"Was passiert 2017?" Diese Frage prangt in großen Lettern auf Plakaten, die auf dem Weihnachtsmarkt-Gelände hängen. Diese Frage bewegt vor allem die Markthändler, die bereits seit Jahren und Jahrzehnten einen Stand in Konstanz betreiben. Der Vertrag des bisherigen Veranstalters Heinrich Stracke läuft dieses Jahr aus. Die Stadt muss nun ein transparentes, wettbewerbliches Genehmigungsverfahren einleiten, denn es interessieren sich noch andere für die Ausrichtung der Großveranstaltung, die jedes Jahr 450 000 bis 500 000 Besucher anlockt. "Vom Interesse sind wir nicht überrascht", sagt Hans-Rudi Fischer, Leiter des Bürgeramts der Stadt. Rund 20 Personen haben sich mittlerweile die Informationsbroschüre zum Genehmigungsverfahren geben lassen. "Gespannt sind wir auf den 16. Januar um 8 Uhr. Dann sehen wir, wer ernsthaft interessiert ist", so Fischer. Dann müssen die Anträge für die Ausrichtung von 2017 bis 2019 eingereicht sein.
Große Unsicherheit bei den Händlern
Verunsichert sind die derzeitigen Weihnachtsmarkthändler. "Wir haben keine Planungssicherheit mehr", sagt Karin Simmoleit. Denn keiner der derzeit rund 150 Händler weiß, ob der künftige Veranstalter ihn berücksichtigt. Händler haben die "Interessensgemeinschaft für den Konstanzer Weihnachtsmarkt" gegründet, um "dem Markt und den Händlern eine Stimme zu geben", so Simmoleit. Sie gehört, ebenso wie die Konstanzer Michael Breuninger und Claudio Lungo, zum Vorstand. "Wir sehen uns nicht als Kontrapunkt. Unser Ziel ist, mit der Stadt und dem künftigen Veranstalter eine Zusammenarbeit zu finden", so Simmoleit. Die Interessensgemeinschaft setzt sich für den Erhalt des Marktes in der jetzigen Form ein. Und dafür sammeln die Händler nun Unterschriften.
Am Montag, 19. Dezember, werden die Händler von 11 bis 12 Uhr symbolisch ihre Stände schließen, um Interessierte zu informieren. Auch über ihre Zukunftssorgen, denn "die Existenz einiger Familien hängt von diesem Markt ab", sagt Simmoleit. Das Problem: Erst im März 2017 steht der künftige Veranstalter fest. Vergleichbare Märkte, die ebenfalls beinahe vier Wochen dauern, seien rar. "Und für die interessanten Märkte gibt es bereits lange Wartelisten", so Karin Simmoleit. Was Claudio Lungo erschreckt hat: "Der Nachfolger darf eigentlich machen, was er will." Und Karin Simmoleit erzählt von einem Weihnachtsdorf, in dem kein einheimischer Händler berücksichtigt worden sei. Heinrich Stracke, der sich ebenfalls als Veranstalter bewerben will, würde weitermachen wie bisher. "Es wäre wünschenswert, wenn auch die anderen Bewerber Stellung beziehen würden", so Simmoleit.
Doch nicht jeder Bewerber ist bekannt. Interesse hat die Agentur Event Promotions, die unter anderem den Singener Hüttenzauber erfolgreich veranstaltet. "Es wäre verwunderlich, wenn wir uns nicht interessieren würden", sagt Geschäftsführer Frank Schuhwerk, "schließlich sind wir eine Konstanzer Agentur und der Konstanzer Weihnachtsmarkt ist attraktiv. Man müsste ihn auch nicht neu am Reißbrett erfinden." Und: "Wir sind mit einigen Ständen beim Winter Wonderland in London präsent." Die Veranstaltung im Hydepark skizziert Schuhwerk als eine Mischung aus "Oktoberfest, Europapark und Christkindlemarkt". Wird sich die Agentur bewerben? "Das wissen wir noch nicht. Es sind noch viele offene Fragen zu klären."
Auch Dieter Wäschle hat sich informiert, schließlich "sind wir mit dem Weihnachtsschiff voll eingebunden", erklärt er. Auf die Frage, ob er den Weihnachtsmarkt gerne veranstalten würde, sagt er: "Kein Kommentar." Heinz Gebauer – die Firma Gebauer ist als Schaustellerbetrieb bekannt und organisiert auch Volksfeste – hat sich schon länger Gedanken gemacht. "Ich bin hier aufgewachsen und groß geworden. Gleichzeitig haben wir jetzt die Chance, den Weihnachtsmarkt primär in unser Geschäftsfeld zu integrieren", sagt er. Equipment und Lager wären vor Ort. "Wir werden einen Antrag einreichen", sagt Gebauer. An die derzeitigen Markthändler gerichtet, meint er: "Sie müssen keine Angst haben. Wir möchten viele Händler übernehmen." Man müsste zwar manches ändern, um Attraktivität zu steigern; "aber den Markt komplett austauschen, das ist nicht der Plan."
Das Verfahren
Bis zum 16. Januar 2017 um 8 Uhr sind die vollständigen Anträge für den Weihnachtsmarkt 2017 bis 2019 bei der Stadtverwaltung einzureichen. Die Verwaltung macht eine Vorprüfung, danach tagt eine Jury, die letztlich dem Gemeinderat einen Vorschlag unterbreiten wird. Dieser entscheidet in seiner Sitzung im März 2017, wer die kommenden drei Jahre einen Weihnachtsmarkt ausrichten darf. (as)