Am vergangenen Samstag zückten Polizisten auf der Fahrradbrücke den Blitzer. Ziel waren allerdings keine Zweiradfahrer, im Visier der Laserpistole waren die Boote auf dem Seerhein, genauer: der Wasserbus.
Zuletzt hatte es Beschwerden gegeben über eine erhöhte Geschwindigkeit bei so genannten Bergfahrten, also rheinaufwärts vom Bodenseeforum Richtung Hafen. „Ich habe das Landratsamt in meiner Funktion als ehrenamtlicher Naturschutzwart im Landkreis Konstanz angeschrieben und auf das Problem hingewiesen“, sagt Michael Dienst, der selbst mehrfach mit einem GPS-Gerät Überschreitungen der erlaubten 10 Kilometer pro Stunde gemessen hat.
Tiere und Wassersportler in Gefahr
„Die zulässige Höchstgeschwindigkeit wurde immer deutlich überschritten. Als Naturschutzwart fühle ich mich verantwortlich für die Einhaltung der maximal erlaubten Geschwindigkeit“, erklärt Dienst weiter. „Mögliche Gefahren, die von einem zu schnellen Schiff ausgehen, sind stärkere Erosion in der Flachwasserzone, Störung von anderen Booten sowie Wasservögeln, Schwimmern und Wassersportlern.“
Nach den Protesten von Michael Dienst sowie von Eberhard Klein vom Naturschutzbund Deutschland (Nabu) ließ das Landratsamt nun Geschwindigkeitsmessungen durchführen. „Es hat sich bestätigt, dass bei der Bergfahrt die zulässige Höchstgeschwindigkeit überschritten wird“, sagt Thomas Buser, Leiter des Amtes für Baurecht und Umwelt.
BSB müssen gegebenenfalls Fahrplan anpassen
Bei der Talfahrt rheinabwärts, wo das Limit bei 20 Kilometer pro Stunde liegt, habe es keine Überschreitungen gegeben. Die Überschreitung habe „im einstelligen Bereich“ über der Höchstgeschwindigkeit gelegen, ergänzt Stefan Basel, Leiter des Amtes für Straßenverkehr und Schifffahrt, „man kann da aber kein Auge mehr zudrücken“.
Die Bodensee-Schiffsbetriebe (BSB), die von der Stadt Konstanz mit dem Betrieb des Wasserbusses beauftragt wurden, seien darauf hingewiesen worden, die Geschwindigkeit anzupassen und gegebenenfalls auch den Fahrplan zu ändern, falls der Grund für die Überschreitungen gewesen sei.
Straffe Taktung kann oft nicht eingehalten werden
Dass der straffe Fahrplan oft nicht eingehalten werden kann, hat auch Michael Dienst bei seinen Testfahrten festgestellt. „Bei meinen Messungen waren sie zweimal mindestens eine halbe Stunde zu spät“, sagt der Naturschutzwart. „Es darf keine Ausnahme geben für öffentliche Boote, die ja eigentlich eine Vorbildfunktion haben sollten. Die Geschwindigkeit muss eingehalten werden“, fordert Dienst.
Auch Thomas Buser weiß, dass es für den Wasserbus „keinen Persilschein geben kann“, doch er schränkt auch ein: „Man darf nicht vergessen, dass wir über einen Probebetrieb sprechen, bei dem getestet wird, wie der Wasserbus überhaupt angenommen wird.“
BSB geloben Besserung
In einer Stellungnahme der BSB heißt es: „Die Messungen und Ergebnisse sind den BSB bekannt. Als Konsequenz achten die Schiffsführer verstärkt auf die Einhaltung der Höchstgeschwindigkeit.“ Es sei nicht beabsichtigt oder durchgängig zu schnell gefahren worden.
Schwierigkeiten bereitet den Schiffsführern in erster Linie wohl die hohe Freizeitaktivität auf dem See. „Wegen der großen Anzahl an Freizeit-Schiffen, Brückenspringern an der Fahrradbrücke beziehungsweise Schwimmern im Seerhein ist eine Vielzahl von Manövern erforderlich, bei denen aus nautischen Gründen der Vorschub erhöht wird, um die Richtungsstabilität des Schiffes zu erleichtern“, heißt es auf Nachfrage des SÜDKURIER.
Probebetrieb endet am 15. September
Bis 15. September wird noch samstags auf dem Wasser zwischen Bodenseeforum und Hafen gependelt. Danach bleibt Zeit, um alle gewonnenen Erkenntnisse für die Zukunft zu nutzen. Mindestens einmal wird bis dahin die Wasserschutzpolizei noch mit der Laserpistole auf einer Brücke stehen. „Wir werden nochmals messen“, verspricht Stefan Basel.
Der Wasserbus
Seit Ende Mai pendelt der Wasserbus im Halbstundentakt zwischen Bodenseeforum und Altstadt samstags zwischen 10.15 und 19.45 Uhr. Er bietet Platz für bis zu 250 Personen. Der Probebetrieb ist bis 15. September angelegt. Für Tagesgäste bietet sich hier die Möglichkeit, das Auto auf dem P+R-Parkplatz nahe dem Bodenseeforum stehen zu lassen und mit dem Schiff in die Stadt zu fahren. Das erspart die mühsame Suche nach Parkplätzen. Konstanzer können den Wasserbus als Ergänzung zum Nahverkehr nutzen. (phz)