Die Katze ist aus dem Sack: Die Sparkasse Bodensee hat mitgeteilt, wie sie sich im Geschäftsgebiet neu aufstellt. Die Gewinner dabei sind Friedrichshafen und Konstanz. Friedrichshafen, weil hier alle Verwaltungsaufgaben zusammengezogen werden; Konstanz, weil das Top-Gebäude Marktstätte 1 nach einer Großinvestition mit neuem Leben gefüllt wird. Markdorf muss den Traum vom neuen Verwaltungszentrum des größten regionalen Kreditinstituts aufgeben. Und in Überlingen überlegt die Sparkasse noch, was genau sie mit den überflüssigen Räumen dort wann anstellen will.
Konstanz: Sparkasse investiert massiv und vermietet Haus in Toplage mehrheitlich unter
Nachdem bekannt wurde, dass die Sparkasse einen Teil der 7500 Quadratmeter in der ehemaligen Reichspostdirektion in Top-Lage aufgeben will, habe es zahllose Anfragen und Angebote gegeben, so Lothar Mayer. Nun behält das Kreditinstitut einen Teil des Erdgeschosses sowie das erste Obergeschoss. Im zweiten Stock sowie unter dem Dach soll ein Hotel mit rund 50 Zimmern entstehen. Im Erdgeschoss ziehen Einzelhandel und zwei Gastronomiebetriebe ein.

Namen wollte der Sparkassen-Chef noch nicht nennen, er machte auch keine Aussage, ob es sich um nationale Unternehmen oder Familienbetriebe aus der Region handelt. Einen weiteren Drogeriemarkt schloss es auf SÜDKURIER-Anfrage dagegen ausdrücklich aus.
Oberbürgermeister Uli Burchardt äußerte sich nach gegenüber des SÜDKURIER positiv gestimmt: „Ich freue mich über diese Entscheidung des Verwaltungsrates zur Umorganisation. Es gibt nur Gewinner: Die Sparkasse wird nach dieser Umorganisation effizienter und moderner sein denn je und die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bekommen ihre Lieblingslösung. Weiterhin rückt der Vorstand in Person des stellvertretenden Vorstandsvorsitzenden wieder eng an die Stadt Konstanz."
Konstanz profitiere zudem von der Belebung des markanten Sparkassen-Gebäudes an der Marktstätte, von neuen Arbeitsplätzen, die dort entstehen würden, und von neuen Angeboten für Bürgerinnen und Bürger. "Das ist ein guter Tag für die Sparkasse und ein guter Tag für Konstanz", so Burchardt.
Der Umbau könnte noch Ende 2018 losgehen, die Bausubstanz wird in einem bisher nicht zugänglichen Innenhof erweitert. Laut Lothar Mayer ist die Investition von rund 20 Millionen Euro für die Sparkasse rentierlich. Konstanz bleibt ebenso wie Friedrichshafen eine Hauptstelle, neu hat eines der Vorstandsmitglieder hier künftig seinen festen Dienstsitz. Die Sparkasse behält rund 2000 Quadratmeter, gibt also mehr als zwei Drittel ihrer bisherigen Fläche ab.
Friedrichshafen: Viele Arbeitsplätze sowie Handel und Gastro im Erdgeschoss
Friedrichshafen wird nach der neuen Planung der weitaus größte Standort der Sparkasse Bodensee. An der Charlottenstraße arbeiten künftig rund 370 Mitarbeiter, 300 von ihnen in Verwaltungsaufgaben ohne Kundenkontakt. Lothar Mayer, der Vorstandsvorsitzende, erklärte, dass in Friedrichshafen genug Platz für diese Funktionen sei – und dass dieser auch sofort bereitstehe.
Ein Neubau hätte offenbar zu lange gedauert, und es gab Mayer zufolge auch Unklarheiten bei der möglichen Nachnutzung an der Friedrichshafener Charlottenstraße. Dennoch soll sich auch hier etwas ändern. Die Sparkasse investiert rund zehn Millionen Euro in den Standort. In den größeren Teil des Erdgeschosses sollen zwei große Geschäfte und ein Gastronomiebetrieb einziehen, allerdings steht dafür eine Genehmigung der Stadt noch aus.

Markdorf: Der Traum von der großen Ansiedlung mit hunderten Jobs ist geplatzt
Sparkassen-Chef Lothar Mayer bestätigt, dass die Option eines kompletten Neubaus für die Verwaltung intensiv geprüft wurde und dass dabei auch Markdorf einer der „Top-Favoriten“ gewesen sei. Die Ansiedlung der Verwaltung an einem dritten Ort (also weder in Friedrichshafen noch in Konstanz) war 2016 auch der Beschluss des Verwaltungsrats gewesen. Im Kontrollgremium der Sparkasse Bodensee herrschte damals der Wunsch, Flächen und damit Geld zu sparen und keinen Standort-Streit heraufzubeschwören.
Doch billiger ist eine neue Zentrale nicht, wenn sie im Interesse der Mitarbeiter verkehrsgünstig liegen soll – das was laut Lothar Mayer das Ergebnis der Untersuchungen. Markdorf als dynamischer Wirtschaftsstandort behält nun seine Direktion der Sparkasse Bodensee, die „dementsprechend stark aufgestellt“ werde. Für das ins Auge gefasste Grundstück im Herzen der Stadt finde sich gewiss schnell eine andere, attraktive Nutzung, so Lothar Mayer.
Überlingen: Überflüssige Büros in oberen Geschossen sollen zu Wohnraum werden
Viel zu viel Fläche hat die Sparkasse aber nicht nur in Friedrichshafen und Konstanz, sondern auch in Überlingen. Die dortige Sparkasse war einst der dritte Fusions-Partner, dennoch gibt es dort keine Hauptstelle, sondern lediglich eine Direktion. Sie ist auf zwei Standorte verteilt: Münsterstraße und St. Johann. Beide will die Sparkasse im Portfolio behalten, aber verkleinern. In den oberen Geschossen könnten aus Büros Wohnungen werden, teilte die Sparkasse am Montag mit. Lothar Mayer erklärte dazu, zunächst nehme man die anderen Projekte in Angriff.
Die Vorgeschichte: Warum bleibt in der Sparkasse Bodensee kein Stein auf dem anderen?
Nachdem Lothar Mayer vor knapp zwei Jahren den Posten an der Spitze der Sparkasse Bodensee von Werner Allgöwer übernommen hat, startete die Bank in einen umfassenden Veränderungsprozess. Hintergrund ist, dass immer mehr Bank-Tätigkeiten digitalisiert sind und ohne Personal ablaufen. Zudem haben alle Banken in der anhaltenden Niedrigzinsphase Schwierigkeiten, Geld zu verdienen.
In der Folge kamen Stellen und Standorte auf dem Prüfstand. Während der Stellenabbau ohne eine einzige Entlassung bereits abgeschlossen ist, erwies sich das Immobilienthema als verzwickt. In Konstanz brauchte die Sparkasse ihre 7500 Quadratmeter in der in den 90er-Jahren extrem aufwendig sanierten ehemaligen Post bei weitem nicht. In Friedrichshafen erwiesen sich die 15.000 Quadratmeter als derart überdimensioniert, dass sogar mit dem jetzt beschlossenen Komplett-Umzug der Verwaltung noch etwa 2000 Quadratmeter übrig sind.
Der Prozess: Bei der schwierigen Suche nach Standorten sollte keine Kirchturmpolitik herrschen
Die Sparkasse hat rund eineinhalb Jahre am Thema künftige Aufstellung gearbeitet. Klar war, dass Flächen, die sich besser und wirtschaftlicher vermieten als selbst nutzen lassen, abgegeben werden. Für die Konstanzer Markstätte 1 war ein mögliches Hotel schon früh in der Diskussion, und der Innenhof schien von vornherein für Gastronomie ideal geeignet.
Nicht so einfach war es dagegen in Friedrichshafen, wo die Sparkasse ihren Standort in Top-Seelage bereits vor Jahrzehnten aufgab und in der weniger frequentierten Nordstadt die neue Zentrale baute. In diesem riesigen Bau war es offenbar wirtschaftlicher, die Flächen selbst zu nutzen, statt sie als Büros zu vermieten. Zumal ein Neubau an einem dritten Standort – das war zunächst der ausdrückliche Beschluss des Verwaltungsrats – laut Sparkassen-Chef Lothar Mayer viel Zeit gekostet und am Ende kein Geld gespart hätte.