Die erste Handlung, die einem Restaurantgast ab sofort abverlangt wird, ist eine schriftliche: Gaststätten sind gehalten, ihre Gäste eine Kontaktnummer notieren zu lassen. Für alle Fälle – sollte sich herausstellen, dass sich ein Corona-Infizierter in diesen Räumen aufgehalten hat.

Die Gästeerfassung: schlichte Notwendigkeit in Corona-Zeiten
Die Gästeerfassung: schlichte Notwendigkeit in Corona-Zeiten | Bild: Wagner, Claudia

Die Gastwirte treiben aber noch ganz andere Sorgen um.

Für Martin Baumgärtel ist die Sache klar: „Wir schließen ab heute“, sagt der Direktor des Löchnerhauses, Tagungshotel auf der Reichenau. „Es reist ja keiner mehr“, sagt er, die geplanten Tagungen seien komplett eingebrochen. Es sei eine kaufmännische Entscheidung, Hotel und Restaurant dicht zu machen.

Martin Baumgärtel, Direktor des Löchnerhauses auf der Reichenau, füllt den Meldezettel im Konzil aus.
Martin Baumgärtel, Direktor des Löchnerhauses auf der Reichenau, füllt den Meldezettel im Konzil aus. | Bild: Wagner, Claudia

Schließen ist die günstigste Variante

Martin Baumgärtel hat es überschlagen: Sein Hotel beschäftigt 30 Mitarbeiter, alle müssen bezahlt werden. Wenn kaum noch Gäste kommen, übersteigen die Betriebskosten die Einnahmen. Also macht er zu und beantragt Kurzarbeitergeld. „Lieber starte ich mit geballter Kraft mit meiner Mannschaft wieder durch, sobald die Krise überwunden ist“, sagt er.

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Gaststätten bleiben – vorerst – geöffnet

So gelassen reagiert nicht jeder der Wirte. Konzilwirt Manfred Hölzl hat sie als Vertreter des Dehoga-Verbands informiert und versucht, Fragen zu beantworten. Die Wichtigste für viele: Dürfen Gaststätten weiterhin abends geöffnet bleiben? Ja, das ist in Baden-Württemberg weiterhin erlaubt, wenn auch von der Bundesregierung nicht empfohlen, erläutert Manfred Hölzl. Kunden können also weiterhin zum Abendessen kommen.

Konkrete Hilfen wären besser als Kredite

Heinz-Josef Diestel, Wirt im Staader Fährhaus, kritisiert das Vorgehen der Regierung, insbesondere der Bundesregierung. „Ich kann die Maßnahmen nachvollziehen, halte aber einige für übertrieben“, sagt er. Er wünsche sich konkretere Hilfen seitens der Regierung, auch für Kleinstunternehmer wie Gastronomen. „Klar bekomme ich einen Kredit, aber wer sagt, dass ich ihn zurückzahlen kann?“

„Klar bekomme ich einen Kredit. Aber wer sagt, dass ich ihn zurückzahlen kann?“Heinz-Josef Diestel, Staader Fährhaus
„Klar bekomme ich einen Kredit. Aber wer sagt, dass ich ihn zurückzahlen kann?“Heinz-Josef Diestel, Staader Fährhaus | Bild: Wagner, Claudia

Welche Behörde bestimmt die Regeln?

Auch die Informationslage sei zurzeit häufig unklar, das beklagen alle Wirte. Die Bundesregierung empfiehlt, die Landesregierung setzt aber nicht alles um. Hölzl wünscht sich auch von der Stadt Konstanz eine umfassendere Kommunikation. Nun liege es an den Wirten, ihre Gäste zu informieren. Diestel erlebt das gleiche Szenario wie alle Wirte: Es werde jeden Tag ruhiger, es kommen kaum Gäste.

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Ein Wirt schließt schon mal zwei Restaurants

Auch Bashkim Beshiri hat eine weitreichende Entscheidung getroffen: Zwei der Restaurants, die er betreibt, hat er heute, am 17. März, bereits geschlossen: die Bürgerstuben und das Deli im Lago. Die anderen Gaststätten, unter anderem La Piazza und Chéz Leon, bleiben vorerst geöffnet. „Zum einen sind die Leute gehalten, zuhause zu bleiben“, sagt Beshiri, „zum anderen ist Konstanz eine Touristenstadt. Wenn der Tourismus lahm liegt, bringt das alles nichts mehr.“

Die Bürgerstuben: Wegen der Corona-Krise ebenfalls geschlossen.
Die Bürgerstuben: Wegen der Corona-Krise ebenfalls geschlossen. | Bild: Wagner, Claudia

Auch Beshiri wünscht sich Unterstützung, gerne vom Staat. Sinnvoll wäre aber auch, wenn die Pacht heruntergefahren würde. „Wir sollten ja überleben können“, sagt er. Problematisch seien die Fixkosten, die auch bei Schließung weiterlaufen: Strom, Wasser, Gas.

Blick durch den Vorhang ins Deli: Keine Partys mehr hier und auch kein Restaurantbetrieb. Die Gaststätte ist ab sofort geschlossen.
Blick durch den Vorhang ins Deli: Keine Partys mehr hier und auch kein Restaurantbetrieb. Die Gaststätte ist ab sofort geschlossen. | Bild: Wagner, Claudia

Wieder andere entwickeln Geschäftsideen: Satish Kumar, Betreiber des indischen Restaurants Karma und des Umami, hat eine Betriebsversammlung einberufen und erstellt mit seinen Mitarbeitern ein Konzept. „Wir stellen um auf Take-away und Lieferservice“, sagt er. Kunden könnten ab sofort Essen telefonisch bestellen und liefern lassen oder selbst abholen. An der Online-Bestellung über die Website arbeite er noch. „Ich habe 35 Mitarbeiter, alle in Vollzeit, und möchte alle behalten. Ich hoffe sehr, dass die Krise schnell vorbei ist“, sagt Kumar.

Arianit Saiti und Vijay Kumar, Mitarbeiter des Restaurants Karma in der Unnenstadt, ziehen die Plakate für den neuen Catrering-Service auf.
Arianit Saiti und Vijay Kumar, Mitarbeiter des Restaurants Karma in der Unnenstadt, ziehen die Plakate für den neuen Catrering-Service auf. | Bild: Wagner, Claudia

Auch andere wollen durchhalten. Kurioserweise fällt das im Moment den kleineren Betrieben leichter, da sie weniger Gehälter, weniger Pacht zu zahlen haben. „Wir wollen weitermachen und Catering anbieten“, sagt Markus Hensler vom Wallgut im Paradies. Er hofft, dass das Angebot angenommen wird.

Weitere Hinweise auf veränderte Servicezeiten oder neu eingerichtete Lieferservices:

Bild 7: Schließen oder Weitermachen? Wie Konstanzer Wirte mit der Corona-Krise umgehen
Bild: Schuler, Andreas
Bild 8: Schließen oder Weitermachen? Wie Konstanzer Wirte mit der Corona-Krise umgehen
Bild: Wagner, Claudia