Unter großer Anteilnahme haben Verwandte und Freunde Ramazan Ö. am Donnerstag zu Grabe getragen. Viele von ihnen trugen ein Bild von ihm an ihren Revers, um des türkischstämmigen Mannes zu gedenken. Nach einem muslimischen Bestattungsgebet unter freiem Himmel neben der Aussegnungshalle auf dem Hauptfriedhof zogen die Trauergäste zur Grabstelle.

Zuvor hieß ein Freund der Familie des am Sonntag getöteten Türstehers der Diskothek Grey mit einigen Worten auf deutsch die zahlreichen Besucher willkommen: "Es ist ein großer Trost für die Familie, dass so viele von euch und Ihnen hier sind." Er bat außerdem um Verständnis, dass die Beisetzung nach muslimischem Brauch durchgeführt wurde. Am Vormittag fand in der Konstanzer Moschee die im Islam verpflichtende Leichenwaschung statt.

Nicht alle derer, die Ramazan Ö. einen letzten Abschied bereiteten, konnten die türkischen Worte des Muezzin wörtlich verstehen. Begriffen schienen dessen durchdringenden Gebetsgesang jedoch alle zu haben. Tief bewegt wohnten mehrere hundert Besucher dem Gebet bei, bevor die Trauergemeinde zur Grabstelle zog.

Polizei begleitet Beisetzung im Hintergrund


Der schlichte Sarg, der von einem grünen Tuch bedeckt war, wurde auf Wunsch der Hinterbliebenen von Verwandten und Freunden abwechselnd getragen und schließlich zu Grabe gelassen. Dort versammelten sich nach einer Schätzung der Polizei mindestens 800 Menschen, um dem Verstorbenen noch einmal nah zu sein. Bevor sie das Grab verließen, legten zahlreiche Menschen Blumen nieder.

Mehrere Beamte begleiteten, wie zuvor angedeutet, die Beerdigung im Hintergrund. Sichtbar waren sie allerdings nur vor der offiziellen Trauerfeier, als mehrere Einsatzwagen und -motorräder auf den Parkplatz fuhren. Dieser war während des Abschieds von Ramazan Ö. für Autofahrer gesperrt worden. Als sich der Trauerzug auf den Weg Richtung Aussegnungshalle machte, zogen sich die Beamten dem Anlass gebührend respektvoll zurück. Vor Ort waren auch zwei Notfallseelsorger. Der Rettungsdienst half zwei Personen, die wegen der großen Hitze unter Kreislaufprobleme litten.

Vor der Trauerfeier: Die Polizeibeamten sind für die Trauernden nur einmal wirklich sichtbar, als sie auf den Parkplatz des Friedhofs ...
Vor der Trauerfeier: Die Polizeibeamten sind für die Trauernden nur einmal wirklich sichtbar, als sie auf den Parkplatz des Friedhofs fahren. Bild: Oliver Hanser

Über den genauen Verlauf des Einsatzes machte die Polizei keine Angaben, er verlief jedoch ohne Zwischenfälle. Es kam somit nicht zu einem großen Aufzug aus der Rockerszene. Dies hatten viele zuvor erwartet, da ein bekanntes Schweizer Mitglied der Hells Angels zum Besuch der Beerdigung aufgerufen hatte. Björn E. kam als Privatperson und Freund, wie er es gegenüber dem SÜDKURIER zuvor angekündigt hatte. Dessen ungeachtet fuhr ein halbes Dutzend Mitglieder der Rockergruppierung ohne Kutten mit schweren Motorrädern zum Friedhof.

Die Stadtverwaltung erließ für mehrere Stunden eine Allgemeinverfügung, die Film-, Bild- und Tonaufnahmen in der Nähe der Moschee in der Reichenaustraße und des Hauptfriedhofs untersagten. Dies diente laut Rathaussprecher Walter Rügert dazu, die Angehörigen des Verstorbenen nicht zu stören. Die Stadt ist gemäß des Polizeigesetzes als Ortspolizeibehörde hierzu befugt. Im Laufe des Nachmittags wurde diese Allgemeinverfügung wieder aufgehoben.

Das Video zur Trauerfeier von Ramazan Ö. in Konstanz

Aktionen für Familie

Noch immer sind viele Konstanzer bestürzt über den Tod von Ramazan Ö. In den kommenden Tagen wird es mehrere Aktionen zur Unterstützung für seine Familie geben. So hat die Disko Grey angekündigt, alle Einnahmen der Wiedereröffnung am heutigen Freitagabend ab 22 Uhr Familie Ö. zu spenden. Die Mitarbeiter des Friseursalons Make Over in der Bruder-Klaus-Straße 10 werden am Montag, 7. August, die Einnahmen ebenfalls spenden. Die Betreiber des Salons weisen darauf hin, dass sie keinen Profit aus der Aktion ziehen wollen. Die Aktion ist laut der Ankündigung im sozialen Netzwerk Facebook mit Familie Ö. abgesprochen. (bbr)