Die Universität hatte sich mit dem Konzept für das wissenschaftliche Bauprojekt beim Forschungsbautenprogramm des Wissenschaftsrats - ein Förderwettbewerb der Bundesregierung - beworben. Erfolgreich. Der Ausschuss Forschungsbauten hat die Planung des Center on Visual Computing for Collectives (VCC) nun als exzellent und wissenschaftlich herausragend bewertet und die Förderung des Forschungszentrums beschlossen.
27 Millionen Euro soll das gesamte Projekt kosten. Eine Hälfte davon übernimmt der Bund, die andere Hälfte trägt das Land Baden-Württemberg, das allerdings nach Landesregelung die Hochschule an den Millionenkosten beteiligt. Diese sechs Millionen Euro Beteiligungskosten übernimmt die 2008 in Weinheim gegründete Hector Stiftung II. Die Stifter Josephine und Hans-Werner Hector unterstützen die Uni finanziell bereits seit einigen Jahren. Erst dadurch sei die Realisierung des Zentrums überhaupt möglich, erklärt Ulrich Rüdiger, Rektor der Universität. "Josephine und Hans-Werner Hector sind langjährige Förderer unserer Hochschule mit einem exzellenten Gespür für wissenschaftlich herausragende Projekte."

Das Zentrum soll auf 3000 Quadratmetern Fläche neue Ansätze für die Erforschung von Schwarmverhalten und Gruppenbewegungen in Tiergemeinschaften möglich machen. Trotz der Allgegenwart von Tiergruppen sei wenig darüber bekannt, wie soziale Interaktion unter Tieren möglich ist. Das zu ändern, dabei soll das VCC helfen. Mithilfe moderner Labore sowie 3D-Projektionen sollen die Bewegungen einzelner Tiere in einer Gruppe, wie einem Insekten- oder Fischschwarm, räumlich und zeitlich erfasst werden. Ziel sei es, anhand der Datenmengen tierische Bewegungsmuster zu entschlüsseln. Wissenschaftler der Fachbereiche Biologie und Informatik arbeiten gemeinsam im neuen Forschungsbau.
"Kollektives Schwarmverhalten ist ein wichtiger Forschungsbereich, den wir bereits seit einigen Jahren stärken", erklärt Julia Wandt, Pressesprecherin der Universität. Die Forschung am VCC soll Antworten in vielen Anwendungsfeldern geben, erklärt Rektor Rüdiger: "Von der Prävention landwirtschaftlicher Schädlingsplagen über Erkenntnisse zur Ausbreitung von Krankheitswellen bis hin zu Grundlagen für die Steuerung autonomer Roboter und selbstfahrender Fahrzeuge." Die Uni Konstanz konnte in den vergangenen Jahren in diesem Forschungsbereich Wissenschaftler unter anderem von der amerikanischen Universität Princeton gewinnen.
Das neue Gebäude liegt an der Nordseite der Universität, zwischen zwei wissenschaftlichen Gebäuden und der Eggerhaldestraße - und damit laut Julia Wandt innerhalb des rechtlichen Baugrunds der Universität. Nachdem die Finanzierung durch Bund, Land und Stiftung bewilligt ist, sollen nun die nötigen Anträge für den Bau folgen. Die Fördergelder durch den Forschungswettbewerb sind für 2017 bis 2021 ausgeschrieben. In diesem Zeitfenster soll das Gebäude entstehen, sagt Wandt.
Forschungsbauprogramm
Die Bundesregierung fördert Forschungsbauten an deutschen Hochschulen mit derzeit 213 Millionen Euro im Jahr, um ihnen eine erfolgreiche Teilnahme am nationalen und internationalen Wettbewerb zu ermöglichen. Neben der Uni Konstanz sind elf weitere Hochschulen in diesem Jahr vom Wissenschaftsrat für ihre Baukonzepte ausgezeichnet worden. Voraussetzung ist, dass der Bau der Forschung dient, dass sich die Arbeit durch herausragende wissenschaftliche Qualität auszeichnet und von überregionaler Bedeutung ist und dass die Investitionskosten fünf Millionen Euro übersteigen. (lur)