Konstanz: Mehrere Bäume in der Niederburg sind für das neue Caritas-Pflegeheim Zoffingen gefällt worden. Anwohner kritisieren das

Mehrere Bäume in der Niederburg sind für das neue Caritas-Pflegeheim Zoffingen gefällt worden. Anwohner kritisieren das

Am Dienstag begann mit der Fällung von vier Kastienbäumen der Um- und Ausbau der früheren Schule Zoffingen zum Pflegeheim. An der Baumfällung gab es – wie schon in anderen Fällen in der Vergangenheit – Kritik von Anwohnern und Naturschützern.

16. Januar 2019, 07:00 Uhr

Claudia Rindt

Die vier Kastanien auf dem Hof der früheren Schule Zoffingen in der Niederburg sind Geschichte. Dienstagmorgen gegen 7.30 Uhr waren Arbeiter zum Fällen dieser und einiger weiterer, kleinerer Bäume und Büsche auf dem Gelände angerückt. Nur die als Naturdenkmal ausgewiesene Blutbuche auf dem Zoffingen-Gelände blieb unberührt und soll Teil des künftigen Gartens des neuen Pflegeheims Zoffingen werden.

Anwohner kritisieren die Fällaktion

Die Caritas hatte etwa zeitgleich mit dem Start der Fällarbeiten eine Mitteilung an die Medien geschickt. Anwohner werten das Vorgehen als Nacht- und Nebelaktion. Vor Ort wachten Arbeiter darüber, dass niemand hinter den Zaun des Schulhofs trat. Die Polizei hatte vorab die Fällgenehmigung kontrolliert.

Rund drei Stunden arbeiteten Fällteams mit Sägen, Greifarmbagger und Großcontainern für die Holzstücke, dann war von den vier großen Kastanien auf dem Zoffingen-Gelände nichts mehr zu sehen.

Zu Behinderungen von Anwohnern kam es nicht, obwohl die Nachricht von den Arbeiten schnell die Runde machte.

Bild 1: Mehrere Bäume in der Niederburg sind für das neue Caritas-Pflegeheim Zoffingen gefällt worden. Anwohner kritisieren das — Bild: Claudia Rindt

Fällarbeiten hatten an anderer Stelle Konstanzer Bürger schon so aufgebracht, dass sie Unterbrechungen erzwangen. Möglicherweise auch deshalb halten sich Bauherren inzwischen mit frühzeitigen Ankündigungen zurück.

Das sollten Sie zum Bauprojekt wissen

Was soll auf dem Gelände gebaut werden? Die Kastanien weichen einem Anbau, in dem 24 Pflegezimmer und Raum für 15 Menschen in der Tagespflege unterkommen. Die Baugenehmigung dafür hatte die Stadt schon im Spätherbst erteilt. Damit beginnt der Um- und Ausbau der ehemaligen Schule zum Caritas-Pflegeheim mit 105 stationären Plätzen sowie 15 Plätzen für die Kurzzeitpflege. Dieses ersetzt das Pflegeheim Marienhaus, welches die Caritas als Sozialeinrichtung erhalten will, aber nach eigenen Angaben für die Pflege aufgeben muss. Es gab Einsprüche und Ankündigungen, rechtlich gegen den Ausbau vorgehen zu wollen. Warum gibt es Kritik an diesem Bauvorhaben, und wer sind die Kritiker? Die Fotografin Franzis von Stechow, die das letzte Lebensjahr der Kastanien mit der Kamera begleitet hatte, kritisierte, ohne Gefühl für das Quartier werde ein Anbau auf den Platz gepfropft und würden stattliche Bäume geopfert. Auch Anwohner kritisieren, der Anbau füge sich nicht in die Umgebung ein.

"Der Anblick ist frustrierend und fatal", sagte der grüne Stadtrat Peter Müller-Neff zu den aktuellen Fällungen auf dem Zoffingen-Areal. Er ist überzeugt, ein architektonischer Wettbewerb hätte eine bessere Lösung und eventuell den Erhalt der Kastanien gebracht. Der Wegfall der Bäume sei schmerzlich. Wer hat genehmigt, dass die Bäume gefällt werden dürfen? Über die Fällgenehmigung entscheide die Umweltbehörde unabhängig vom Ausgang des baurechtlichen Widerspruchsverfahrens, sagt Walter Rügert, Sprecher der Stadt Konstanz, auf Nachfrage. Grundsätzlich bestehe auf dem Grundstück Baurecht, daran änderten auch die Widersprüche nichts. Warum muss überhaupt auf dem Gelände gebaut werden? Der Alt- und Neubau auf dem Zoffingen-Gelände ersetzt vor allem das Marienhaus. Die Caritas sei wegen Auflagen gezwungen, dieses als Pflegeeinrichtung aufzugeben. Die neuen Landes-Vorgaben zu den Zimmergrößen hätten sich im denkmalgeschützten Marienhaus nur durch einen Abbau von 20 Räumen erfüllen lassen. In dem verkleinerten Heim aber wäre der Pflegeplatz so teuer geworden, dass der Sozialhilfeträger die Kosten nicht mehr übernommen hätte.

Die Caritas wolle aber auch die Menschen pflegen, die den Eigenanteil der Kosten nicht selbst bestreiten können. Aktuell, so sagt Caritas-Vorstand Andreas Hoffmann, seien 40 Prozent der Bewohner im Marienhaus auf Zuschüsse der Sozialhilfe angewiesen. Auch solchen Menschen die Pflege anzubieten, das sei Aufgabe der Caritas, sagt Hoffmann: "Das Marienhaus ist ein klassischer Nahversorger für die Kernstadt."

Da die Caritas in einer Stadt Pflege anbiete, in der rund 100 Pflegeplätze fehlen, sei sie von allen Seiten aufgefordert worden, noch viel mehr Plätze zu schaffen. Das Haus Zoffingen soll aber nur vier Plätze mehr haben als das heutige Marienhaus. Wie geht es jetzt weiter? Die Caritas rechnet mit rund zwei Jahren Zeit für den Um- und Ausbau der früheren Schule. Bis dahin soll das Marienhaus mit den 101 Plätzen weiter bestehen. Danach ist der Umzug der Senioren sowie der 100 Mitarbeiter aufs Gelände Zoffingen geplant. 95 Prozent der Mitarbeiter wohnten in der Altstadt und im Paradies, sagt Caritas-Chef Andreas Hoffmann. Er geht davon aus, dass sie wie bisher mit öffentlichen Verkehrsmitteln zur Arbeit kommen. Haltestellen am Sternenplatz und in der Laube liegen nahe. Anwohner haben befürchten verstärktem Verkehr in den Gassen der Niederburg.

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