Was im Quartier geplant ist
Im Moment ist am Döbele ein großer Parkplatz und so ziemlich jeder Konstanzer hat hier schon Verwandte oder Freunde von der Fernbushaltestelle abgeholt. So wird es nicht bleiben. Die Fläche soll vollständig mit Wohnungen und Gewerbeflächen bebaut werden. Ein Entwurf des Architekturbüros Bächle Meid und Stötzer Landschaftsarchitekten (Freiburg) überzeugte die Jury des ausgeschriebenen Ideenwettbewerbs. Außerdem nahm die Stadtverwaltung einen Strategiewechsel bezüglich des Quartiers vor. Statt einen Investor mit der Quartiersentwicklung zu beauftragen, soll die Vergabe der Grundstücke kleinteilig erfolgen und an Wohnbaugesellschaften und Baugenossenschaften sowie Baugruppen gehen. Dieses Konzept traf auf die Zustimmung aller Stadträte.
Wer hier parken dürfen soll – die Sicht der Stadt
Kontroverser diskutierten die Ausschussmitglieder das Thema Parken. Die Stadt will am Döbele eine Quartiersgarage mit Mobilitätspunkt einrichten. Die Stadt formuliert klare Ziele: alle Stellplätze, die der Döbeleparkplatz momentan umfasst, sollen ins Parkhaus integriert werden, zusätzlich soll Ersatz geschaffen werden für die 103 Stellplätze am Stephansplatz. Durch die Überbauung des Döbele entfallen an der Laube und in der Döbelestraße Anwohnerstellplätze, sie sollen ebenfalls im Parkhaus ersetzt werden. Auch die Stellplätze der Bewohner, die in die neue Bebauung am Döbele ziehen, müssen im Parkhaus Platz finden. Insgesamt sollen 630 Stellplätze entstehen.
Warum überhaupt ein Parkhaus, wenn die Stadt die Zahl der Autos in Konstanz reduzieren will?
Das leuchtet nicht jedem Stadtrat ein: „Sehr umstritten ist die massive Bebauung durch das Parkhaus, das hier am Döbele entstehen soll“, sagt Peter Müller-Neff (FGL), „es entsteht eine brutale städtebauliche Situation mit 600 Stellplätzen. Wenn hier ein Parkhaus entsteht, dann ziehen wir den Verkehr doch in die Innenstadt hinein.“ Holger Reile (Linke Liste) wird noch deutlicher: „Was haben wir beschlossen? Den Klimanotstand. Wann wollen wir mit der Verkehrswende beginnen? 2040?“
So soll das Quartier gestaltet werden
„Wir sollten nicht hyperventilieren“
Dass am Döbele am besten gar kein neuer Parkraum entstehen sollte, sehen längst nicht alle so. „Wir sollten nicht hyperventilieren und alles übers Knie brechen“, widerspricht Heinrich Fuchs (CDU), „auf das Parkhaus zu verzichten, halte ich für nachteilig“. Auch Jürgen Ruff (SPD) verweist darauf, dass ein Parkhaus am Döbele aus seiner Sicht zum jetzigen Zeitpunkt unverzichtbar sei. „Die Entwicklung, dass die Leute auf andere Verkehrsmittel umsteigen, wird langsam sein. Wir sind für eine flexible Umnutzung, sobald die Stellplätze nicht mehr gebraucht werden.“ Ein Entlastungsparkhaus sei wichtig an dieser Stelle.
So sehen es die Einzelhändler
Die Händler der Stadt werden sich einer Gestaltung des Döbele ohne Parkhaus klar entgegen stellen. „Wir treten klar für ein Parkhaus ein, vor allem, weil der Druck auf die innerstädtischen Parkflächen immer größer wird“, sagt Daniel Hölzle, Vorsitzender der Händlervereinigung Treffpunkt Konstanz. „Wenn es uns Stellplatzsuchverkehr erspart, dann sind wir dafür“, ergänzt er. Ganz wichtig sei, dass das Parkhaus auch öffentlich genutzt werde. Die Händler wollen den Verkehr vor allem aus der Schweiz an dieser Stadtrandlage unterbringen, damit die eigentliche Altstadt vom Verkehr entlastet werde. Daniel Hölzle plädiert dabei auch für einen privaten Betreiber des Parkhauses, wirtschaftlich funktioniere das meist besser als ein städtischer Betrieb.
Planung bleibt bei der Mobilität bislang völlig offen
Wie der geplante Mobilitätspunkt – also das Parkhaus – letztlich geplant wird, wird sich erst in den kommenden Ratsdebatten klären. Die Verwaltung favorisiert eine Lösung, bei der der einzurichtende Mobilitätspunkt den Bewohnern und anreisenden Gästen die Möglichkeit bietet, auf andere Verkehrsmittel umzusteigen: Leihrad oder Car-Sharing beispielsweise. Langfristig werde es im Quartier weniger Autos geben, freiwerdende Flächen könnten umgenutzt werden. Die neuen Wohngebäude seien bereits mit einem reduzierten Stellplatzschlüssel geplant, so Carolin Gayko vom Amt für Stadtplanung. Wie viele Stellplätze am Döbele zur Verfügung gestellt würden, darin sei die Verwaltung flexibel, betont Marion Klose, Leiterin des Amts für Stadtplanung und Umwelt: „300 oder 600 Stellplätze? Bewohnerparken oder öffentliche Nutzung? Das ist alles offen, ich bin aber überzeugt, dass wir den Mobilitätspunkt dort brauchen.“
Sehr viel Einigkeit herrscht bei der Gestaltung des Areals als Quartier, das möglichst viel bezahlbaren Wohnraum bieten soll. Jürgen Ruff sorgte im Ausschuss dafür, dass der geförderte Wohnraum nicht auf 40 Prozent begrenzt wird, sondern dass auch ein deutlich höherer Anteil verwirklichbar ist.