Vor einigen Monaten kündigte Jean-Pierre Müller, Gesamtwehr-Kommandant der Freiwilligen Feuerwehr Hilzingen an, sein zeit-, arbeits- und aufgabenintensives Ehrenamt niederlegen zu wollen, sobald man einen ein Nachfolger gefunden habe. Doch das ist bis heute nicht gelungen. Als mögliche Lösung sieht die Gemeindeverwaltung die Schaffung einer hauptamtlichen Stelle für diese Position. Dafür gibt es einen Interessenten. Bei der Gemeinde in Vollzeit angestellt ist bereits der Gerätewart, eine Verwaltungskraft nimmt sich halbtags der Feuerwehrangelegenheiten an.
Und die sind umfangreich: Die Aufgabenfülle der Wehren und ihrer Leitung wächst immer stärker. Es sind weniger die Kernaufgaben der Feuerwehr wie Einsätze, die belasten, auch wenn diese aufgrund der auftretenden Unwetterlagen immer mehr werden und darüber hinaus umfangreich dokumentiert werden müssen.
Feuerwehr hat immer mehr zu tun
Vermeldete Hilzingen im Jahr 2019 noch 28 Einsätze, waren es 2023 schon 84 Einsätze. Schwierig sei die überbordende Bürokratie. Die Kommandanten – ganz gleich, ob im Ehren- oder im Hauptamt, erstickten in einem immer größer werdenden Wust von Vorschriften, Regelungen und Vorgaben, wie Müller es im Gemeinderat ausdrückte.
Die Aufgabenliste, die der Gesamtwehrkommandant dabei hatte, beinhaltete 80 Punkte – von der Objektplanung bis hin zur Koordination der Feuerwehrhäuser. Letztere ist in der Flächengemeinde Hilzingen aufwendig, denn die Freiwillige Feuerwehr Hilzingen mit ihren 175 aktiven Mitgliedern umfasst sechs Einsatzabteilungen an fünf Standorten. Was Freizeit oder Urlaub sei, wisse er schon lange nicht mehr, so Müller. Er könne nachvollziehen, dass sich diesen Schuh niemand mehr anziehen wolle, fasste Bürgermeister Holger Mayer die Misere in Worte.
Über die Notwendigkeit, wohl den Schritt vom Ehrenamt zum Hauptamt machen zu müssen, wurde sich das Gremium im Laufe der Beratung im Großen und Ganzen einig. „Wir als Gemeinderat haben in dieser Situation keine andere Wahl“, so Michael Jäckle (FW). Beschließen wollten die Räte aber noch nicht.
80.000 Euro an Mehrkosten tun weh
Denn die rund 80.000 Euro jährlich an Mehrkosten für einen in Vollzeit angestellten Kommandanten würden der Gemeinde bei ihrer derzeitigen Finanzlage weh tun. So reduzierte sich letztlich die Diskussion dann mehr oder minder auf die Frage: Braucht man wirklich 2,5 Vollzeitstellen für die Feuerwehr oder ließe sich der eine oder andere Stellenumfang verkleinern, wie Fabian Jutt (CDU) inhaltlich zusammen fasste.
In das gleiche Horn stieß auch Andrea Baumann (SPD/UL): Sie habe eine mögliche Aufgabenteilung oder Umverteilung bereits im Vorfeld angefragt. Die Gemeinde wird unter anderem diese Punkte nun zusammen mit der Feuerwehr prüfen. Über das Ergebnis soll der Gemeinderat zügig informiert werden.
Aber es war nicht das Geld alleine, das die Räte in den Mittelpunkt ihrer Überlegungen stellten. Wie Sigmar Schnutenhaus feststellte, könnten sich aus einem Angestelltenverhältnis noch ganz andere Probleme ergeben. Die Wehr könnte dann ihre Führung nicht mehr wählen. Damit würden wichtige Strukturen der Hilfseinrichtung durchbrochen.
Problematisch werden könnte es, wenn es zwischen Mannschaft und angestelltem Kommandant nicht stimme. Die anderen Fraktionen schlossen sich den Überlegungen von des FDP-Rats an. Holger Mayer beurteilte das aber weniger dramatisch. Die Feuerwehr werde bei einer eventuellen Stellenbesetzung auf jeden Fall mit am Tisch sitzen, so der Rathaus-Chef.