Alt-Landrat Frank Hämmerle ist um markige Worte nicht verlegen. Um Diplomatie jedoch auch nicht. Er sagt daher nicht: Das Ausreisezentrum steht absichtlich in Kreuzlingen, wenige hundert Meter und fußläufig von der Grenze nach Konstanz entfernt.
Sondern er fragt: Ist der Standort gewollt und wohin verschwinden die Geflüchteten, die abends oder nach einem Wochenende nicht mehr ins Ausreisezentrum an der Döbelistraße zurückkehren? Hämmerle kommt, darauf lässt seine Erklärung schließen, zum Schluss: ü
Schweizer Reaktion klingt nach: Uns ist das Ziel egal
Aussagen der Schweizer Behörden müssen hierzulande wie eine Provokation klingen. Jedenfalls klingen sie nach: Aus den Augen, aus dem Sinn. Spätestens nach 140 Tagen müssten die Bewohner das Kreuzlinger Ausreisezentrum in der Regel ohnehin verlassen.
Heimliches Abtauchen vorab, das gibt das Schweizer Amt unumwunden zu, stellt für sie "kein Problem" dar.Ein schlechtes Zeichen für das gepflegte Miteinander
Das ist wenig diplomatich ausgedrückt, aber maximal ehrlich. Und für die deutsche Bundespolizei sehr wohl ein Problem. Denn sie geht davon aus – zumindest lassen interne Dokumente darauf schließen – dass die Zahl unerlaubter Einreisen nach Deutschland zunehmen werden. Für diesen Fall könnte die Forderung sein, und im Fall Frank Hämmerles ist sie das bereits: Einführung von Grenzkontrollen, zumindest aber intensivere Fahndungen und mehr Polizeipräsenz entlang der Grenze.
Es wäre die deutsche Reaktion auf einen Schweizer Sonderweg abseits EU-bedingter Rücksichtnahme und ein schlechtes Zeichen für das in Konstanz gelebte Miteinander beider Staaten.