Die Szene ist eindrücklich: Gewitter, Sturm, Starkregen, mitten in der Nacht. Was für viele ein faszinierendes Schauspiel bietet, ist für andere mit einem nächtlichen Arbeitseinsatz verbunden: In Konstanz sind auch beim jüngsten Gewitter am 2. Juli etliche Keller mit Wasser vollgelaufen.
Wie geht die Feuerwehr bei einer Vielzahl von Meldungen vor?
Die Feuerwehr kann in einer Gewitternacht nicht jeden Keller leerpumpen. Über das Einsatzleitsystem priorisiert sie im Voraus die gemeldeten Schadensfälle, erläutert Feuerwehrsprecher Christopher Kutschker. Vorrang haben jene Keller, bei denen durch die Überflutung Gefahren für Menschen entstanden sind, zum Beispiel, weil im Keller eine Heizöl- oder Pelletheizanlage steht. Werden die Pellets nass, entwickeln sie Kohlenmonoxid. Werde ein solcher Schaden erst nachträglich entdeckt, könne schon das Betreten des Raumes gefährlich werden. Gefahr bestehe auch, wenn das Wasser 30 Zentimeter hoch stehe und die Stromleitungen betroffen seien, berichtet Kutschker.
So wird das Wasser abgepumpt
Vor Ort entscheidet der Gruppenführer des Einsatzes, ob sich dieser lohnt. In jedem Fall wird die Feuerwehr helfen, wenn eine Bedrohung für die Bewohner besteht. „Möglich ist aber, dass der Einsatz kostenpflichtig wird“, darauf weise der Gruppenführer die Eigentümer hin. Die Einsatzkräfte entscheiden aufgrund der Wasserhöhe, welches Gerät sie zum Auspumpen des Kellers nutzen. In Frage kommen die Schmutzwasserpumpe, die auch größere Gegenstände mit einsaugt, oder die kleinere Tauchpumpe. Letztere könne 400 Liter pro Minute abpumpen, ein anderes Modell schafft 1500 Liter pro Minute.
Wie man sich selbst helfen kann
Den meisten Betroffenen wird nichts anderes übrig bleiben, als ihren Keller selbst vom Wasser zu befreien. Eimer, Wischlappen und flache Schöpfgeräte helfen weiter und der Einsatz ist sportlich. Es gibt aber auch hilfreiches Gerät. Ein Wassersauger funktioniert ähnlich wie ein Staubsauger und ist im Baumarkt erhältlich.

Wie kommt das Wasser eigentlich in den Keller?
Meist gehe der Keller-Überflutung ein Starkregen voraus, erläutert Ulrike Hertig, Leiterin der Entsorgungsbetriebe Konstanz (EBK). „Zum Beispiel gibt es im Keller häufig einen Ablauf, der nicht gegen Rückstau gesichert ist“, erläutert Hertig. Der Ablauf sei mit einem Rohr verbunden, aus dem das Wasser hochgedrückt werde. Die Lösung ist in diesem Fall einfach: Man stattet den Ablauf mit einer Rückschlagklappe aus, die allerdings halbjährlich gewartet werden muss.
Für Starkregen ist das Kanalnetz nicht ausgelegt
Bei dem heftigen Gewitter war das Kanalnetz wegen des starken Regens überlastet. Es komme zu einem Rückstau, das Kanalsystem schaffe den Abtransport des Wassers nicht mehr, so Hertig. Hinzu komme, dass durch den Sturm Äste und Blätter herabfallen und die Gullys verstopfen. „Fakt ist, dass die Kanäle nicht auf beliebig starken Regen ausgelegt sind“, sagt Ulrike Hertig.
Wie geht der Wohnungseigentümer vor, wenn er die Ursache für die Überflutung finden will?
Er sollte zunächst die Entwässerungsanschlüsse dahingehend überprüfen , ob alle Anschlüsse unterhalb des Straßenniveaus gegen Rückstau gesichert sind. Außerdem sei es gut möglich, dass Oberflächenwasser in den Keller gelaufen sei, sagt Hertig, etwa über Schächte, Türen oder Fenster. Möglich sei außerdem, dass das Gebäude ein Drainagesystem hat, das an den Kanal angeschlossen sei. Dies sei vor allem bei älteren Gebäuden oft der Fall.
Problematisch sei es, wenn ein Drainagesystem keine Absicherung gegen einen Rückstau habe. „Im Falle eines Rückstaus wird die Drainage geflutet und das Abwasser gelangt auch durch Mauerwerk und Bodenplatte in den Keller“, erläutert Hertig. Um dies herauszufinden, braucht der Grundstückseigentümer Entwässerungspläne des Gebäudes. Diese liegen zum Teil bei den EBK vor. Der Eigentümer sollte dann eine Fachfirma mit der Untersuchung der Grundstücksentwässerung beauftragen.
Welche Stadtviertel besonders betroffen waren
Die Regenmenge hat beim Gewitter am 2. Juli das Abwassersystem lokal an mehreren Stellen überfordert. Am stärksten waren der Abwassersammelpunkt am Zähringerplatz, das Berchengebiet, das östliche Fürstenberg und die Altstadt betroffen, berichtet Ulrike Hertig. Von sieben Löschbereichen der Feuerwehr waren vier im Einsatz, sagt Christopher Kutschker.