Seit Jahren prüft Udo Schuster im Auftrag einer Elterninitiative, ob bestimmte Gruppen seelischen Schaden anrichten oder nicht. Zusammen mit ihm haben wir uns mit vier Konstanzer Gruppen beschäftigt, bei denen man sich die Frage stellen kann: Sekte oder nicht? Zum Nachlesen finden Sie diesen Text hier:

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Anschließend haben wir die Gruppen gebeten, sich selbst zu äußern. Alle vier haben darauf reagiert. In ihren Stellungnahmen beziehen sich der Bruno-Gröning-Freundeskreis, Jehovas Zeugen und die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage in weiten Teilen auf unsere bisherigen Recherchen, die Hillsong Church allerdings bietet tiefere Einblicke in die Art und Weise, wie die Gemeindemitglieder ihren Glauben leben.

Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage

Bild 1: Nach dem SÜDKURIER-Sektencheck: Jehovas Zeugen, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage, der Bruno-Gröning-Freundeskreis und die Hillsong Church reagieren
Bild: Hanser, Oliver

Das sagt die Gruppe: „Auf ihrer Internetpräsenz erklärt die Kirche, dass man sich auf die Lehren Jesu Christi beruft, die der Amerikaner Joseph Smith wiederhergestellt hat. ‚Im Frühling 1820 erschien Gott und Jesus Christus im Bundesstaat New York dem 14-jährigen Jungen namens Joseph Smith und setzte Ereignisse in Gang, die zur Wiederherstellung der Urkirche Jesu Christi führten.‘

Die offizielle Gründung der Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage wird auf den 6. April 1830 datiert. Die weltumspannende Glaubensgemeinschaft beruft sich neben der Bibel auf das Buch Mormon, das im gleichen Jahr erstmals veröffentlicht wurde.

Die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage versteht sich als eine missionierende Kirche. ‚Die Missionstätigkeit erfolgt in Anlehnung an das Neue Testament, wo Missionare zu zweit das Evangelium verkündeten und die Gläubigen im Namen Jesu Christi tauften‘, erklärt die Kirche. Es gebe ständig über 65.000 Missionare, die die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage weltweit vertreten. Überwiegend handle es sich um junge Menschen unter 25 Jahren, die unentgeltlich für zwei Jahre das Evangelium verkünden und Menschen helfen. ‚2019 hat die Gesamtzahl der Mitglieder über 16,3 Millionen erreicht, von denen mehr als die Hälfte außerhalb der USA leben.‘

Bekannt ist die Kirche für ihr humanitäres Engagement und die ständige Zusammenarbeit mit anderen großen Hilfsorganisationen, zum Beispiel dem Internationalen Roten Kreuz oder der Katholischen Kirche.“

Hillsong Church

Bild 2: Nach dem SÜDKURIER-Sektencheck: Jehovas Zeugen, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage, der Bruno-Gröning-Freundeskreis und die Hillsong Church reagieren
Bild: Hanser, Oliver

Das sagt die Gruppe: „‚Wir sind gewöhnliche Menschen, die Gott, Menschen und das Leben lieben; jugendlich im Geist, von Herzen großzügig, liebevoll in unserer Art und glaubenserfüllt in unserem Bekenntnis. Wir freuen uns, Besucher willkommen zu heißen‘, beschreibt Campus-Pastorin Nine Madlener.

Die Hillsong Church habe ihren Ursprung in Australien, sei in Deutschland aber Mitglied im Bunde Freikirchlicher Pfingstgemeinden (BFP). ‚Vor allem in Konstanz sind wir aktives Mitglied der Evangelischen Allianz mit insgesamt neun Gemeinden und Gruppen‘, betont Madlener. Die Evangelische Freikirche sieht sich – wie auch der BFP – als Teil aller ‚an der Bibel orientierten Gemeinden und Kirchen‘. Diese Grundhaltung präge das Verständnis der ökumenischen Zusammenarbeit.

‚Wir glauben an Gott als Schöpfer aller Dinge und dass die Bibel Gottes Wort ist. Sein Wort ist wahr, verbindlich und maßgebend für unser alltägliches Leben‘, fasst Madlener zusammen. Dieses sei geprägt von einem Gottesbild der Liebe und Vergebung. Der Glaube an Jesus Christus steht wie bei allen christlichen Konfessionen im Zentrum.

Wesentliche Unterschiede zur Landeskirche seien wie bei den meisten evangelischen Freikirchen die Finanzierung über freiwillige Spenden und die Erwachsenentaufe. ‚Wir sehen die Taufe als eine bewusste Entscheidung für den Glauben und eine persönliche Beziehung zu Gott‘, erklärt Madlener. Die Gottesdienste sind geprägt von einer emotionalen, lebensnahen Glaubensvermittlung, zum Beispiel, was die Predigten und den Einsatz von Live-Musik betrifft.“

Jehovas Zeugen

Bild 3: Nach dem SÜDKURIER-Sektencheck: Jehovas Zeugen, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage, der Bruno-Gröning-Freundeskreis und die Hillsong Church reagieren
Bild: Hanser, Oliver

Das sagt die Gruppe: „Jehovas Zeugen sind eine internationale christliche Religionsgemeinschaft, der weltweit über 8 Millionen Personen angehören. In Deutschland sind etwa 170.000 aktiv. Sie sehen sich in der Tradition des Urchristentums. Sämtliche Lehren stützen sich auf die Bibel. Der Name ‚Jehovas Zeugen‘ (vor 1931: ‚Bibelforscher‘) geht auf das Bibelbuch Jesaja 43,12 zurück und bezieht sich auf eine Lesart des hebräischen Gottesnamens.

Ihre Missionsarbeit zeichnet Jehovas Zeugen besonders aus. Um möglichst viele Menschen zu erreichen, produzieren sie Studienmaterial zur Bibel als Print- und audiovisuelle Medien, Online-Inhalte auf ihrer Internetseite sowie Software für Mobilgeräte in über 980 Sprachen. Mit einer Auflage von 83 Millionen ist ‚Der Wachtturm‘ die am weitesten verbreitete Zeitschrift weltweit.

Sie sind politisch neutral und lehnen aus Gewissensgründen den Wehrdienst ab. Das führte immer wieder zur Verfolgung in totalitären Staatssystemen (in Deutschland unter anderem während der NS-Zeit und in der DDR). Seit 2006 sind Jehovas Zeugen in Deutschland Körperschaft des öffentlichen Rechts.“

Bruno-Gröning-Freundeskreis

Bild 4: Nach dem SÜDKURIER-Sektencheck: Jehovas Zeugen, die Kirche Jesu Christi der Heiligen der letzten Tage, der Bruno-Gröning-Freundeskreis und die Hillsong Church reagieren
Bild: Bruno-Gröning-Freundeskreis

Das sagt die Gruppe: „In der sensationalisierenden Berichterstattung der Medien bezeichnete man Bruno Gröning (1906-1959) als ‚Wunderheiler‘. Tausende Kranke, Kriegsversehrte und selbst als unheilbar Diagnostizierte erfuhren durch ihn – wie viele eidesstattlich bezeugten – wundersame Heilungen. Die einen sahen in ihm einen Helfer Gottes, andere verspotteten ihn als Scharlatan.

Vor allem die Ärzteschaft stand diesem unstudierten, einfachen Mann mehr als skeptisch gegenüber. Aufgrund ihres Druckes wurden ihm Heilverbote auferlegt; er wurde juristisch verfolgt. Ein dramatischer Kampf zwischen Schulmedizin und Geistheilung entbrannte. Gröning wies die Heilerfolge jedoch immer wieder von sich und betonte: ‚Nicht ich heile, sondern es hilft, es heilt die göttliche Kraft – Gott ist der größte Arzt!‘

Nach seinem Tod im Jahre 1959 wurde im Jahre 1979 der Bruno Gröning-Freundeskreis gegründet. Er ist mittlerweile einer der größten Zusammenschlüsse für Hilfe und Heilung auf geistigem Weg. Weltweit gibt es circa 80.000 Freunde. Der Freundeskreis ist eine private, überkonfessionelle Interessengemeinschaft.

Die Zugehörigkeit als ‚Freund‘ zum Bruno-Gröning-Freundeskreis führt zu keiner rechtlichen, finanziellen oder religiösen Bindung oder Verpflichtung. Der Freundeskreis ist als mildtätig und gemeinnützig anerkannt. Im Mai 2013 erhielt der Freundeskreis mit der Verleihung des ‚Peace Pole‘ eine internationale Auszeichnung.“