Viel idyllischer könnte der Litzelstetter Jugendtreffpunkt kaum liegen: am Rande des Sportplatzes Entengraben, eingerahmt von Wiesen, Bäumen und Feldern. Hier steht eine Skaterrampe, ein Basketballkorb sowie ein Container. Im Inneren dieses Containers finden sich Eckbank, Tisch und Stühle sowie eine kleine Küchenzeile und eine Toilette. Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen wurden von den Stadtwerken finanziert und realisiert. Die Kosten bezifferte Ortschaftsrat Markus Riedle bei der Eröffnung 2014 auf rund 28 000 Euro. 10 000 wurden von der Stadt, der Rest über Spenden und Sponsoring finanziert.
Seit April war die Anlage geschlossen. Der ausschlaggebende Grund war eine ausufernde Party, der 18. Geburtstag eines jungen Mannes. Der Ruf der Jugend litt zuletzt: Immer mehr Graffiti verunstalten das Ortsbild, Sachbeschädigungen nehmen zu. In den vergangenen Wochen wurden einige geklaute und demolierte Roller in den Wiesen hinter der Skaterrampe abgelegt; wobei die Polizei offiziell noch keine Spur hat von den Tätern. Im April wurden zwei betrunkene 17-Jährige dabei erwischt, wie sie mitten in der Nacht die Hauptstraße mit allerlei Gegenständen blockierten. Die Schließung des Jugendtreffs erscheint konsequent.
Jetzt ist eine Wende zu verzeichnen: "Wir haben den Hauptverantwortlichen für den Jugendtreffpunkt unser Vertrauen wieder geschenkt", sagt Ortsverwaltungsleiter Klaus Frommer. "Doch eines ist auch klar: Wir werden die Auflagen in Zukunft streng kontrollieren." Die Verwaltung werde es nicht mehr zulassen, "dass dieser schöne Platz zu einer Saufmeile verkommt".

Klaus Frommer hat gestern eine Überlassungsvereinbarung formuliert, die von Alexander Nops und seinem Vertreter Julian Kleiner als Mitglieder des Jugendausschusses unterschrieben und zurückgegeben wird. In der vergangenen Woche trafen sich in einer nicht-öffentlichen Sitzung Vertreter von Verwaltung, Kirche, Jugendamt sowie der Jugend selbst, um das weitere Vorgehen zu debattieren. Im schlimmsten Falle, so kündigte Ortsvorsteher Wolfgang Gensle an, hätte eine komplette Schließung im Raum gestanden. "Drei Jahre haben wir zusammen mit den Jugendlichen für den Treffpunkt gekämpft", sagt er. "Da wäre es schade drum." Grundsätzlich sei in Betracht zu ziehen, dass die damaligen 17-Jährigen heute nicht mehr in einem Alter seien, in dem eine solche Einrichtung wichtig wäre. "Und die heutigen 17-Jährigen haben schon wieder andere Interessen und Ideen", erklärt Wolfgang Gensle.
Die zerstörten Roller neben dem Jugendtreff sorgten für reichlich Spekulationen. Wobei niemand Beschuldigungen oder auch nur Verdachtsmomente aussprechen möchte ohne Beweise."Es gilt die Unschuldsvermutung", so Klaus Frommer. "Es wäre fatal, wenn wir automatisch davon ausgingen, dass das Jugendliche waren." Im Ort wird mittlerweile offen darüber diskutiert, wie es denn sein könne, dass in zwei lauen Sommernächten zehn Roller von Privatgrundstücken entwendet und so verunstaltet werden können – und niemand etwas mitbekommt. Zivilstreifen sind zwar in Litzelstetten unterwegs, außerdem werden Jugendgruppen gezielt angesprochen.
Doch bisher gibt es nichts Neues zu vermelden. Klaus Frommer: "Wenn die Hitze kommt und Jugendliche zu viel Zeit und zu viel Kräfte haben, kommen schon Mal dumme Gedanken." Immerhin habe die Ortsverwaltung mittlerweile bis auf einen Roller alle an die Besitzer übergeben können. Er muss immer noch mit dem Kopf schütteln, wenn er an die Aktion denkt. "Das hat uns nichts als Arbeit und Ärger beschert", erzählt er. "Und ich verstehe immer noch nicht, wieso jemand so einen sinnlosen Blödsinn machen kann." Einige Besitzer der Roller haben Anzeige gestellt. Den Tätern droht eine saftige Strafe.
Gestern Abend übergab Klaus Fromme den Schlüssel offiziell an Julian Kleiner und Alexander Nops. Ab sofort dürfen Litzelstetter den Jugendtreff also wieder benutzen. "Wir freuen uns, dass wir wieder hinein dürfen", sagen die beiden Jugendlichen. "Anfangs konnten wir nicht verstehen, warum der Treff geschlossen wurden. Aber als wir erfuhren warum, war das in Ordnung."
Wer in Zukunft hier feiern möchte, muss den Schlüssel bei Nops und Kleiner abholen und eine Verständniserklärung unterschreiben. Darin sind unter anderem diese Punkte geregelt: Die Nutzung ist von 9 Uhr bis 24 Uhr möglich. Zielgruppe für die Vergabe sind in erster Linie die Jugendlichen im Alter von 14 bis 18 Jahren. Ab 22 Uhr ist die Nachtruhe einzuhalten. Drogenkonsum sowie branntweinhaltige Getränke sind untersagt. Wir dürfen gespannt sein, ob die Litzelstetter Jugend diese zweite Chance nutzt.
Litzelstetten
Die erste urkundliche Erwähnung findet sich im Jahre 839, als Ludwig der Fromme dem Kloster Reichenau eine Schenkung von Land auf der Germarkung von Luzzilonstete machte. Wiederholt sind Dettingen, Allensbach, Liggeringen und Dingelsdorf genannt; aber erst seit 839 ist Litzelstetten unter den Dorfnamen, die mit der Reichenau verbunden sind. Luzzilon soll eine Verkleinerung von Ludwig sein; ob das Dorf nach dem königlichen Stifter so genannt wurde oder ob es vorher so hieß, ist ungewiss. 1174 schrieb man den Namen Luzelestede. Als die Deutschordenskommende auf der Mainau 1272 das Dorf auf dem Hügel übernahm, hieß es Liuzensteten.