Auf einem leerstehenden Bauernhof bei Dettingen wurden am Sonntag 40 schlecht versorgte Kälber entdeckt – zwei davon waren bereits tot. In einer gemeinsamen Meldung von Polizei und Staatsanwaltschaft heißt es, das Polizeipräsidium Konstanz ermittele „wegen des Verdachts eines Verstoßes gegen das Tierschutzgesetz“. Ein 17-jähriger Jugendlicher soll die Tiere im Internet für 1500 Euro bestellt haben. Nach derzeitigem Ermittlungsstand seien die Kälber am Samstag etwa 800 Kilometer weit mit einem Tiertransporter aus Norddeutschland nach Dettingen gefahren worden, sagt Cornelia Pfleghar, Leiterin des Veterinäramtes.
Zeugen merkten, dass etwas nicht stimmt
Laut Polizei hat sich der Viehtransporter auf dem Bauernhof festgefahren, woraufhin am nächsten Tag Landwirte aus der Umgebung um Hilfe gebeten wurden. Ein Landwirt und ein von ihm hinzugerufener Bekannter gehörten laut eigener Aussage zu den ersten Zeugen vor Ort. Sie sprachen beide mit dem SÜDKURIER, möchten aber anonym bleiben. Der Landwirt schildert, dass er am Sonntagvormittag an den Ort kam und die Situation komisch fand, da der Hof verlassen sei. „Ich habe den Fahrer des Transporters nach dem Empfänger gefragt und er hat nur etwas von einem jungen Mann erzählt“, berichtet der Landwirt am Telefon. Gemeinsam mit dem Bekannten habe er den 17-Jährigen, der auch vor Ort war, darauf angesprochen: „Der junge Mann wollte es aber nicht zugeben.“ Der Bekannte berichtet, sie hätten ihm „das Handy abgeknöpft“ und Nummern angerufen, von denen zuvor Anrufe eingegangen waren. Als sich der Viehtransporteur meldete, hätten sie eindeutig gemerkt, dass etwas nicht stimmt und die Polizei verständigt.
Diese schreibt in der Pressemitteilung, dass die Kälber „ohne Wasser, Milch und Futter in einer völlig unzureichenden Stallung untergebracht waren.“ Cornelia Pfleghar vom Veterinäramt spricht von einem Stall mit „blankem Betonboden“. Zwei Mitarbeiter des Amtes seien am Sonntag neun Stunden im Einsatz gewesen, unterstützt von einem praktizierenden Tierarzt. Sie hätten zwei bereits tote Tiere gefunden. Die anderen Kälber seien mit Milch und Infusionen versorgt worden. Bis Montagnachmittag haben die Mediziner jedoch sieben Tiere aufgrund ihres schlechten Gesundheitszustandes einschläfern müssen. Die 31 überlebenden Kälber befinden sich auf einem nicht genannten Bauernhof in der Nähe, wo sie durch das Veterinäramt versorgt werden. Pfleghar betont, dass man sich alle Mühe gebe, aber weitere Todesfälle nicht ausschließen könne.

Kälber müssen beim Transport mindestens 14 Tage alt sein
Derzeit werde außerdem überprüft, wie alt die Kälber beim Transport waren. Zulässig sei dieser erst ab 14 Tagen. Die Tiere seien alle mit einer Ohrmarke versehen und im Herkunftssicherungs- und Informationssystem für Tiere (HIT) eingetragen. Die Erfassung von Daten wie Geburt und Schlachtung von Rindern in dieser Datenbank ist in der EU verpflichtend. Nach aktuellem Stand seien die Tiere zwischen zwei und sechs Wochen alt.
Pfleghar berichtet auch, dass die Kälber „allesamt relativ klein sind“ und deshalb wahrscheinlich auf dem normalen Markt keinen Absatz gefunden hätten. Dort würden derzeit sehr geringe Preise für Kälber gezahlt.
Warum der Jugendliche die Kälber im Internet bestellte und was er damit vorhatte, ermittelt derzeit die Polizei. Gegen ihn, den mutmaßlichen Händler und den Spediteur laufe ein Verfahren wegen eines möglichen Verstoßes gegen den Tierschutz.