Vor 50 Jahren wurde die heutige Gemeinde Hohenfels komplett: Zu den damals bereits zusammengeschlossenen Ortsteilen Liggersdorf, Mindersdorf und Selgetsweiler kamen 1975 nämlich noch Kalkofen und Deutwang hinzu. Eine erste Gelegenheit, diese ganz besondere goldene Hochzeit zu feiern, gab es am vergangenen Sonntag mit einem Tag der offenen Tür bei der Gemeindeverwaltung.
Die Bürgerinnen und Bürger hatten die Möglichkeit, einen Blick in die Büros und Gebäude der Kommune zu werfen. Zusätzlich wurde der Start der neuen Helfer-vor-Ort-Gruppe der Gemeinde Hohenfels, welche über die Feuerwehr der Gemeinde entstanden ist, gefeiert. Im Rathaus erwartete die Besucher ein großes Informationsangebot auch über Partner der Gemeinde, die so für die Bürger ein Gesicht bekamen. Ganz gleich, ob Strom, Wasser, Abwasser, Breitband oder Forst, hier gab es die Möglichkeit für den direkten Kontakt.
Erinnerungen an die Jugend werden wach
Im Obergeschoss des Rathauses waren die Fotoalben mit Fotos von Schulabgängern der vergangenen Jahrzehnte ein beliebter Punkt, an welchem nicht selten drei Generationen auf einmal drängten, um sich gegenseitig die Fotos von Eltern, Nachbarn und Bekannten zur Jugendzeit zu erklären. So ähnlich funktionierte es eine Station weiter im Dachgeschoss, wo die Ahnenlinien des bedeutenden Hirnforschers Korbinian Brodmann genauer unter die Lupe genommen wurden, um herauszufinden, welche der Familien im Dorf tatsächlich mit dieser lokalen Berühmtheit verwandt sind.
Der ehrenamtliche Leiter des Museums, der Singener Neurochirurg Aram Bani, berichtete im Gespräch mit dem SÜDKURIER, dass ihm „die bahnbrechenden Erkenntnisse“ von Korbinian Brodmann bereits in seinem Studium in Mossul im Irak vermittelt wurden und diese „bis heute absolute Gültigkeit besitzen“. Durch eine Krankenschwester, welche wie er am Singener Klinikum arbeite, habe er zum ersten Mal von diesem Museum erfahren und sich letztlich für dessen Leitung beworben.

Auf Zeitreise mit der Schulleiterin
Unterstütung bekommt Bani im Museum nicht nur zur Jubiläumsfeier von Schulleiterin Alexandra Maier-Lipp, als Fräulein Maili, wie sie sich den Besuchern beim Betreten des Museums vorstellte. Sie führt Besuchergruppen durch das Museum in ihrer Rolle als Lehrerin aus der Zeit der Jahrhundertwende. Viele der Besucher waren bei dieser Gelegenheit zum ersten Mal im Dachgeschoss des Rathauses und freuten sich über die Informationen zum Leben und Wirken des berühmten Sohnes der Gemeinde.
Wie die Kinder in der heutigen Zeit war Brodmann auf die Förderung durch die Eltern und Lehrer angewiesen. Natürlich sehen die Voraussetzungen dafür ganz anders aus. Auch davon konnten sich die Besucher beim Tag der offenen Tür einen Eindruck verschaffen, denn auch das Team der Korbinian-Brodmann-Grundschule lud zu einem Rundgang durch das Schulgebäude ein. Überall liefen Präsentationen und Filme der Schüler, welche im Rahmen der jüngsten Projektwoche entstanden waren.
Die Schülerinnen und Schüler der Klassen 3 und 4 führten Interviews in Vereinen und Gewerbetreibenden in der Gemeinde, erklärten Landwirtschaft und zeigten aktuelle Einblicke in das Schloss Hohenfels, welches mittlerweile als Tagungshotel Menschen von weit her den Weg in die Gemeinde Hohenfels weist.
Name sorgt bei Fremden für Verwirrung
Verwirrend mag es jedoch nur noch für Fremde sein, dass sie keinen Ortsteil Hohenfels finden können. Denn auch nach Aufgabe der jeweiligen Eigenständigkeit behielten die Ortsteile ihre Namen, wie auch an den Ortsschildern zu sehen ist. Daraus wurde in den Jahren 1973 und 1975 dann die Gesamtgemeinde Hohenfels. Dafür wichen auch alte Landkreis-Zugehörigkeiten, früher gehörten Ortsteile zum Kreis Sigmaringen.
„Wir wussten als Grundschüler nicht, wer die Kinder in unserem Alter in Mindersdorf sind“ erinnert sich Albert Lutz aus Liggersdorf im Gespräch mit dem SÜDKURIER und freut sich sehr darüber, dass mit der gemeinsamen Grundschule die Kinder nun in Zukunft gleich zusammenwachsen.
Denn inzwischen ziehen die Einheimischen längst an einem Strang. So beschrieb es auch der Gesamtkommandant der Gemeinde Hohenfels sehr treffend, denn „Jeder helfe jedem“ und dies über alle Ortsteile hinweg. Auch der neue Slogan der Gemeinde Hohenfels „Uns g‘fällts in Hohenfels“ wurde im breit aufgestellten kommunalen und ehrenamtlichen Miteinander an diesem Tag sichtbar.
Und durch die vielen weiteren Veranstaltungen im Jubiläumsjahr gibt es auch für Neubürger und Einwohner aus den Ortsteilen die Möglichkeit, die gemeinsamen Wurzeln der Heimatgemeinde noch besser zu verstehen, zu begreifen und gemeinsam deren Zukunft weiterzuentwickeln.