Tanja Rebmann schlägt die wohlmeinenden Warnungen aus ihrem Bekanntenkreis in den Wind, und der Erfolg gibt ihr recht: Im Mai zieht sie für die SPD erstmals in den Gemeinderat ein.
Dabei arbeitet sie auch in der Studierendenvertretung der Uni Konstanz mit, ebenso im Senat der Universität. Dies kostet viel Zeit, neben ihrem Studium der Politik und Verwaltungswissenschaften. Dieses finanziert Tanja Rebmann durch ihre Teilzeitbeschäftigung in einem Drogeriemarkt.
Seit ihrem Engagement in der Kommunalpolitik hat sich ihr schon zuvor beachtliches Arbeitspensum nochmals dramatisch gesteigert: „Mein Leben ist komplett umgekrempelt worden“, sagt sie.
Frauen müssen sich mehr beweisen als Männer

In ihrer Masterarbeit untersucht sie, ob die Parteienpräferenz darüber entscheidet, in welchem Umfang Frauen in die Kommunalparlamente gewählt werden.
Dass die SPD bei der Gemeinderatswahl zwei Mandate verloren hat, führt sie auf den Bundestrend zurück. „Dich würde ich schon wählen, aber deine Partei nicht“, habe sie sich mehrfach im Wahlkampf anhören müssen. „Dabei bin ich 2016, schockiert vom Ergebnis der Landtagswahl, erst recht in die Partei eingetreten.“
Auch Rebmann erlebt Hass im Netz
Der Respekt gegenüber Politikern ist in den letzten Jahren spürbar gesunken. Auch Tanja Rebmann hat schon Hass im Netz erlebt und sie arbeitet daran, dies zu ignorieren.
„Ich versuche meine Privatsphäre zu schützen, indem ich meine private Telefonnummer und Anschrift nicht preisgebe.“ Die Arbeit im Gemeinderat empfindet sie als bereichernd. „Über die Parteien hinweg fühle ich mich angenommen.“
Sie setzt sich für Menschen unter 30 Jahren ein
In ihrer politischen Arbeit richtet Rebmann ihren Fokus auf Menschen unter 30 in Konstanz. Sie fordert einen Jugendgemeinderat mit Antrags- und Rederecht und will auf Studierende zugehen.
Außerdem ist sie der Ansicht, dass Jugendliche im Sommer mehr Freiräume benötigen. So schwebt ihr etwa eine Strandbar auf Klein Venedig vor, die von verschiedenen Jugendgruppen betrieben werden könnte. „Wir brauchen auch viel mehr öffentliche Toiletten und Trinkspender.“
bezahlbarer Wohnraum sieht sie als größtes Problem
Rebmann wünscht sich den Ausbau kostenloser Kitas. Für das größte Problem hält sie die Wohnungsnot: „Ohne bezahlbaren Wohnraum können wir junge Familien in Konstanz keine Perspektive geben, Geflüchtete haben keine Chance auf Anschlussunterbringung, Pflegepersonal oder Mitarbeiter der Stadtwerke können sich unsere Stadt nicht mehr leisten, und Firmen werden sich aus demselben Grund hier nicht ansiedeln.“
Als eine Erfolgsgeschichte empfindet sie den „Startpunkt Leben“, wo junge Eltern von professionellen Kräften Unterstützung erfahren.
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