rechtliche Machbarkeit prüfen will Mayer des Weiteren die auf Antrag von Fabian Jutt (CDU) mit großer Mehrheit beschlossene Befristung des Vertrags.

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Diese Befristung verursacht Heiko Jäckle und Ronny Zerbe Bedenken. Die beiden stellvertretenden Kommandanten führen derzeit übergangsweise die FFW Hilzingen mit ihren sechs Ortsteil-Abteilungen. Die Befristung mache nichts einfacher. Denn der Personenkreis, der sich bewerbe, werde nicht groß sein, meinten sie im Gespräch mit dem SÜDKURIER.

Was ihnen und ihren Feuerwehrkameraden wichtig ist: Sie wünschen sich, dass sich der zukünftige Kommandant über seine hauptamtliche operative Tätigkeit hinaus in der Wehr auch ehrenamtlich engagiere: „Das ist wichtig für die Kameradschaft“, sind sich Jäckle und Zerbe einig.