Wer einen Baum auf dem Grundstück hat und diesen fällen will, soll es damit in Konstanz bald deutlich schwerer haben. In der Politik zeichnet sich eine Mehrheit dafür ab, dass mehr Nachpflanzungen als bisher gefordert werden. Und wer diese, zum Beispiel mangels Platz, nicht leisten kann, soll erheblich mehr bezahlen – es könnten bald 2500 Euro für jeden Baum sein, wenn die Stadt einen ökologischen Ausgleich schaffen muss.
Nach einer ersten Beratung im Technischen und Umweltausschuss (TUA) am Donnerstagabend, 10. Juli, ist ein Ja zur verschärften Baumschutzsatzung nach der Sommerpause im Gemeinderat wahrscheinlich geworden.
Ganz unumstritten ist das – trotz eines weitreichenden Konsenses, dass Grün in der Stadt auch wegen des Klimawandels von immer größerer Bedeutung ist – nicht. Gisela Kusche, Stadträtin von FGL&Grüne, begrüßt die geplante Verschärfung, insbesondere die Verpflichtung, für besonders große Bäume gleich mehrere junge nachzupflanzen: „Unsere Bäume werden besser geschützt, und wir kommen auf eine höhere Zahl von Nachpflanzungen“, sagt sie.

Sabine Feist (CDU) dagegen beklagt, dass einige Aspekte wie die Verpflichtung zu einer baumschonenden Alternativplanung eines Neubaus „nicht zielführend“ sind. Sie könnten den Wohnungsbau ausbremsen: „Diese Auflagen führen dazu, dass sich Kosten für Planung und Bau noch weiter erhöhen.“

Auch die Frage, was ein Baum wert ist, wird kontrovers diskutiert. Die Ausgleichszahlung an die Stadt sei bisher „ein Taschengeld“ gewesen, so Kusche. Christian Koßmehl (Freie Wähler) dagegen warnt, dass nicht nur die neu angesetzten Preise, sondern auch deren geplante stetige Erhöhung auf Basis von Zahlen des Statistischen Bundesamts die Kosten für die Bürger in die Höhe treiben. Auf Basis von 2024 wird ein Baum inklusive Pflege über 20 Jahre mit 2160 Euro eingesetzt. Ein Wert von 2500 Euro könnte also schon in wenigen Jahren erreicht sein.
Wie viel Baum passt auf ein kleines Grundstück?
Svetlana Wiedenbeck, deren Junges Forum die Debatte mit einem Antrag ins Rollen gebracht hatte, spricht von einem „Spagat“, insbesondere bei der Frage kleiner Grundstücke. Die Stadt hatte vorgeschlagen, bei Flächen von unter 350 Quadratmetern keine Nachpflanzung zu fordern, weil dies meist mit den Nachbarrechten kollidiere. Eine knappe Mehrheit im TUA sieht das anders: Mit sieben Ja- und sechs Nein-Stimmen verläuft die Trennlinie exakt zwischen dem bürgerlichen und dem rot-grünen Lager.
Das gleiche Bild zeigt sich auch bei der Frage, ob auch für gefällte Birken, Pappeln und Weiden – sie alle gelten weithin als problematische Stadtbäume – nachgepflanzt werden muss. Falls der Gemeinderat im Herbst dem Votum des Ausschusses folgt, sind auch deren Besitzer bald von strengeren Regeln betroffen.