Lichterglanz, Handwerkskunst, Punsch und Glühwein: Am Donnerstag beginnt der beliebte Konstanzer Weihnachtsmarkt. Während von außen betrachtet alles aussieht wie immer, blicken die Händler in eine ungewisse Zukunft: Noch ist unklar, wer den Weihnachtsmarkt ab 2017 ausrichten wird. Nach Informationen des SÜDKURIER gibt es mehrere Interessenten – allerdings ist die Ausschreibung bisher noch gar nicht erfolgt.

Der Vertrag des langjährigen Organisators Heinrich Stracke läuft dieses Jahr aus. Parallel verpflichtet eine neue EU-Richtlinie Städte dazu, Großveranstaltungen nach einem „transparenten wettbewerblichen Verfahren“ neu zu vergeben. Zwischenzeitlich war sogar die Rede davon, der Konstanzer Weihnachtsmarkt müsse europaweit ausgeschrieben werden. „Das ist nun doch nicht der Fall“, erklärt Frank Conze, stellvertretender Bürgeramtsleiter. Durch die Klärung solcher rechtlicher Fragen verzögerte sich das Verfahren. „Wir sind ein paar Monate in Verzug, aber in wenigen Tagen wird die Ausschreibung veröffentlicht“, so Conze.

Zunächst beschließt der Gemeinderat heute Abend nicht-öffentlich die Vergabekriterien und den Ablauf des Verfahrens. Nach der Bekanntmachung wird es Anfang Dezember einen Infoabend für Interessenten geben. Bewerbungsschluss wird wohl Mitte Januar sein, im März 2017 soll die Entscheidung stehen. Über die Vergabekriterien will Conze noch nicht sprechen, verrät aber: „Wir schaffen einen Anreiz dafür, dass die Bewerber sich bemühen, Konstanzer Vereine besser einzubinden.“

Eine Handvoll Interessenten, alle aus dem südbadischen Raum, haben sich bereits beim Bürgeramt gemeldet. Darunter ist mindestens ein Konstanzer, der seinen Namen aber noch nicht öffentlich machen will. Auch Heinrich Stracke wirft seinen Hut erneut in den Ring. Seit inzwischen 27 Jahren ist er der Chef des Budenzaubers, doch er erinnert sich noch genau an die Anfänge: „Es begann mit 50 Hütten auf der Marktstätte, dann fiel die Veranstaltung einmal aus, weil die Händlervereinigung Treffpunkt sie nicht mehr stemmen konnte. Ich hatte damals selbst einen Stand und wollte verhindern, dass der Markt erneut ausfallen muss.“ So sprang er ein und blieb. Etwas resigniert fügt er hinzu: „Jetzt, wo der Weihnachtsmarkt 170 Hütten und einen tollen Ruf hat, wollen andere einsteigen. Schade, dass mir das durch das EU-Recht einfach aus der Hand genommen werden kann.“

Mit welchem Konzept Stracke die Jury überzeugen will, verrät er nicht. Allerdings gibt er zu bedenken: „Das Weihnachtsmarktschiff kostet jedes Jahr 30 000 Euro. Vielleicht könnte man das Geld in eine attraktive Alternative investieren.“ Der Kritik, er habe jahrelang wenig investiert, um möglichst viel Gewinn zu erzielen, entgegnet er: „Wir haben vor drei Jahren für 50 000 Euro Miethütten für neue Teilnehmer angeschafft.“ Und weiter: „Wir kaufen alle zwei Jahre für 20 000 Euro neue Lichterketten und investieren immer mehr in Sicherheit. Im Vergleich sind wir richtig günstig. Bei uns bezahlen die Händler für drei bis vier Wochen nur wenig mehr als woanders für ein Wochenende.“

Der Wettbewerb werde dem Konstanzer Weihnachtsmarkt guttun, findet Stracke. Das sieht Frank Conze genauso: „Durch die Ausschreibung könnte frischer Wind in die Veranstaltung kommen“, sagt er, fügt aber hinzu: „Wir können mit jeder Lösung gut umgehen. Heinrich Stracke ist ein verlässlicher Partner. Wir wollen aber weder jemanden loswerden noch ihn bevorzugen, weil er es schon so lange macht.“ Der Vertrag mit dem neuen Veranstalter wird zunächst für drei Jahre geschlossen. „Das ist im unteren Bereich für einen Wettbewerb“, so Conze. „Die Stadt wird die Zeit nutzen, um sich zum Thema Wettbewerb besser aufzustellen. Das wird uns noch stärker beschäftigen – siehe Seenacht- und Oktoberfest.“

Der Weihnachtsmarkt, die Angebote und die Sicherheit

Ab heute und bis einschließlich 22. Dezember läuft auf der Marktstätte und am Hafen der Konstanzer Weihnachtsmarkt. Was Besucher wissen sollten: 

  • Die Markt-Attraktionen: Der Weihnachtsmarkt hat eine neue Attraktion für Kinder: Eine Bäckerei, in der die Kleinen selbst Plätzlichen fertigen, backen und nach Hause nehmen dürfen. Die Bäckerei ersetzt das frühere Ponyreiten an der Hafenuhr, aus aus Tierschutzgründen nicht mehr im Programm ist. Ansonsten gibt es keine großen Neuerungen, weil für Cheforganisator Heinrich Stracke das 27. Jahr mit dem Weihnachtsmarkt mit großer Ungewissheit verbunden ist. Er erfährt frühestens im Frühjahr, ob künftig er mit seiner Familie oder ein anderer Interessent den Weihnachtsmarkt 2017 veranstalten darf. Neue Ideen gibt er auch deshalb nicht preis, weil er mit der Linie der Stadt, ein Vergabeverfahren durchzuführen, im Wettbewerb mit anderen Anbietern steht. Wie attraktiv der Konstanzer Weihnachtsmarkt ist, zeigt bereits die Besucherzahl: Stracke rechnet in diesem Jahr mit rund 450 000 Gästen.
  • Die Aussteller: Worauf sich die Marktbesucher freuen können: 168 Stände mit einem breiten Angebot, 500 Weihnachtsbäume und ein Meer von Lichterketten, auch in diesem Jahr in klassischem Weiß. Plätze auf dem Konstanzer Weihnachtsmarkt sind sehr begehrt: Stracke spricht von 500 Bewerbern auf die wenigen Stände, die von Jahr zu Jahr überhaupt frei werden – denn Stammanbieter haben Vorrang.
  • Die Zeiten: Start für den Budenzauber zwischen Marktstätte und Hafen ist am heutigen Donnerstag vor dem ersten Advent. Er endet am Donnerstag, 22. Dezember. Öffnungszeiten sind täglich von 11 bis 20 Uhr, freitags und samstags bis 21.30 Uhr. Imbiss- und Glühweinstände sind täglich bis 21.30 Uhr auf. Die Plätzchen-Bäckerei für Kinder lädt zu folgenden Zeiten zum Mitmachen ein: Montag bis Freitag von 15 bis 16 Uhr sowie von 17 bis 18 Uhr; Samstag und Sonntag von 12 bis 13 Uhr, von 15 bis 16 Uhr sowie von 17 bis 18 Uhr.
  • Die Musik: Auch das stets ein Thema: Wie weihnachtlich soll oder muss es zwischen den Markständen klingen? Dieses Jahr gibt es einen Kompromiss: Tagsüber soll die Musik adventlich und weihnachtlich klingen, ab 18 Uhr sind die Musikrichtungen offen.
  • Die Sicherheit: Die Konstanzer Polizei will vor allem Taschendieben auf die Spur kommen. Sie setzt besonders viele Streifen ein. Konkrete Hinweise auf terroristische Gefahren liegen nach Angaben des Sprechers des Polizeipräsidiums, Markus Sauter, nicht vor. Es gelte für alle, die Augen offen zu halten und Merkwürdiges zu melden, etwa unbeaufsichtigte Gepäckstücke. Gegen verwirrte Einzeltäter allerdings könne sich keine Stadt der Welt schützen.