Bei der "Fischerin vom Bodensee" singt jeder mit – spätestens beim Refrain, wenn es um die schöne Maid geht. Juchhe. Maria und Margot Hellwig, die Wildecker Herzbuben, Tony Marshall oder DJ Ötzi – wer in der Volksmusik-Szene etwas auf sich hält, hat den Evergreen im Repertoire.
Das beliebte Volkslied von Franz Winkler aus dem Jahr 1947 stand auch Namenspate für den Heimatfilm von 1956, bei dem Harald Reinl Regie führte. Im Mai 2020 kommt das Stück als Musical ins Konstanzer Bodenseeforum – inszeniert von der Narrengesellschaft Niederburg.
Mario Böhler, Präsident der Niederbürgler, erinnert sich mit einem breiten Grinsen an den Moment, als die Idee geboren war: "Wir gingen nach einer Probe für die Fasnacht im Dezember noch in die Weinstube von Jürgen Franz", erzählt er. "Claudia Zähringer war dabei und Notker Homburger hat Gitarre gespielt."
Als die Gäste die Fischerin sangen, hatte Mario Böhler den Geistesblitz. Lange schon hatte er den unausgegorenen Plan, die Aktivitäten der Narrengesellschaft ein wenig wegzusteuern von der Saalfasnacht. "Wir benötigen ein weiteres Standbein", erklärt er. "Sind wir doch ehrlich: Die Saalfasnacht ist nicht mehr das, was sie früher war." Immer seltener wird auf der Bühne gereimt, womit auch das Niveau abnimmt.
Tradition war gestern
"Und wenn das mal komplett weg ist, mache ich das Narrenspiel nicht mehr." Wenn ein Narrenkonzert irgendwann einmal aus zehn Youtube-Videos bestehen sollte, sei die ursprüngliche Fasnacht beendet. "Fakt ist: Die Jugend hat immer weniger Verständnis für frühere Traditionen."
Ein Poetry Slam beispielsweise benötigt eine andere Ausdrucksform, ein Narrenspiel sei gefühlt seit Jahrhunderten immer gleich: Man sitzt zusammen, isst etwas, trinkt etwas und lauscht den Protagonisten auf der Bühne. Das wolle er nicht verurteilen, vielmehr müsse man mit der Zeit gehen.
Jeder kennt den Film und das Lied
Allerdings scheint auf den ersten Blick der Heimatfilm eher ein Schritt in die Vergangenheit, oder Mario Böhler? Er muss grinsen. "Das Lied holt Jung und Alt gleichzeitig ab", sagt er. "Und jeder kennt den Film. Wir wollen Musik, Tanz und die Story zusammenbringen auf eine Weise, die jedem zusagt."
Dabei geht es nicht darum, den Film eins zu eins auf die Bühne zu projizieren. "Nein, das wäre absurd", so Mario Böhler. "Wir können die Drehorte ja nicht nachspielen. Wir können die Geschichte aber verdichten und dramaturgisch anpassen." Durch seine Tätigkeit beim Stadttheater hat er einen tiefen Einblick in die Thematik. "Intendant Christoph Nix sagt immer: Denkt doch mal groß", erzählt Mario Böhler. "Genau das nehme ich mir zu Herzen."

Im Mai 2020 soll das Stück an fünf aufeinanderfolgenden Tagen im Bodenseeforum laufen. Mit Jochen Andrew Lohmar steht er bereits im direkten Kontakt. "Wir unterstützen das Projekt sehr gerne", sagt der Geschäftsführer des Bodenseeforums. "Das ist eine ideale Geschichte: regionales Thema, lokale Produzenten und Darsteller."
Ein Kreativteam um Norbert Heizmann, Georg Herrenknecht und Gesamtleiter Mario Böhler hat die Fäden in der Hand. "Es hat alleine ein halbes Jahr gedauert, ehe wir die Frage nach den Rechten an dem Stück geklärt hatten", berichtet Mario Böhler.