Wenn es von Schlümpfen, rosa Panthern und Super-Marios nur so wimmelt, kann das nur eines bedeuten: Die Helden der Kindheit sind los! So lautete das Fasnachtsmotto in Hilzingen, das am Schmotzigen Dunschtig gerne befolgt wurde. Auf dem Dorfplatz, in den Kindergärten und Schulen waren zahlreiche Kindheitshelden vertreten, auch die Simpsons oder Kinderbuchfiguren wie Karlsson vom Dach und Pumuckel zogen durch das Dorf. Eine Clique von Wikingern zog sogar ein stattliches Boot hinter sich her.
Überall Schabernack treibend mischten die annähernd 200 Pfiffikus-Hansele der Hilzinger Zunft unter das Narrenvolk. In bester Stimmung sangen und tanzten sie auch bei der Rathaus-Erstürmung zusammen mit dem hochnärrischen Publikum. Für massig Stimmung sorgten Schultes Holger I. Mayer mit dem Akkordeon und die aus Mitgliedern des Musikvereins Hilzingen und der Guggenmusik Gülläpumpä Bänd bestehende Narrenmusik. Die Guggenmusiker hatten sich gerade schon beim Karneval in Nizza für die Hilzinger Fasnet warmgelaufen und zeigten sich mit ihren Kollegen vom Musikverein in Hochform.
Bürgermeister wird zum Asterix
Wer der Kindheitsheld von Holger I. ist, ist jetzt klar: Ein kleiner, aber starker und schlauer Gallier. „Ich hab mich verkleidet, da kenn ich nix. Ich steh vor Euch als Asterix“, stellte sich der Schultes vor. Seinen Gallier-Helm musste er jedoch bald gegen einen Helm mit Blaulicht eintauschen. Denn auch der Pfiffikus-Chefin Kathrin I. Graf mangelt es keineswegs an Schläue. Sie hielt den Rathüslern auf ihrer närrischen Runde durch das Dorfgeschehen singend und reimend nicht nur den Narrenspiegel vor. Nein, für sie lag darüber hinaus auch schon für Manches, was Hilzingen seit der vorigen fünften Jahreszeit beschäftigte, die Lösung auf der Hand.
Wieso ist Hilzingen denn derzeit ohne Feuerwehr-Kommandant – wenn es doch den regen Schultes gibt. „Der Meister der Bürger, die Top-Führungskraft, gewiss nebenher au no d`Feuerwehr schafft,“ zeigte sich die oberste Närrin überzeugt. „Zum Chef dieser Truppe gewählt und bestellt, wird unser Schultes ein Feuerwehr-Held“, reimte sie in Anlehnung an das Fasnet-Helden-Motto.
Weshalb die Hauptstraßen-Sanierung wirklich dauert
Kaum ein Thema ließ sie aus. „Dobä uff em Rathaus, da wird schnell verwaltet, und in Rekordzeit die Hauptstraß gestaltetet“, spottete die Pfiffikus-Chefin angesichts der seit Langem laufenden Innerortssanierung. „Nach tatsächlich beinah‘ sieben, acht Jahren kann man die City nun wieder befahren.“ Das mit der City nahm der Schultes gleich auf und zog flugs und alles andere als mundfaul den Vergleich zur Bundeshauptstadt: „Sieben, acht Jahr, das ist doch kein Ding. 14 waren‘s beim Flughafen Berlin“, reimte Holger I. wohlgemut.
Wer an den Hilzinger Dauer-Baustellen schuld war, war ihm auch klar: „Die Anwohner, die hatten mit den Straßenbauern bei Hitze und Regen gar großes Bedauern. Kuchen und Eis dann brachten sie fix. Für mich so kein Wunder: No schaffed die nix!“
Und was war mit dem Freibad?
Dass das Freibad im vergangenen Jahr später als gewohnt aufmachte, hatte der Narren-Chefin gar nicht gefallen. Der Bürgermeister konnte das aber begründen. An der vorigen Fasnacht hätten die Narren ungehemmt Berliner und Würste geschlemmt und wären ganz schön aus dem Leim gegangen. Im Mai wäre ihre Sommerfigur noch gar nicht in Form gewesen. „Im Juni war`s besser, die Badhos‘ hät passt, drum hond mir denn au glei das Freibad aufg‘macht.“
Aber natürlich gab‘s nicht nur närrische Streitgespräche. Gemeinsam und einträchtig schunkelten und schwärmten Kathrin I. und Holger I. vom zurückliegenden Jubiläumsjahr anlässlich des Hilzinger Aufstands vor nunmehr 501 Jahren. „Die Hilzinger haben beim Festen viel Energie. Damals wie heute stehen wir zusammen für die Demokratie,“ zog Holger I. das stolze Fazit auf Hilzingens vor einigen Monaten erfolgte Auszeichnung als Ort der Demokratie.