Immer, wenn Fähre-Chef Stefan Ballier danach gefragt wird, bei wie vielen Windstärken auf dem Bodensee zwischen Konstanz und Meersburg noch Auto-Fähren verkehren können, dann setzt er zu einer langen Antwort an. Es komme nicht allein auf die Windstärken an, sondern auch auf die Richtung des Windes und die Auswirkungen auf den Wellenschlag. Und das zeigte sich am Samstag. Obwohl die Fähren auch bei Windstärken neun noch als seetüchtig gelten und ein Föhnsturm gerade sechs bis sieben Stärken erreicht hatte, genügte dieser, den Fährbetrieb für eine Stunde lahmzulegen. Denn der Starkwind sei nicht wie üblich aus Westen, sondern aus der für die Anlegemanöver der Fähren besonders ungünstigen Süd-Ost-Richtung gekommen, sagt Stefan Ballier auf Nachfrage.
Bei Süd-Ost-Sturm könnten sich meterhohe Wellen vom Obersee aufbauen, und mit solcher Wucht auf die Fähren sowohl vor Meersburg als auch vor Konstanz treffen, dass die Schiffe die Hafeneinfahrten nicht mehr ansteuern können. Denn es drohen dann gefährliche Kollisionen mit Dalben oder Mauern. Genau dies war die Lage, als Samstagmittag der Sturm losbrauste: Wellen und Winde trafen volle Breitseite das Fährschiff Kreuzlingen, das sich gegen 12 Uhr auf dem Weg von Meersburg nach Konstanz gemacht hatte. Unter diesen Bedingungen sei ein Einlaufen in den Hafen nicht mehr gefahrlos möglich gewesen, sagt der Fähre-Chef.
Die Kreuzlingen sei deshalb etwa eine halbe Stunde im freien Wasser gelegen, um das Abflauen des Sturms abzuwarten. Die Fachleute sprechen von "abwettern". Die Gegenfähre aus Konstanz sei gar nicht erst ausgelaufen und wieder entladen worden. Aus Sicherheitsgründen entschieden die Schiffsführer, den Fährverkehr komplett einzustellen. Er ruhte zwischen 12 und 13 Uhr. Ab 13.05 sei er vorsichtig wiederaufgenommen worden. "Um 13.20 Uhr hatten wir schon wieder drei Schiffe in Betrieb." Das plötzlich Losbrausen eines Sturms und das plötzliche Ende seien sehr typisch für den Bodensee, sagt Ballier.