Schänzlebrücke
Es zieht mich zum Fotografieren immer wieder an diesen Ort. Dabei ist die Schänzlebrücke mit ihren in Beton gegossenen Extremitäten eigentlich ein ganz furchtbar hässlicher und bedrückender Ort. Ungefähr so wie unter dieser Brücke sieht es in Megacities in dystopischen Filmen aus.
Aber hinter der Hässlichkeit verbergen sich Funktion, architektonische Schönheit und Leben: ein Parkplatz, damit die Innenstadt autofreier ist, Symmetrie entlang derer wir mobil sind, ein Skatepark und eine Dirt-Bike-Anlage.
Kurzum: Jede Stadt verdient so einen Durchgangsort, auch Konstanz.
Marktstätte-Unterführung
Mein Tipp für alle, die diesen Text auf dem Smartphone lesen: Kippt das Gerät in die Horizontale, um den Ort in seiner Panorama-Breite besser genießen zu können!
Du bist aus Konstanz, wenn Du diesen Ort an Samstagnachmittagen meidest. Das habe ich als Neig'schmeckter gelernt. Und deshalb komme ich gerne zu Unzeiten, wenn nur ein paar letzte (Einkaufs-)Touristen herumstromern und das Partyvolk sein Unwesen startet.
Dieser Ort ist eigentlich ein Nicht-Ort: ein Raum, an dem wir nicht verweilen, der aber unerlässlich ist für unseren Weg durch die Stadt. Ein Durchgangsort eben, der Wasser mit Stadt verbindet. Stadt mit Umland. Im besten Fall eröffnet ein Nicht-Ort wie dieser Raum für Kunst und Straßenmusik. Und Platz für ein Klo, kostenlos – wo gibt es denn das noch.
Sanifair, wo seid ihr? Danke für diese Unterführung, Konstanz.
Bahnhof Fußgängerübergang
Ich bin verliebt in diesen Ort, kann es nicht anders sagen. Hier sieht Konstanz wie Berlin aus. Der Bahnhofsturm im Hintergrund repräsentiert für mich Romantik und Nostalgie.
Sorry, aber was soll das: Ist das Schloss Neuschwanstein für Arme?
Egal, die Fußgängerbrücke mit ihren klaren Linien, ihren nur scheinbar chaotisch angeordneten Neonröhren, ihrer Funktion als Durchgangsort, der Menschen über Grenzen hinweg verbindet.
Das alles ist für mich genauso, wenn nicht sogar mehr Konstanz wie Imperia, Konzil und Münster.
Universität Parkdeck
Dieser Ort wurde mir von einem Freund empfohlen und der Ausflug dorthin hat sich gelohnt. Parktasche an Parktasche. Nebeneinander und übereinander. Das Pardeck an der Universität erfüllt nur einen Zweck, absolute Funktionalität.
Schön ist hier nun wirklich gar nichts dran. Oder doch? Mir taugt die symmetrische Hässlichkeit. Und das einzige Auto vor Ort – #semesterfreieZeit – richtig in Szene gesetzt, springt sogar ein Bild heraus, mit dem sich auf Instagram um Likes buhlen lässt.
Dieser Ort würde für romantische Stunden im Auto taugen, wie in diesen Hollywood-Filmen. Aber ich möchte hier natürlich nichts beschwören. (#DasParkticketKostetEinEuroUnd FünfzigCentFürDenGanzenTag)
Konstanzer Hinterhof
Nach kurzer Zeit in Konstanz dachte ich schon, das gibt es im Badnerland überhaupt nicht: hässliche Hinterhöfe.
Auf einer nächtlichen Kneipen-Entdeckungstour habe ich ihn dann an der Laube gefunden, meinen bisher einzigen und deshalb persönlichen Favoriten. Dieser Ort der Hässlichkeit und seine Lokale werden hoffentlich nicht so bald durch Gentrifizierung hinweggefegt.
Was wäre Konstanz ohne diesen Nicht-Ort: Meersburg?
Zähringerplatz
Der Zähringer, eine Ausgeburt der urbanen Hässlichkeit. Wer hat sich das überhaupt ausgedacht, dass in Konstanz Orte auf “-platz“ Enden, obwohl an ihnen so überhaupt nichts platzartig ist.
Ein Platz ist laut Wikipedia eine von Gebäuden umbaute freie Fläche. Bodanplatz 1 – Zähringerplatz 0. Liebe Alt-Konstanzer, war der Zähringer zu Pferdekutschenzeiten mal ein echter Platz?
Wie dem auch sei: Ich hab mich an die hässliche Schönheit des Zähringer gewöhnt. Und Liebe aus Gewöhnung verspricht in unserer schnellen, multioptionalen Gesellschaft Stetigkeit, was jetzt übrigens kein Beziehungsratschlag war.
Alte Rheinbrücke Unterführung
Ich laufe gerne über die Alte Rheinbrücke. Wie die anderen Fußgänger genieße ich bei Sonne und Föhnwind das Alpenpanorama.
Aber ähnlich lieb habe ich die Eingeweide der Brücke, die Unterführungen, Wege und Treppenstufen, die es Fußgängern und Radfahrern ermöglichen, eine auf das Auto gemünzte Verkehrsader zu passieren.
Natürlich hat dieser Durchgangsort auch etwas Bedrohliches an sich, das will ich gar nicht verharmlosen. Aber eine Stadt ohne solche Nicht-Orte ist keine Stadt, sondern ein Dorf.
Lago-Brücke
Im Niemandsland zwischen Schweiz und Deutschland laufe ich ab und an gerne mal ziellos umher. In diesem städtischen Durchgangsraum gibt es viel Interessantes zu entdecken: die Kunstgrenze zum Beispiel, ein dankbares Fotomotiv.
Der Brücke am Lago habe ich nie besonders viel Beachtung geschenkt. Schön ist sie nicht gerade, hässlich auch nicht. Aber in jedem Fall sind die geschwungenen Linien ein interessanter Kontrast zu den geraden Linien der Bahngleise.
Das haben sich die Brückenbauer bestimmt so gedacht. Props.