An Informationen mangelt es nicht. Auf 84 Seiten hat die Stadtverwaltung zusammengefasst, was für die weitere Entwicklung des Tagungsstandortes Konstanz, einschließlich Bodenseeforum und Konzil, zu beachten sei. Am 19. November soll der Gemeinderat eine Entscheidung fällen, zuvor wird hinter verschlossenen Türen gesprochen. Dem SÜDKURIER liegen entsprechende Unterlagen bereits vor.
Wie lauten die wahrscheinlichen Szenarien?
Von einst fünf Szenarien haben sich offenbar nach mehreren internen Arbeitssitzungen zwei als mehrheitsfähig erwiesen. Die von der Verwaltung favorisierte und empfohlene Variante, Szenario C2X genannt, sieht vor, das Bodenseeforum in städtischer Hand zu belassen; mit der Hintertür, es nach 2025 privat betreiben zu lassen. Denn die Stadt wünscht sich vom Gemeinderat die Freigabe, schon jetzt für die Jahre ab 2026 in Gespräche mit Hotelbetreibern zur „Übernahme des Betriebs des Bodenseeforums“ gehen zu können, wie es in den Dokumenten heißt.
Eine alternative Variante sieht einen solchen künftigen Betrieb durch einen privaten Hotelier bereits fix vor. Das Konzil, das ebenfalls Gegenstand der Planungen zum Tagungsstandort ist, soll in beiden Fällen auch nach Auslaufen des Vertrags mit Manfred Hölzl Ende 2020 verpachtet werden. Beide Szenarien sehen neben dem Bodenseeforum ein zusätzliches Gastronomiegebäude vor.
Wie sehen die Pläne für diese Gastronomie aus und wie teuer soll der Anbau werden?
Sowohl eine Mehrheit im Gemeinderat, wie die Verwaltung und die derzeitige Bodenseeforums-Geschäftsführerin Ruth Bader hatten schon seit längerer Zeit betont: Eine entsprechend ausgestattete Küche sei notwendig, damit das Haus wirtschaftlicher und kundenfreundlicher arbeiten könne. Um dies zu erreichen, ist es laut externer Berater wichtig, das Restaurant nicht nur für Tagungsgäste, sondern für jedermann zu öffnen.

Ruth Bader erklärt auf Anfrage, sie wolle und könne erst Stellung beziehen, „wenn die Vorlage auch öffentlich versandt wurde und einen öffentlichen Status einnimmt“.
Ein wie auch immer gearteter Restaurant-Anbau bedeutet: Es müsste noch einmal kräftig investiert werden am Seerhein. Von rund 5,25 Millionen Euro netto für einen Anbau auf der freien Fläche westlich des Bodenseeforums geht ein Architekturbüro aus.
Wann würde das mögliche Gastronomie-Angebot eröffnen?
Das zusätzliche Gebäude soll neben dem Gästebereich und einer Küche samt Lager auch ein Büro beinhalten. Die Stadtverwaltung will nun vom Gemeinderat ein Votum erhalten, die erforderlichen Planungskosten von einer halben Million Euro für das Jahr 2020 freizugeben – mit dem Ziel einer Eröffnung der Gastronomie 2023.

Anders als bei der grundsätzlichen Zustimmung für eine gastronomische Erweiterung, herrscht bei den aufgerufenen Summen weniger Zuspruch seitens der politischen Fraktionen. So sei beispielsweise die SPD ganz klar für einen Nachrüstung, erklärt Fraktionsvorsitzender Jürgen Ruff, „aber über die Höhe der Summe müssen wir sicher noch einmal diskutieren“.
Wir wirken sich die beiden Szenarien auf die nötigen Zuschüsse aus?
In den bislang internen Dokumenten wird die Einschätzung der Berater klar zusammengefasst: „Aufgrund der hiesigen Rahmenbedingungen wird eine maximale Reduzierung des städtischen Zuschusses bei gleichzeitigem Erhalt oder gar einer Steigerung des bürgernahen Angebotes nicht realistisch sein.“
Bei der Wahl zwischen den beiden mehrheitsfähigen Szenarien müssen sich die Mitglieder des Gemeinderats also entscheiden, was wichtiger ist: Eine für die Stadt wirtschaftlich günstige Lösung? Dann müsste das Bodenseeforum privatisiert werden.
Denn die Berater rechnen nach einer möglichen Eröffnung der Gastronomie-Erweiterung in drei Jahren im Vergleich zu heute mit einem jährlich um rund 1,35 Millionen Euro sinkenden Zuschussbedarf für Konzil und Bodenseeforum zusammen, Abschreibungen inbegriffen.
Oder will man das Bodenseeforum doch zum viel zitierten „Haus für Konstanzer“ mit ausreichend Kulturangeboten und Privatfeiern entwickeln? Dann würde sich der jährlich benötigte Zuschuss noch einmal leicht erhöhen – auf rund drei Millionen Euro mit Abschreibungen für Bodenseeforum und Konzil. Die Stadt bevorzugt diese Variante – nicht zuletzt, weil so die einheimische Bevölkerung einen höheren Nutzen als bei einer Privatisierung hätte.
Welche Einnahmen kann ein Bodenseeforum bringen?
Neben zu erwartenden Steuereinnahmen setzt sie deshalb stark auf Umwegrentabilität; jene Einnahmen also, die der Betrieb des Konzils und Bodenseeforums über die Bereiche Anfahrt, Unterkunft, Verpflegung und Einzelhandel nach Konstanz spülen soll.
Die geschätzte Umwegrentabilität, die das Konzil dabei bringt, unterscheidet sich unabhängig vom gewählten Szenario nicht wesentlich und liegt bei rund drei Millionen Euro pro Jahr. Beim Bodenseeforum bewegt sie sich jedoch bei einem Privatbetrieb bei knapp acht Millionen Euro. Dagegen brächte das von der Verwaltung befürwortete städtische Betreibermodell nur rund 4,5 Millionen Euro über Umwege ein.