Für Jan Peter Berns, Geschäftsführer von Hyperstone, einem Konstanzer Hightech-Unternehmen auf Ausbaukurs, ist klar: Trotz der herausragenden Lebensqualität und den guten fachlichen Entwicklungsmöglickeiten dank der Kontakte zur Hochschule für Technik, Wirtschaft und Gestaltung, habe Konstanz als Unternehmensstandort auch einen gravierenden Mangel, sagte er im Wirtschaftsausschuss der Stadt. Der Wohnungsmarkt ist leer gefegt. Es sei grundsätzlich schon schwer Raum zu finden, schon gar nicht bei den bei Familien beliebten Reihenhäusern. Seit 2012 sei sein Betrieb von 25 auf 48 Mitarbeiter gewachsen, ein Ausbau auf bis zu 120 Beschäftigte sei anvisiert. Denn das 1990 gegründete Konstanzer Unternehmen bedient den Weltmarkt. "Wir setzen den Weltstandard für höchst zuverlässige Speichersysteme", sagte Berns und schob nach: "Wenn wir das Wachstum nicht hier realisieren können, dann müssen wir uns einen anderen Standort suchen." Hyperstone ist eine Konstanzer Gründung, sie geht auf die Computerpioniere Otto und Ilse Müller zurück, 2003 wurde sie von einem börsennotierten britischen Unternehmen übernommen.

Für seinen Betrieb seien eine repräsentative Immobilie wichtig, ansprechende Wohnmöglichkeiten für neue Arbeitskräfte und das Hochgeschwindigkeits-Internet. Zumindest letzteres solle es am heutigen Standort in der Line-Eid-Straße geben. Die Stadtwerke haben den Ausbau der Glasfasertechnik längst vorangetrieben und seit 2013 das gesamte Industriegebiet komplett erschlossen. Der flächendeckende Ausbau läuft. Datenübertragungen bis zu 1000 Megabit pro Sekunde sind nach Stadtwerke-Angaben schon heute gesichert. Die Glasfaserleitungen führten direkt in den Haushalt, wo es dann möglich sei, die volle Bandbreite zu nutzen. Selbst wenn noch Netzwerkkabel zwischen geschaltet werden müssen, es gebe kaum Geschwindigkeitsverluste.

Und auch in den anderen Kritikpunkten versuche Konstanz Lösungen zu finden, betonte Oberbürgermeister Uli Burchardt im Wirtschaftsausschuss. Entsprechend dem Handlungsprogramm Wohnen würden neue Wohngebiete erschlossen. Konstanz setzt dabei aber auf flächenschonende neue Wohnformen und nicht auf die klassischen Reihenhaussiedlungen.

Für einheimische und externe Betriebe, die nach Erweiterungsflächen in Konstanz fragen, hat die Stadt aktuell wenig zu bieten. Die Suche nach neuen Gewerbegebieten läuft. Eine Option könnte dabei zumindest eine Teilbebauung des Flugplatzes sein, die Debatte darüber läuft. Wirtschaftsförderer Friedhelm Schaal sagte, im Durchschnitt bekomme er hundert Firmenanfragen im Jahr nach Flächen in Konstanz, im gesamten Größenumfang von rund zehn Hektar. Stadträtin Dorothee Jacobs-Krahnen (Freie Grüne Liste) wünschte sich einen Überblick, aus welchen Branchen nach wie viel Fläche gefragt wird, und ob ihnen geholfen werden konnte.

Schaal sagte, er versuche bei Anfragen auch Flächen von Privatleuten zu rekrutieren, doch dies gelinge nicht immer. Oftmals gehe es nicht um Neuansiedlungen, sondern um Konstanzer Unternehmen, die mehr Platz benötigten.

Wie groß der Flächenbedarf ist, zeige die Entwicklung des Gebiets Göldern mit Konstanzer Flächen auf Reichenauer Gemarkung. Diese hätten drei Mal mehr Bewerber gehabt, als bedient werden konnten. Konstanz müsse nun die Abwanderung einiger Betriebe nach Göldern hinnehmen. Es sei zwar gut, dass sie in der Region blieben, die Gewerbesteuer zahlten sie nun aber an die Reichenau. Dabei müsse die Konstanzer Wirtschaft brummen, um all die Standards halten zu können. Die Stadt ist dabei, mit dem Handlungsprogramm Wirtschaft einen Leitfaden für ein ressourcenschonendes Wachstum zu entwerfen. Die Ausschreibung für die fachliche Beratung der gegründeten Arbeitsgruppen wird nach Angaben Schaals gerade vorbereitet.

 

Wirtschaftsdaten

Die Stadt Konstanz hat rund 4300 Betriebe. Fast 90 Prozent von diesen haben weniger als zehn Mitarbeiter, acht Prozent haben zehn bis 49 Mitarbeiter, zwei Prozent haben zwischen 50 und 249 Beschäftigte. Am Gesamtumsatz der Konstanzer Wirtschaft sind die Anteile so verteilt: 46 Prozent produzierendes Gewerbe und 34 Prozent, Gastgewerbe und Verkehr und 20 Prozent sonstige Dienstleistung. In Konstanz arbeiten rund 29 000 sozialversicherungspflichtige Beschäftigte, die Stadt geht davon aus, dass es bis zum Jahr 2030 etwa 35 000 sein werden. (rin)