Philipp Mücke kennt das Problem: Er lebt in Köln, ist aber für seine Firma häufig im Raum Bodensee unterwegs. „Wenn ich in Seenähe bin, gerate ich mit dem Dienst-Smartphone ganz häufig ins Schweizer Netz. In Friedrichshafen ist das ganz extrem, manche Täler sind abgeschirmt und vom See her sind die Funkwellen aus der Schweiz stärker. Aber auch in Konstanz und Umgebung bekomme ich sehr häufig eine Begrüßungs-SMS von einem Schweizer Anbieter“, berichtet er.
Höhere Gebühren habe er selbst deswegen noch nie bezahlen müssen, da es sich um sein Diensthandy handelt. „Einmal hat die Buchhaltung aber tatsächlich nachgefragt, weil ich in der Nähe der österreichischen Grenze versehentlich ein Telefonat im österreichischen Netz geführt hatte.“
Das Einloggen ins Netz des Nachbarlands ist nicht ganz zu vermeiden
Ganz zu verhindern ist dieser Mechanismus nicht. „In unmittelbarer Grenznähe werden Aussendungen aus dem Nachbarland feststellbar sein, da die Ausbreitung von Funkwellen nicht durch Landesgrenzen begrenzt werden“, schreibt Michael Reifenberg aus der Pressestelle der Bundesnetzagentur. Je nach den physikalischen Gegebenheiten vor Ort ließen sich Überschneidungen der einzelnen Versorgungsgebiete gar nicht vermeiden.
Eine Lösung war das Gespräch mit den Schweizern
Um diese Überschneidung der Netze möglichst zu vermeiden, nutzt die Bundesnetzagentur die sogenannte Harmonised Calculation Method (HCM). Dabei werde das verfügbare Frequenzspektrum zwischen den Nachbarstaaten aufgeteilt, so Reifenberg, und durch Grenzwerte auf der Grenzlinie beziehungsweise dahinter eingeschränkt.
Das bedeutet: Deutschland oder die Schweiz dürfen nicht mehr mit hohen Frequenzen in das jeweilige Nachbarland funken und somit den Funkraum im Nachbarland dominieren.
Dies bestätigt Volker Petendorf, Pressesprecher bei Vodafone: Schweizer Mobilfunkbetreiber hätten jahrelang mit ihren Funkwellen deutsches Gebiet erreicht – mit dem Zweck, die eigenen Kunden so lang wie möglich im eigenen Netz zu halten. Das Problem habe man nun über Gespräche mit den zuständigen Stellen im Nachbarland geklärt: „Wir Mobilfunkbetreiber haben Harmonisierungsgespräche mit den Schweizern geführt.“ Dabei habe man sich darauf geeinigt, dass die Schweizer Netzbetreiber schwächer funkten, in dem sie etwa die Antennen anders ausrichteten. Somit werde der Effekt, dass sich deutsche Handys ins Netz einwählten, abgeschwächt.
Vodafone modernisiert und verstärkt sein Netz
Der Betreiber Vodafone hat noch weitere Maßnahmen ergriffen: „Im Mobilfunk haben wir 99,9 Prozent der besiedelten Gebiete ausgebaut, bei der Datenverbindung, also beim mobilen Internet, sind 93 Prozent ausgebaut“, sagt Petendorf. Das bedeutet, dass das Vodafone-Netz auch in Grenznähe, also in Konstanz, so stark ist, dass sich die Smartphones eher dort einwählen und nicht ins Schweizer Netz.
2016 sei das Netz zudem noch einmal modernisiert und verstärkt worden. In jüngster Zeit gebe es kaum noch Kundenbeschwerden deswegen.
Ob das Handy sich ins Schweizer Netz einloggt, hängt von Bebauung und Landschaft ab
Alle Mobilfunkanbieter seien gleichermaßen von dem Phänomen betroffen, dass sich Handys gelegentlich ins Schweizer Netz einwählen, bestätigt Jörg Borm von Telefonica, der Betreibergesellschaft von O2. Wann und wo genau sich ein Smartphone ins Schweizer Netz einwähle, sei schwer zu vorauszusagen. Es hängt, so die Auskunft auch der Bundesnetzagentur, von vielen Faktoren ab, etwa davon, welches Gerät man benutzt, wie die Bebauung in der Stadt gestaltet sei, ob die Topographie ein Ausbreiten der Funkwellen erschwere oder erleichtere.
So lösen viele Grenzgänger das Problem
Viele, die in Konstanz leben oder arbeiten, haben sich mit der Situation arrangiert. Die Auszubildende Florence Schellhammer wohnt in Rielasingen und geht in Konstanz zur Schule, jeweils in unmittelbarer Nachbarschaft zur Schweiz: „Ich habe mir gezielt einen Tarif mit Schweiz-Flatrate ausgesucht, weil ich zu Hause oder in Konstanz oft ins Schweizer Netz gerate.“ Auf diese Weise müsse sie nicht stets aufpassen, dass möglicherweise höhere Kosten entstehen.

Eine andere Möglichkeit ist, das Netz des eigenen Betreibers manuell auszuwählen und dem Smartphone zu „verbieten“, sich automatisch in andere Netze einzuwählen. Da trifft dann aber auch alle anderen deutschen Netze – und kann dazu führen, dass man hier und da ganz ohne Empfang dasteht.