Jugendliche stehen auf den Kreuzungen der Stadt und lenken an Tagen mit hohem Verkehraufkommen die Besucherströme in einigermaßen geregelte Bahnen: Während das Engagement der jungen Verkehrskadetten überwiegend als Beitrag zur Lösung eines Problems wahrgenommen wird, macht Johannes Kumm, Stadtrat der SPD, einen ungewöhnlichen Vorschlag. Statt junge Leute mitten in Abgase, Lärm und Feinstaub zu stellen, regt er an, Rentner als Kadetten einzusetzen.

Rentner haben "nicht mehr die Lebenserwartung wie Jugendliche"

Die Begründung, die er dafür in der Sondersitzung des Gemeinderats jetzt lieferte, überraschte nicht nur deshalb, weil Kumm selten das Wort ergreift. Sondern mehr noch wegen der Begründung. Man solle, so Kumm, auf ältere Personen setzen, "die nicht mehr die Lebenserwartung haben wie Jugendliche".

Johannes Kumm, SPD-Stadtrat in Konstanz.
Johannes Kumm, SPD-Stadtrat in Konstanz. | Bild: SPD Konstanz

Im Ratssaal sorgte der Vorschlag von Johannes Kumm, der als pensionierter Leiter des damaligen städtischen Hochbau- und Liegenschaftsamts 2012 in Pension ging, für Erstaunen. "Wir können so etwas nicht verantworten", sagte er über den von der Stadt über die Marketing und Tourismus GmbH gesteuerten Kadetten-Einsatz. Und wiederholte seine Forderung, lieber Rentner als Schüler an die Kreuzung zu stellen, mit der neuerlichen Begründung: "Die leben nicht mehr so lang."

Verkehrsplaner entgegnet kühl: Jeder kann bei Kadetten Mitglied werden

Stephan Fischer, Verkehrsplaner im Rathaus, rief den Stadtrat indirekt dazu auf, schon mal mit gutem Beispiel voranzugehen. Ohne auf die Frage einzugehen, inwieweit das als Ehrenamt geltende Engagement bei den Verkehrskadetten mit den Arbeitsschutzbestimmungen für Minderjährige zu vereinen ist, hielt er fest: "Die Verkehrskadetten sind ein Verein, jeder kann da Mitglied werden."

Zumal die Kadetten offenbar ohnehin Verstärkung brauchen: Die zusätzlichen Lotsen, die an den Parkhäusern seit diesem Jahr erfolgreich Rückstaus auf den Altstadtring verhindern, könnten nur durch das Engagement von Kadetten aus Schaffhausen und St. Gallen gewonnen werden.

Bis 2021/2022 stehen mit Sicherheit noch Kadetten an Kreuzungen

Langfristig freilich sollen die Kadetten ohnehin ersetzt werden. Im Rat herrschte Konsens, dass digitale Verkehrszeichen mit Erläuterung zur Lage und Hinweisen auf Alternativen der bessere Weg sind. Trotz Kritik von Politikern wie Gisela Kusche (Freie Grüne Liste) an zusätzlichen Ausgaben für mehr Personal, gab der Rat jeweils 60.000 Euro für 2018 und 2019 frei.

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Zugleich kann die Stadt ein digitales System planen, wenn sich ein Büro findet, das den Auftrag übernimmt. Vor 2021/22 sei ein Systemwechsel kaum zu erwarten, so Stephan Fischer. Johannes Kumm muss sich mit einer Bewerbung als Kadett also nicht all zu sehr beeilen.