Voll bepackt betritt Karin Simmoleit das Büro von OB Uli Burchardt und legt dicke Papierstapel und bunte Plakate vor dem Stadtoberhaupt auf den Tisch. "10 248 Besucher haben unterschrieben, dass der Konstanzer Weihnachtsmarkt so bleiben soll, wie er ist, nämlich individuell, vielfältig und von hoher Qualität", sagt sie stolz. Simmoleit ist Teil einer Interessengemeinschaft, die den Händlern eine Stimme geben will. Diese fürchten nämlich um ihre Existenz, da die Stadt die Organisation des Weihnachtsmarkts nach EU-Richtlinien neu ausschreiben musste.
Michael Breuninger, ebenfalls an der Spitze der Interessengemeinschaft, wird noch deutlicher: "Wir möchten, dass der bisherige Veranstalter Heinrich Stracke auch für die kommenden drei Jahre den Zuschlag erhält", sagt er. "Er hat noch nie einem Händler gekündigt; wer ging, tat das freiwillig. Wenn ein neuer Chef kommt, hat wohl keiner von uns mehr eine Chance." Viele Existenzen hingen aber vom Konstanzer Markt ab. Karin Simmoleit, die seit Jahren mit einem Stand auf der Marktstätte vertreten ist, ergänzt: "Herr Stracke hat kleinere Hütten und Kunsthandwerker mit vergünstigten Mieten unterstützt, das würde ein neuer Veranstalter nicht mehr tun. Aber der Weihnachtsmarkt soll mit Tradition, Qualität und Beständigkeit weitergeführt werden."
Uli Burchardt sieht dies genauso. "Die Botschaft ist angekommen. Auch ich finde, dass unser Weihnachtsmarkt regionaler, echter und handwerklicher werden muss", sagt der Oberbürgermeister. Er könne sich auch vorstellen, die Marktstätte zu entzerren und Buden auf dem Stephansplatz, der Hofhalde oder Zollernstraße aufzubauen: "Wir müssen auf Qualität gehen statt auf Masse, denn die Stadt ist touristisch am Anschlag." Dennoch bittet er um Vertrauen in den Gemeinderat, der sicher eine kluge Entscheidung zwischen den sechs Bewerbern treffen werde: "Der Rat will keinen 08/15-Weihnachtsmarkt, der nur Geld abwirft. Da wurde in der Diskussion auch viel schwarz gemalt." Er selbst hat sich mit den unterschiedlichen Bewerbungen nicht beschäftigt. Eine Jury aus Verwaltungs- und Gemeinderatsmitgliedern tagte jüngst, um die Konzepte nach bestimmten Kriterien in eine Rangfolge zu bringen. Anschließend gehen die Unterlagen an die Fraktionen, bevor der Gemeinderat am Donnerstag, 16. Februar, den neuen Veranstalter kürt.
Die Händler hoffen, dass alles mit rechten Dingen zugeht. Ihnen ist zu Ohren gekommen, dass drei der Bewerber ihre Unterlagen zwar einzeln einreichten, sich aber zusammenschließen wollen, sobald einer von ihnen gewinnt. "Dazu können wir wegen des laufenden Verfahrens nichts sagen", sagt Bürgeramtsleiter Hans-Rudi Fischer.