„Da muss sich der Oberbürgermeister wohl vertan haben“, sagt Johannes Kumm. Als er am Freitag das SÜDKURIER-Interview mit Uli Burchardt liest, hatte bereits die ersten Freunden und Bekannten bei ihm angerufen, berichtet der Alt-Paradiesler und frühere SPD-Stadtrat.
Ein Passierschein für Tägermoos-Kleingärtner, das klingt für diese verlockend
Anlass war eine Aussage des Oberbürgermeisters über die Situation für Tägermoos-Kleingärtner durch die Schließung der Grenze zur Schweiz. Dort habe die Stadt Konstanz, so Uli Burchardt, „mit Passierscheinen für unsere Landwirte und Kleingärtner eine gute Lösung gefunden“.
Nur: Von einer solchen Möglichkeit wusste Johannes Kumm, der einen der 400 Gärten auf Schweizer Gebiet gepachtet hat, nicht – und die befreundeten Mitgärtner ebenfalls nicht.
Bei den Behörden weiß man auch von nichts
Kumm griff selbst zum Hörer, erkundigte sich beim Liegenschaftsamt, beim Bürgeramt und dem OB-Sekretariat, wo er das begehrte Schriftstück erhalte. Die Antwort sei überall dieselbe gewesen: Nein, von einem Passierschein für Tägermoos-Kleingärtner wisse man nichts. „Ich bin anschließend mit meinem Pachtvertrag direkt zum Emmishofer Zoll und habe gefragt, ob ich nun einen Passierschein erhalte“, sagt Kumm.
Die Antwort des Schweizer Grenzbeamten lautete: Gelesen habe er den Satz ja auch, einen Passierschein für Gartenbesitzer könne er dennoch nicht ausstellen.
Das Missverständnis: Vereinbarung gilt nur für Gemüsebauern
Weil es die von Burchardt erwähnte „gute Lösung“ nicht gibt. Zumindest noch nicht für Kleingärtner wie Johannes Kumm. Sie bezieht sich vorerst nur auf Gemüsebauern, erklärt Walter Rügert, Pressesprecher der Stadt Konstanz auf Anfrage des SÜDKURIER. Die Aussage des Oberbürgermeisters sei ein Missverständnis gewesen, „das uns sehr leid tut“, sagt Rügert.
Notlösung für Kleingärtner: Hilfe von Schweizer Pächtern
Für die Gemüsebauern gibt es laut des Rathaus-Sprechers bereits eine Vereinbarung zwischen der Schweizer Grenzwacht, dem Gemeindepräsidium Tägerwilen und der Stadt Konstanz. Für die Kleingärtner dagegen sehe „die eidgenössische Grenzwacht derzeit keinerlei Spielraum, sie über die Grenze einreisen zu lassen“, erklärt der Rathaus-Sprecher. Hintergrund der Entscheidung sei die verschärfte Einschränkung der Beweglichkeit im öffentlichen Raum für die Schweizer Bevölkerung.
„Eine Notlösung könnte darin bestehen, dass Schweizer Pächter die nötigsten Arbeiten für ihre Konstanzer Kleingartenfreunde übernehmen“, so Rügert. Die Stadtverwaltung Konstanz prüfe, ob sie bei der Vermittlung von Kontakten helfen kann.