Wiebke Wetschera

Anfang November nach vier Wochen Arbeit fertiggestellt, zwei Wochen später schon von Schmierereien geplagt – das ist die Bilanz des Graffitis in der Unterführung am Bärengraben, das Künstler Emin Hasirci gemeinsam mit zwei anderen Künstlern zur Verschönerung der grauen Unterführung realisiert hat. Dabei sollte das Graffiti-Kunstwerk Schmierereien abwenden und wurde deshalb vom Hochbauamt in Auftrag gegeben: "Genau das wollten wir ja eigentlich verhindern", sagt Thomas Stegmann von der Stadtverwaltung. Gemeinsam mit Künstler Hasirci hat er das Konzept für die Unterführung ausgearbeitet.

Bei der Umsetzung hatte Hasirci dann weitestgehend freie Hand. Eine Vorgabe gab es aber: Das Graffiti sollte einen Bezug zur Stadt haben. Deshalb zeigt es unter anderem den Rheinkilometer Null, den Blick auf den Bodensee und auch das Konstanzer Münster. Seit dem 12. November prangen auf dem Kunstwerk nun aber Schmierereien in lila – eine dünne Linie ist quer über das ganze Kunstwerk gezogen. Männliche Genitalien sind vielfach über das aufwendig gestaltete Graffiti von Hasirci gesprüht, Möwen wurden mit einem Kreuz durchgestrichen. "Kunst im öffentlichen Raum ist Vandalismus ausgesetzt, dagegen lässt sich nur schwer etwas machen", erklärt Hasirci. "So etwas kann natürlich jederzeit passieren." Trotzdem waren sich Hasirci und Stegmann bei der Fertigstellung des Kunstwerks relativ sicher, dass es keinen Schmierereien zum Opfer fallen würde. "Mir ist es in Konstanz noch nie passiert, dass eins meiner Graffitis zerstört wurde", erklärt Hasirci.

Graffiti soll überarbeitet werden

Für den Künstler stand schnell fest, dass kein Sprayer aus der Szene für die Zerstörung verantwortlich sein kann: "Man sieht an der Linie, dass das kein Sprayer war", sagt Hasirci. Auch Stegmann vermutet, dass die Aktion eher auf Frust zurückzuführen sei: "Der ist ja im Prinzip nur mit der Spraydose durch die Unterführung gelaufen", sagt Stegmann. Die Schmierereien auf den Graffitis wollen sich die Initiatoren nicht gefallen lassen: "Wir wollen Strafanzeige stellen", sagt Stegmann. Die Polizei ermittelt dann wegen Sachbeschädigung. Langfristig soll es aber wieder in seinem alten Glanz erstrahlen: "Wir werden es auf jeden Fall ausbessern", sagt Hasirci. Für die Korrektur rechnet er mit einem Aufwand von etwa acht Stunden. "Jetzt sind die Schäden am Kunstwerk noch korrigierbar", sagt Stegmann.

Die Initiatoren wollen das Graffiti künftig besser schützen. Dazu könnte das Graffiti beispielsweise mit einer Schutzschicht überzogen werden. "So bleibt die Arbeit wenigstens länger erhalten", sagt Hasirci. Abgesehen von der Schmiererei war das Feedback auf die bunt gestaltete Unterführung aber bisher positiv. "Es wird als Kunst im öffentlichen Raum verstanden", sagt Stegmann. Und das soll das Graffiti nach der Ausbesserung auch wieder sein.