Gewerbeentwicklung oder Erhalt von Grünfläche? Was ist wichtiger für Konstanz? Der Flugplatz bietet viel Grünraum. Den Piloten der Leichtflugzeuge dient er als Landeplatz, und immer wieder wird er als Hubschrauberlandeplatz genutzt. Es gibt aber auch Konstanzer, die den Flugplatz als große, brachliegende Fläche, die für sie einigermaßen nutzlos ist, wahrnehmen.
Gerry Mayr ist ein Mensch, der nicht lange philosophiert. Wenn ihm etwas nicht gefällt, meldet er sich. Wenn er eine Idee hat, setzt er sie um. Der Zweiradmechaniker hat jetzt den Verein Landeplatz Konstanz gegründet. Er und seine Mitstreiter wollen sich für eine Nutzung des Flugplatzes einsetzen, die bei der Bevölkerung mehr Aufmerksamkeit und Teilnahme erzeugt. Mayr selbst betreibt seine Werkstatt direkt an der Byk-Gulden-Straße, am Flugplatz anliegend. Sie liegt in dem Bereich, in dem die Stadt einen Teil des Flugplatzes in Gewerbegebiet umwandeln will.
Der Verein Landeplatz will kein Gewerbegebiet im Norden des Platzes
Genau das will der Verein, der sich am 15. August gegründet hat, nicht – oder jedenfalls nicht so. „Der Platz ist zu schön für diese Pläne, er hat ein großes Potenzial“, sagt Gerry Mayr, als er seinen Mitstreitern auf der Grünfläche des Flugplatzes die Schönheit des Ortes nahebringt. Was er und der neue Verein Landeplatz auf der Fläche vorhaben, bleibt vorerst im Ungefähren.

In jedem Fall will sich der Verein dafür einsetzen, dass der Flugplatz im Wesentlichen bleibt, wie er ist: die Landebahn solle beispielsweise nicht verschoben werden. Auch einer Ansiedlung von Gewerbe im Norden des Platzes steht der Verein kritisch gegenüber. Vielmehr schlägt Mayr vor, dass im Süden der Anlage gewerblich genutzte Flächen möglich wären – zum Beispiel in Form von Photovoltaikanlagen. Zudem solle der Flugplatz stärker in die Öffentlichkeit gerückt werden, zahlreiche Veranstaltungen wären möglich, beispielsweise in den Hangars, die weitgehend ungenutzt seien.
So sieht es die Stadtverwaltung
Die Pläne der Stadt bezüglich des Flugplatzes hingegen sind eindeutig und inzwischen relativ weit fortgeschritten. Nach einer Petition beim Landtag vom Jahr 2015, deren Urheber Peter Magulski war und deren Ziel der Erhalt des Flugplatzes in seiner Funktion war, und zwei Gutachten, die der Stadt bescheinigten, dass eine Gewerbeansiedlung am Flugplatz möglich sei, griff das Regierungspräsidium in den Prozess ein. Es brachte eine Kompromisslösung ein, bei der sowohl Gewerbefläche im Norden des Platzes entstehen kann, als auch der Flugbetrieb erhalten bleibt. 6,4 Hektar Fläche sollen gewerblich genutzt werden, 14 Hektar sollen weiterhin als Landeplatz dienen. Geplant ist außerdem, die Landebahn ein Stück Richtung Süden zu verschieben. Nicht mehr benötigte Segelfliegerpisten im Norden sollen zurückgebaut werden.
So sehen es andere Akteure am Flugplatz
Wie viel Rückhalt der neue Verein erhalten wird, ist schwer vorauszusagen. Andere Akteure am Flugplatz gehen auf Distanz zu dem Verein. Berndt Stadelhofer, Inhaber der Flugschule Ultraleichtflug, will mit Mayr und seinem Verein wenig zu tun haben. „Was der Verein da macht, hat mit dem Flugplatz eigentlich wenig zu tun“, sagt er. Den Kompromiss zwischen Stadtverwaltung und am Flugplatz beteiligten Akteuren hingegen hält er für durchaus tragbar. Ganz glücklich sei er auch mit dieser Lösung nicht: Dass ein Teil des Flugplatzes im Norden für den Flugbetrieb wegfalle, sei schon okay. „Ich habe ein größeres Problem damit, dass wieder ein Stück Fläche versiegelt wird.“ An dieser Stelle ist Stadelhofer sich einig mit den Aktiven des Vereins Landeplatz – auch sie zweifeln an, ob in Konstanz überhaupt genügend Nachfrage nach Gewerbefläche bestehe.
Die Flughafen Gesellschaft möchte den Kompromiss vorantreiben
Thilo Schmidt, Geschäftsführer der Flughafen Gesellschaft Konstanz, ist zufrieden mit der Kompromisslösung und möchte diese nun gern umsetzen. Komplex sei insbesondere die Abstimmung mit der Landesluftfahrtbehörde, aber auch dabei gehe es voran. „Ich bin sehr überrascht von den vielen positiven Rückmeldungen der Luftfahrt gegenüber.“ Im Moment sei ein weiterer Verein, der wieder eine neue Richtung verfolge, aus seiner Sicht eher nicht hilfreich. „Der gefundene Kompromiss ist lebbar für alle am Flugplatz Beteiligten.“
Die Pläne der Stadt: Das Regierungspräsidium brachte eine Kompromisslösung ein, bei der sowohl Gewerbefläche im Norden des Platzes entstehen kann, als auch der Flugbetrieb erhalten bleibt. 6,4 Hektar Fläche sollen gewerblich genutzt werden, 14 Hektar sollen weiterhin als Landeplatz dienen. Geplant ist außerdem, die Landebahn ein Stück Richtung Süden zu verschieben. Nicht mehr benötigte Segelfliegerpisten im Norden werden zurückgebaut.
- Pläne des Vereins: Landeplatz Konstanz hat sich einiges vorgenommen. Zunächst muss der Verein, der erst gegründet wurde, die Gemeinnützigkeit beantragen. Im Moment sind etwa 20 Personen bei der Kerngruppe dabei. Vereinsvorsitzender Gerry Mayr plant aber, den Verein auf circa 200 Personen anwachsen zu lassen. In diesem Fall habe der Verein ein stärkeres Gewicht bei der Bürgerbeteiligung und könne etwa Einsicht in Pläne beantragen. Die Stadt ist ohnehin verpflichtet, die Bevölkerung an der Umwandlung des Geländes in Flugbetrieb und gewerblich genutztes Gebiet zu beteiligen. Für die Nutzung des Flugplatzes gibt es im Verein bereits verschiedene Ideen, die alle noch nicht konkret sind. Eine Idee wäre es, die Flughallen für abendliche Veranstaltungen wie Konzert oder Kino zu nutzen. Eine andere, Sportevents auf dem Flugplatzgelände zu veranstalten, um das Areal der Bevölkerung näher zu bringen. An dem Verein sind vor allem Personen beteiligt, die Anwohner oder Gewerbetreibende in der Byk-Gulden-Straße sind. Sie wollen auch eine mehrgeschossige Gewerbebebauung im Norden des Platzes verhindern und den dortigen Grünkorridor erhalten.